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Praxisbeispiele
KMU-Modell
Wärme-/Kältenetz
Bern
Gastgewerbe/Hotellerie

Wärme aus dem See

19.04.2023

Das BEATUS Wellness- und Spa Hotel in Merligen hat mit Unterstützung der EnAW seit Neuestem eine Seewasserwärmepumpe in Betrieb. Dadurch spart das Fünf-Sterne-Haus künftig viel Öl ein.

Das Hotel BEATUS in Merligen liegt direkt am Thunersee. (Bild: BEATUS Wellness- & Spa-Hotel)

Ein kleines Paradies: Das ist der erste Gedanke, der vom Kursschiff aus durch den Kopf schiesst, wenn dieses auf dem Thunersee am BEATUS vorbeifährt. Die Parkanlage des Hotels mit seinen Schatten spendenden Bäumen und den Liegestühlen lässt die Sehnsucht aufkommen, im Hotel einen Kurzaufenthalt zu buchen. Das Solbad im Freien verstärkt diese noch.

Das Solbad im Hotelpark hat allerdings einen Nachteil: Viel Energie ist notwendig, um die Wassertemperatur konstant bei 35 Grad zu halten. Bis zum Frühling dieses Jahres stammte die Energie fürs ganze Haus (Warmwasser und Heizung) dazu aus Erdöl. «Wir haben pro Jahr 270 000 Liter Erdöl verbraucht», so Philippe Baud, Generaldirektor des BEATUS, das zur HLS Hotel & Spa AG gehört. Der CO2-Ausstoss belief sich auf 720 Tonnen pro Jahr.

Damals in den 1960er-Jahren, als das Traditionshaus gebaut wurde, waren Ölheizungen üblich. Doch in den vergangenen Jahren sei der Druck, vom Öl wegzukommen, immer grösser geworden, sagt Baud. Im Jahr 2016 hat die Hotelleitung erstmals eine Analyse durch EnAW-Berater Andreas Santschi durchführen lassen. Zwei Jahre später ist sie auf Seewärme als Alternative fürs Erdöl gestossen. «Da wir massive Betonwände haben, hätte zum Beispiel eine Wärmedämmung wenig Sinn ergeben», erklärt Baud. Und Fernwärme, wie sie im Schwesterhotel ERMITAGE Wellness- und Spa Hotel in Gstaad-Schönried zum Einsatz kommt, ist in Merligen nicht vorgesehen. Auch Erdwärme sei zur Debatte gestanden. «Aber wir hätten bis zu 20 Löcher bohren müssen», argumentiert Baud. «Und das hätte wegen des lockeren Gesteins und der unmittelbaren Seenähe heikel werden können.»

Was also tun? «Wir haben uns gesagt: Wenn wir schon direkt am See gelegen sind, warum ihn nicht nutzen?», so Baud. Im September 2021 hat die Hotelleitung die konkrete Umsetzung an die Hand genommen, im März 2022 wurden die ersten Leitungen verlegt. Und jetzt sind die beiden Seewasserwärmepumpen in Betrieb. Sie leisten 550 Kilowatt. Zusätzliche 20 Prozent Leistung sind Reserve. «Die Seewasserwärmepumpe könnte wohl auch an ganz kalten Tagen ihren Dienst verrichten», sagt Baud. Dennoch hat er zur Sicherheit die alte Ölheizung durch eine neue ersetzt. Diese soll aber nur im Notfall zum Einsatz kommen. Die Seewasserwärmepumpen kühlen zusätzlich kostenlos (als Abfallprodukt) unter anderem den Restaurationsbetrieb und die Küche.

Die Investitionen für die Seewasserwärmepumpe belaufen sich auf 2.4 Millionen Franken, wobei 430 000 Franken davon aus der CO2-Rückerstattung stammen. «Wir haben aber alles selber bezahlt und bekamen keine Subventionen», sagt Baud. Er empfand aber nicht nur die hohe Investition als Herausforderung. «Auch die Bewilligungsverfahren sind nicht ganz einfach gewesen, da es sich um ein einzigartiges Projekt handelt», so Baud. Dafür sei die Zusammenarbeit mit der Gemeinde Sigriswil sehr gut gewesen. «Sie war sehr proaktiv.»

Eine weitere Herausforderung: der Strom. «Wir hatten plötzlich zu wenig Strom», erzählt Baud. «Daher mussten wir eine Trafostation einbauen.» Kostenpunkt: nochmals 350 000 Franken. «Das ist dann halt einfach so, da kann man nichts machen», sagt Baud und zuckt mit den Schultern.

Als zusätzliche Massnahme könnte sich Baud vorstellen, in dem Hotel dereinst eine Photovoltaikanlage einzubauen. «Das Beatus ist mit seiner Südwestlage für PV prädestiniert», sagt er. Die PV-Module will er auf dem Dach anbringen oder an der Fassade. «Bei diesen Strompreisen würde sich das lohnen», argumentiert Baud. Eine Anlage, wie im BEATUS im ERMITAGE ist für Baud schwierig umzusetzen. «Wir haben im ERMITAGE kein Dach in Richtung Süden», sagt er. «Zudem sind die Auflagen im Saanenland sehr streng.»

Trotz Auflagen: Baud ist pragmatisch. «Die Frage ist ja, ob man nur die Probleme oder auch die Möglichkeiten sieht», sagt er. «Was kann man mit einer Massnahme herausholen? Das ist die Herausforderung.»