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Verwaltung/Politik

Die Energiewende wird zur Zeitenwende

22.08.2023

Energie ist keine «commodity» mehr. Krieg und Klimawandel haben die Spielregeln des Marktes grundlegend verändert. Unternehmen müssen deshalb ihre Versorgung neu denken. 

Seit Jahren ist das energiepolitische Mantra der Wirtschaft sehr einfach: Sauber, preisgünstig und ausreichend vorhanden muss die Energie sein, damit der Werk- und Arbeitsplatz Schweiz attraktiv bleibt. Der Weg zu diesem Ziel ist jedoch holprig und in jüngster Vergangenheit hat sich die Zahl der Schlaglöcher markant erhöht: Der Stillstand in der Europapolitik gefährdet unseren Anschluss ans Europäische Stromnetz und wird Winterimporte künftig erschweren. Derweil bauen wir im Inland auch nicht genügend schnell Winterstrom zu und gewährleisten noch keine ausreichende Stromproduktion für Netto-Null 2050. Um die ambitionierten Ziele zu erreichen, müssten wir die Stromproduktion jedoch bis 2050 in etwa verdoppeln – eine Herkulesaufgabe! Zu allem anderen pflügen unsere Nachbarländer seit dem russischen Angriff auf die Ukraine auch noch die Energiemärkte um – Subventionen und Industriepolitik sollen die Turbulenzen abfedern. Unter diesen Voraussetzungen sind fachlichen und politischen Diskussionen um die Energiezukunft so komplex und volatil geworden, dass zeitweise auch das Parlament den Überblick verliert. 

Für immer mehr Unternehmen stellt sich die Frage, wie sie auf diese Situation reagieren: Die Energie ist nicht mehr eine commodity, ein Allerweltsprodukt, das «einfach da» ist. Stattdessen wollen neben den Finanz- und Materialflüssen auch die Energieflüsse einer Firma strategisch weitsichtig geplant sein.  

Zwei Schritte können auf diesem Weg besonders relevant sein: 

  1. Verstehen Sie Ihre Situation: Eine saubere Auslegeordnung des eigenen Energieverbrauchs und der CO2-Emissionen sind der Schlüssel zum Erfolg. Daraus lassen sich Ziele und Erfolgsgrössen ableiten, dank denen Sie überprüfbare Massnahmen ergreifen können. Die EnAW und Standards wie die Science Based Targets initiative (SBTi) leisten hierfür wertvolle Hilfestellungen. 
  1. Denken Sie in Szenarien und sorgen Sie vor: Gewisse Firmen können hohe Energiepreise oder eine drohende Mangellage betrieblich zumindest teilweise abfedern. Andere können das nicht – ihnen droht schon bei geringen Aufschlägen die Schliessung. Flexibilität ist deshalb das Zauberwort. Sie kann entweder durch Betriebsoptimierungen oder gezielte Investitionen erhöht werden. Oder mit glättenden Massnahmen wie langfristige Energielieferverträge oder gar Ko-Investitionen in die Energieproduktion. Auch im absoluten Ernstfall weiss die Wirtschaft sich selbst zu helfen, wie das Kontingenthandelsportal www.mangellage.ch zeigt. 

Wir sind überzeugt – wer seine Emissionen und seine Energieversorgung nicht als «Beigemüse», sondern als zentralen Bestandteil des Geschäftsmodells versteht, wird sich einen strategischen Vorteil sichern.  


Über den Autor

Alexander Keberle ist Mitglied der Geschäftsleitung und Bereichsleiter Umwelt, Energie und Infrastruktur bei economiesuisse, Dachverband der Schweizer Wirtschaft. 

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