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INCITE Forum findet am 28. November statt

Am 28. November in Bern bringt das INCITE Forum von EnergieSchweiz alle relevanten Akteure zusammen, die sich mit der Energieeffizienz von elektrischen Motoren und Antrieben beschäftigen.

Die Themenschwerpunkte des INCITE Forums 2023 sind:

  • Das politische Umfeld und die Energiestrategie des Bundes
  • Energieeffizienz aus Sicht der Unternehmensstrategie
  • Stand der Technik bei der Optimierung von elektrischen Motoren und Antrieben.

Das Forum widmet sich allen von Elektromotoren angetriebenen Systemen in einem industriellen Betrieb oder in Dienstleistungsunternehmen. Dazu gehören insbesondere Pumpen, Ventilatoren und Kompressoren, aber auch Produktionsanlagen wie Werkzeugmaschinen und ihre Peripheriegeräte.

Weitere Informationen

Wie geht ein Unternehmen mit den heutigen Anforderungen an die Umweltverträglichkeit um? Tobias Gerfin, CEO der Kuhn Rikon AG, erklärt die Strategie seines Unternehmens.

Herr Gerfin, Sie führen ein Familienunternehmen. Was macht das aus?

Tobias Gerfin: Ein Familienunternehmen führt sich anders als eines, das viele Aktionäre hat. Ich habe sechs Aktionäre. Das macht es familiärer und dadurch einfacher, aber auch komplizierter. Man muss mit der Besitzerfamilie auskommen. Kuhn Rikon ist in dem Sinne aussergewöhnlich, weil die Familie sehr langfristig denkt und bescheiden ist. Es geht ihr darum, dass die Firma gesund ist, aber nicht um kurzfristige Gewinnoptimierung.

Was bedeutet Unternehmensverantwortung für Sie persönlich und für Kuhn Rikon?

Tobias Gerfin: Im Jahr 2026 wird Kuhn Rikon 100 Jahre alt. Das bedeutet, dass langfristig gedacht werden muss. Das ist für mich als CEO ein Vorteil, denn nicht Quartalsergebnisse stehen im Fokus, sondern der langfristige Erfolg. Im Firmennamen steht «Rikon», das heisst, es ist auch ein klares Statement zum Standort. Das gibt uns eine Verantwortung, weil wir den Gebäuden Sorge tragen müssen. Ich finde, im Management eines Unternehmens sind Nachhaltigkeitsziele ein absolutes Muss und haben die gleiche Bedeutung wie der Gewinn.

Wieso ein «Muss»?

Tobias Gerfin: Wir haben als Unternehmensleiter eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft. Wenn wir so weitermachen wie in den letzten 50 Jahren, gibt es in 50 Jahren ganz viele Dinge nicht mehr. Und ob die Menschheit dann noch eine Klimasituation hat, in der sie gut leben kann – dahinter mache ich zwei Fragezeichen.

Also kommt ein Unternehmen gar nicht ums Thema Nachhaltigkeit?

Tobias Gerfin: Ein Unternehmen kann in Bezug auf Nachhaltigkeit nicht mehr kurzfristig denken.

Welche Rolle spielt die Nachhaltigkeit bei der Produkteentwicklung?

Tobias Gerfin: In unserer Nachhaltigkeitsstrategie ist verankert, dass wir jedes Jahr eine Produktlinie lancieren, die im geschlossenen Kreislauf ist. Dieses Jahr ist es ein Käsefondue-Caquelon aus rezykliertem Aluminium mit einem Holzgriff. Die Materialwahl ist sehr herausfordernd, denn es gibt viele Materialien, die sich als «bio» oder «öko» bezeichnen. Wenn man dann genauer prüft, haben diese oft Bestandteile, die definitiv nicht ökologisch sind. Hier müssen die Entwicklungsabteilung und das Produktmanagement sehr genau hinschauen.

Für Kuhn Rikon ist es wichtig, eine Balance zwischen der Materialmenge, der Lebensdauer und der Qualität des gekochten Essens zu finden. Eine Bratpfanne mit einer zu dünnen Wandstärke speichert wenig Energie. Darum setzen wir auf hohe Wandstärken. Ausserdem leidet die Lebensdauer unter Materialeinsparungen. Das Problem kann dadurch gelöst werden, dass das gesamte Material in geschlossene Kreisläufe gebracht wird. Bei uns in der Schweiz funktioniert das gut.

Wie steht es um die Dekarbonisierung? Kann es sich ein Unternehmen heutzutage überhaupt noch leisten, auf Dekarbonisierung zu verzichten?

Tobias Gerfin: Ein Netto-Null-Ziel muss nicht jedes Unternehmen haben. Aber wenn ein Unternehmen sagt, die ESG-Ziele oder SDGs der UNO interessierten es nicht, glaube ich nicht, dass es langfristig überleben kann.

Welche Rahmenbedingungen braucht es, um zu dekarbonisieren?

Tobias Gerfin: Man braucht verschiedene Optionen und Kooperationen, da eine Firma das nicht allein machen kann. Natürlich kann jeder eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach installieren. Aber die CO2-Emissionen unseres Stromverbrauchs in Rikon betragen 500 Tonnen CO2, während wir gesamthaft über 20 000 Tonnen verursachen. Damit stellt sich die Frage: Welche Optionen gibt es, meinen gesamten CO2-Fussabdruck zu reduzieren, und mit wem kann ich zusammenarbeiten?

Also ist das Fehlen des Know-hows ein Problem?

Tobias Gerfin: Ja. Aber auch die Berechnung der CO2-Emissionen ist eine Herausforderung, da interne und externe Systemgrenzen definiert werden müssen. Wir haben für unsere Analyse explizit die CO2-Emissionen während der Nutzungsphase ausgeklammert, weil wir nicht sagen können, wie jemand kocht. Diese Emissionen stellen jedoch vermutlich 95 Prozent aller Emissionen im gesamten Lebenszyklus einer Bratpfanne dar.

Gibt es für Unternehmen, die mit der EnAW zusammenarbeiten, einen Vorteil?

Tobias Gerfin: Ja, die Reduktionsziele jedes einzelnen Unternehmens bei der EnAW werden vom Bund offiziell geprüft und verfügt. Dadurch erhält die Kommunikation mehr Gewicht, verglichen mit vielen anderen Zertifikaten und Labels.

Kuhn Rikon hat sich zum 100-Jahre-Jubiläum das Ziel gesetzt, klimaneutral zu werden. Wo steht Kuhn Rikon momentan?

Tobias Gerfin: Wir haben im Jahr 2020 eine erste CO2-Bilanz für Scope 1, 2 und 3 erstellt. Die Klimaneutralität für Scope 1 und 2 könnten wir mit einem Fingerschnippen erreichen und an die grosse Glocke hängen. Das halten wir aber für unseriös, da Scope 1 und 2 nur gut zwei Prozent unseres CO2-Fussabdrucks entsprechen. Unser grösster Hebel ist das Metall Aluminium mit gut 30 Prozent unseres Fussabdrucks. In einem ersten Schritt wechseln wir von primärem auf rezykliertes Aluminium und reduzieren dabei die CO2-Emissionen um 95 Prozent. Bis Mitte 2024 werden wir unseren gesamten Aluminiumverbrauch inklusive der Produkte aus China auf rezykliertes Aluminium umgestellt haben. Dadurch können wir unsere Emissionen um etwa 28 Prozent senken. Das ist zwar ein grosser Schritt, aber er genügt noch nicht. Auch beim Stahl müssen wir schauen, dass wir einen möglichst hohen Anteil an Rezyklaten verwenden. Dann sinkt automatisch auch der Fussabdruck. Unser Ziel ist es, bis 2026 50 Prozent eliminiert zu haben. Den Rest wollen wir über Dekarbonisierung oder Removal entfernen und wenn möglich Offsetting vermeiden.

Sie haben Removal angesprochen, also CCS. Das ist nicht ganz günstig. Wieso hat sich Kuhn Rikon für dieses Verfahren entschieden?

Tobias Gerfin: Wir sind ein Unternehmen, das etwas aus Metallen herstellt und das Material transportieren muss. Das heisst, solange es uns als Unternehmen gibt, werden wir CO2 verursachen. Wenn die Welt die Net-Zero-Ziele schaffen will, müssen wir ins Minus kommen. Und das bedeutet der Atmosphäre muss CO2 entzogen werden, also Removal. Es gibt keinen anderen Weg.

Ist es für Sie kein Wermutstropfen, dass CO2 entzogen werden muss?

Tobias Gerfin: Nein. Das CO2 wird in einem Prozess erzeugt, aber in einem ganz anderen wieder entzogen. Der reine Verzicht dagegen ist für mich der falsche Ansatz, auch wenn sinnvoller Verzicht notwendig sein wird.

Wie ist Kuhn Rikon mit den steigenden Energiepreisen umgegangen?

Tobias Gerfin: Wir haben Dreijahresverträge. Unsere Verträge liefen per 1. Januar 2023 aus. Im letzten Vertrag bezahlten wir noch 6 Rappen pro Kilowattstunde. Dann bekamen wir im Dezember 2021 ein Angebot von 11 Rappen. Wir wollten aber noch zuwarten. Im Januar 2022 waren es 13.4 Rappen. Schliesslich schlossen wir den neuen Vertrag zu 24 Rappen pro Kilowattstunde über drei Jahre ab. So gesehen sind wir voll von den hohen Energiepreisen betroffen. Die Alternativen sind für uns, andere Energiequellen anzuzapfen, zum Beispiel Photovoltaik auf dem Dach. Das sind allerdings grosse Investitionen, da unsere Dächer zuerst mit viel Geld saniert werden müssen. So grosse Investitionen kann eine normale Firma nicht aus der Portokasse bezahlen.

Vom weltweiten Umsatz der Kuhn Rikon AG produzieren wir ungefähr einen Drittel hier in Rikon. Der Stahl und das Aluminium kommen aus Europa, aber auch dort sind die Energiepreise massiv gestiegen. Eine der grössten Herausforderungen ist aber der Wechselkurs, da meiner Meinung nach der jetzige Euro-Franken-Kurs noch weiter abschwächen wird und die Industrie sich auf 90 Rappen vorbereiten sollte. Das ist zwar unangenehm. Aber es ist ein Druck, der auch fit hält.

Blicken wir in die Zukunft. Wie werden wir dann kochen?

Tobias Gerfin: Nicht viel anders. Kochen wird von Generation zu Generation übergeben. Wir haben also einen sehr langsamen Veränderungsprozess.

Wird die Digitalisierung eine Rolle spielen?

Tobias Gerfin: Sie kann. Wir haben beispielsweise mit V-Zug eine Kooperation zu einem Kochfeld mit einem Temperatursensor und einer App. Aber das ist noch eine Nische und es wird schwierig, die breite Masse dafür zu begeistern.

WEITERE INFORMATIONEN


Energie ist keine «commodity» mehr. Krieg und Klimawandel haben die Spielregeln des Marktes grundlegend verändert. Unternehmen müssen deshalb ihre Versorgung neu denken. 

Seit Jahren ist das energiepolitische Mantra der Wirtschaft sehr einfach: Sauber, preisgünstig und ausreichend vorhanden muss die Energie sein, damit der Werk- und Arbeitsplatz Schweiz attraktiv bleibt. Der Weg zu diesem Ziel ist jedoch holprig und in jüngster Vergangenheit hat sich die Zahl der Schlaglöcher markant erhöht: Der Stillstand in der Europapolitik gefährdet unseren Anschluss ans Europäische Stromnetz und wird Winterimporte künftig erschweren. Derweil bauen wir im Inland auch nicht genügend schnell Winterstrom zu und gewährleisten noch keine ausreichende Stromproduktion für Netto-Null 2050. Um die ambitionierten Ziele zu erreichen, müssten wir die Stromproduktion jedoch bis 2050 in etwa verdoppeln – eine Herkulesaufgabe! Zu allem anderen pflügen unsere Nachbarländer seit dem russischen Angriff auf die Ukraine auch noch die Energiemärkte um – Subventionen und Industriepolitik sollen die Turbulenzen abfedern. Unter diesen Voraussetzungen sind fachlichen und politischen Diskussionen um die Energiezukunft so komplex und volatil geworden, dass zeitweise auch das Parlament den Überblick verliert. 

Für immer mehr Unternehmen stellt sich die Frage, wie sie auf diese Situation reagieren: Die Energie ist nicht mehr eine commodity, ein Allerweltsprodukt, das «einfach da» ist. Stattdessen wollen neben den Finanz- und Materialflüssen auch die Energieflüsse einer Firma strategisch weitsichtig geplant sein.  

Zwei Schritte können auf diesem Weg besonders relevant sein: 

  1. Verstehen Sie Ihre Situation: Eine saubere Auslegeordnung des eigenen Energieverbrauchs und der CO2-Emissionen sind der Schlüssel zum Erfolg. Daraus lassen sich Ziele und Erfolgsgrössen ableiten, dank denen Sie überprüfbare Massnahmen ergreifen können. Die EnAW und Standards wie die Science Based Targets initiative (SBTi) leisten hierfür wertvolle Hilfestellungen. 
  1. Denken Sie in Szenarien und sorgen Sie vor: Gewisse Firmen können hohe Energiepreise oder eine drohende Mangellage betrieblich zumindest teilweise abfedern. Andere können das nicht – ihnen droht schon bei geringen Aufschlägen die Schliessung. Flexibilität ist deshalb das Zauberwort. Sie kann entweder durch Betriebsoptimierungen oder gezielte Investitionen erhöht werden. Oder mit glättenden Massnahmen wie langfristige Energielieferverträge oder gar Ko-Investitionen in die Energieproduktion. Auch im absoluten Ernstfall weiss die Wirtschaft sich selbst zu helfen, wie das Kontingenthandelsportal www.mangellage.ch zeigt. 

Wir sind überzeugt – wer seine Emissionen und seine Energieversorgung nicht als «Beigemüse», sondern als zentralen Bestandteil des Geschäftsmodells versteht, wird sich einen strategischen Vorteil sichern.  


Über den Autor

Alexander Keberle ist Mitglied der Geschäftsleitung und Bereichsleiter Umwelt, Energie und Infrastruktur bei economiesuisse, Dachverband der Schweizer Wirtschaft. 

WEITERE INFORMATIONEN

EnAW-Beraterin Beatrice Schaffner hat sich darauf spezialisiert, Gemeindeverwaltungen in Bezug auf deren Energieverbrauch zu beraten. Ihr Fazit: Die Einbindung aller Beteiligten ist für grössere Vorhaben entscheidend. 

Lüftungen in Hallenbädern oder Mehrzweckhallen, Heizungen in Liegenschaften, die öffentliche Beleuchtung – der Energieverbrauch von Gemeinden ist vielfältig. Das weiss Beatrice Schaffner aus ihrer langjährigen Erfahrung. Die EnAW-Beraterin erarbeitet mit ihrer Firma Schaffner Smart Solutions AG seit über 20 Jahren Strategien für Nachhaltigkeit, Ressourcenmanagement und Prozessoptimierung. Ebenso vielfältig wie der Energieverbrauch ist die Problematik für Gemeinden, an den richtigen Schrauben zu drehen. «Die Gemeinden wollen Energie sparen, wissen aber oft nicht, wie sie das anpacken sollen», so Schaffner. Hinzu komme, dass die Gemeinden unter Druck stünden. «Sie müssen einerseits Budgetvorgaben einhalten, andererseits werden Investitionen in erneuerbare Energieversorgungen und in Klimaschutz erwartet», sagt Schaffner. «Drittens wird das Umfeld mit E-Ladestationen, Wärmepumpen und Stromeinspeisungen und den vielen beteiligten Akteuren immer komplexer: Eine Gemeinde kann zum Beispiel in eine PV-Anlage investieren und den Strom an einen Energieversorger verkaufen. Oder sie kann den PV-Strom Strom an E-Ladestationen verkaufen, den Überschussstrom selbst brauchen, in Batterien speichern oder an den Energieversorger verkaufen.» Eine Gemeinde könne auch eine Wärmepumpe mit Strom ab der PV-Anlage und ab Netz betreiben. «Das Dach kann ebenfalls an einen Energieversorger vermietet werden, der in die PV-Anlage investiert und den Strom selbst verkauft», so Schaffner. «Es gibt eine Vielzahl an Varianten und Kombinationen. Es müssen technische, regulatorische und wirtschaftliche Aspekte berücksichtigt werden. Hier gilt es, das Optimum zu finden, damit der Steuerfranken optimal eingesetzt wird.» 

Laut Schaffner verbrauchen die Gemeinden die meiste Energie für ihre Gebäudeheizungen. «Viele Gemeindeliegenschaften vor allem in kleineren Gemeinden stammen aus den 1970er-Jahren, sind schlecht isoliert und brauchen viel Heizenergie», erläutert die Energieberaterin. Lüftungen seien ebenfalls grosse Energieverbraucher, die man allerdings einfacher optimieren könne. «Der Verbrauch für die öffentliche Beleuchtung hingegen ist eher untergeordnet, aber gut sichtbar», sagt Schaffner. «Hier ist vor allem wichtig, dass beim Ersatz mit LED-Leuchten insektenfreundliche Leuchtmittel gewählt werden und somit der Biodiversität Rechnung getragen wird.» 

Gemeinden machen heute schon viel

Eine Hürde für die Reduktion des Energieverbrauchs sei oft die Finanzierung, so Schaffner. «Kleinere kostengünstige Massnahmen fallen in der Regel in die Kompetenz der Gemeindeverwaltung und werden sofort umgesetzt. Darunter fallen Betriebsoptimierungen oder auch der Ersatz von älteren Leuchtmitteln durch LED.» Grössere Vorhaben wie energetische Sanierungen oder Heizungsersatz müssten dagegen durch die Legislative (Gemeindeversammlung oder -parlament) beschlossen werden. Hier sei eine gute Vorbereitung des Geschäfts entscheidend, sagt Schaffner: «Als ehemalige Gemeinde- und Kantonsrätin durfte ich immer wieder miterleben, wie wichtig neben der Qualität des Projekts die Einbindung der verschiedenen Interessengruppen für einen Erfolg ist.» Viele Gemeinden übernähmen zusammen mit den Ortsbürgergemeinden als Waldbesitzer und dem lokalen Energieversorger eine Vorreiterrolle, indem sie die Gemeindeliegenschaften und Quartiere mit Fernwärme versorgten. «Je nach Konstellation können solche Vorhaben schnell umgesetzt werden», sagt Schaffner. Zahlreiche Gemeinden täten bereits heute viel für die Energieeffizienz und den Klimaschutz, was allerdings häufig nicht gross kommuniziert werde. 

Gesamtgesellschaftlich betrachtet sieht Schaffner sowohl positive als auch negative Signale. Zwar sei die Energieeffizienz in den vergangenen zwei Jahrzehnten massiv gesteigert worden. Ebenso sei das Heizen mit Wärmepumpen, Biomasse oder Fernwärmeweit verbreitet. «Andererseits hat parallel dazu der Konsum zugenommen», gibt Schaffner zu bedenken. «Wir wissen also, wo wir als Gesellschaft in den nächsten 20 Jahren ansetzen müssen», so Schaffners Fazit.  

Beatrice Schaffner ist EnAW-
Beraterin, Gründerin/CEO von Schaffner Smart Solutions AG und erarbeitet seit über 20 Jahren Strategien für Nachhaltigkeit, Ressourcenmanagement und Prozessoptimierung.

WEITERE INFORMATIONEN

Das Risikomanagement in der Energiebeschaffung wurde bei vielen Unternehmen zur zentralen Bedeutung. Die Ungewissheit über die künftigen Energiepreise sind für die Unternehmen stark herausfordernd. 

Wie gehen Unternehmen mit den volatilen Energiemärkten um? Zu unterschiedlich sind die unternehmensspezifischen Gegebenheiten wie Risikofähigkeit, Planungssicherheit, Energieversorgung oder Marktverhalten, um eine allgemeingültige Antwort zu geben. Der Einkaufszeitpunkt wurde entscheidender denn je. 

Es herrscht Ungewissheit. Wann soll ich kaufen? Noch immer ist Energie sehr teuer, verglichen mit dem Vor-Corona-Niveau. Die Volatilität zeigt in den Energiemärkten ihren freien Lauf. Das Potenzial nach unten ist gross, gegen oben nahezu unendlich, zumindest für eine kurze Zeitdauer. Im Sommer 2022 hat Strom für das 1. Quartal in 2023 über 1000 Euro pro Megawattstunde gekostet. Der Spotmarkt bestimmte anschliessend den Preis auf etwa 145 Euro pro Megawattstunde. Das zeigt die hohe Volatilität, in der sich die Unternehmen behaupten müssen und so nicht selten ihre Einkaufsstrategie dem aktuellen Kontext angepasst haben. 

Der Volatilität kann entgegengewirkt werden, indem beispielsweise Terminprodukte eingesetzt werden, die in vielen kleinen Tranchen über einen längeren Zeitraum eingekauft werden, kombiniert mit Anteilen am Spotmarkt. In einem steigenden Markt haben die teilweise weit im Voraus eingekauften Terminprodukte Ihre Vorteile ausgespielt. Doch wie geht man in einem tendenziell sinkenden Markt vor? Für viele Unternehmen stellt sich der Umgang mit sinkenden Märkten eher schwieriger dar als in steigenden Märkten. Möglicherweise kaufen Unternehmen heute viel zu teure Terminprodukte oder aber der Spotmarkt geht wieder durch die Decke – wir werden es sehen. Im aktuellen Kontext der drohenden Strom- und Gasmangellage sind die Entscheidungen umso schwieriger, da die Volatilitäten in diesem Winter nochmal richtig zunehmen können. Im Gegensatz zum grenznahen Ausland gibt es in der Schweiz gegen oben keine Preisobergrenze oder eine andere Form von finanzieller Unterstützung. 

Je nach Branchen können Strategien zur Anwendung kommen, die ein Mitschwimmen im Markt zum Ziel haben, um Risiken zu minimieren. Es gibt Anzeichen dafür, dass manche Branchen eher zu einer kurzfristigen und andere eher zu einer langfristigen Beschaffung tendieren. Die Risiken beim Versuch, kostengünstigere Energie als die Mitbewerber einzukaufen, sind möglicherweise weitaus höher als die Chance, Produkte kostengünstiger herzustellen. Viele Unternehmen in der Schweiz wären bei zu teuer eingekaufter Energie gezwungen, ganze Produktionsstätten einzustellen. Die Folgekosten sind riesig. In solchen Fällen gibt es Unterstützung durch den Bund in Form der Kurzarbeitsentschädigung im Kontext der aktuellen Energiemarktlage. 

Über den Autor

Sven Erne-Bedford ist Vize-Präsident der IGEB und Head of Energy and Environment der Modelgroup in der Papier- und Kartonindustrie. Die IGEB vertritt die Interessen der Energieintensiven Branche in der Schweiz.  

WEITERE INFORMATIONEN

Am 11. Swiss Green Economy Symposium in Winterthur wird die EnAW beim Thema Kreislaufwirtschaft mit dabei sein.

Das Swiss Green Economy Symposium ist die umfassendste Konferenz zu Wirtschaft und Nachhaltigkeit in der Schweiz.

Am 6. und 7. September 2023 stehen Ihnen unsere Expertinnen zum Thema Ressourceneffizienz an einem der Informationsstände zur Verfügung. Zudem wird unsere Projektleiterin Ressourceneffizienz, Almut Sanchen, an einem der Innovationsforen referieren. Verpassen Sie also nicht, sich für das «Innovationsforum IF.17» am 7. September 2023 anzumelden.

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