TIOR SA vereint 30 Obst- und Gemüseproduzenten im Tessin und engagiert sich seit über 15 Jahren bei der Energie-Agentur für Wirtschaft (EnAW), um den Energieverbrauch zu senken und die Energieeffizienz zu steigern. Wir haben bei TIOR vorbeigeschaut, weil wir wissen wollen, wo die beliebten Tessiner Tomaten, die zusammen mit vielen anderen Produkten täglich auf den Tischen von Familien in der ganzen Schweiz landen, angebaut und verpackt werden.
Tomaten, Zucchini, Gurken und Salate: Viele Produkte aus dem Tessiner Gemüsegarten landen dank dem Obst- und Gemüseproduzenten TIOR SA in der Magadinoebene mit einer Filiale in Stabio auf den Esstischen in der ganzen Schweiz. 70 Prozent vom Obst und Gemüse, das tagtäglich von den Obst- und Gemüseproduzenten angeliefert wird, soll schnellstmöglich auf den Markt jenseits des Gotthards gehen. Die Abnehmer sind hauptsächlich die grossen Supermärkte von Migros, Coop, Aldi, Manor und anderen. Zwischen den Türmen aus Körben und Pappkartons herrscht grosse Spannung. Die Lieferungen müssen bis zum Ende des Tages erfolgen und es gibt viel Gemüse zu sortieren, zu kalibrieren und zu verpacken. Abfallprodukte aus den Anlieferungen werden zur Produktion von Biogas genutzt – eine gute Möglichkeit, Ressourcen optimal zu nutzen.
360°-Effizienz
Jeder Handgriff wird hier effizient erledigt, damit die frischen Produkte pünktlich ihren Bestimmungsort erreichen. Effizienz bei der Arbeit, die mit Energieeffizienz einhergeht. Tatsächlich hat TIOR SA wichtige Schritte unternommen, um die Nachhaltigkeit zu verbessern und den Energieverbrauch zu reduzieren. Das zeigt auch am heutigen Hauptsitz, der im Jahr 2009 nach den höchsten Minergie-Energiestandards gebaut wurde. «Wir haben uns schon immer für eine umweltfreundliche Produktion eingesetzt», erinnert sich Marco Bassi, Direktor von TIOR SA, «aber wir müssen stets die richtige Balance zwischen Investitionen in die Energieeffizienz und der wirtschaftlichen Nachhaltigkeit finden.»
Nutzung der Restwärme aus Kühlräumen
Die sechs Kühlräume in den Lagerhallen sind notwendig, um die Kühlkette zu gewährleisten und die frisch geernteten Produkte zwischenzulagern. Die Temperaturen schwanken hier zwischen 2 und 14 Grad Celsius. Die Kühlung dieser Systeme erfordert viel Energie. Im Jahr 2022 weihte TIOR SA ein neues Kohlendioxid (CO2)-Kühlsystem ein; Es war nicht nur kleiner als das Vorgängermodell, sondern macht auch die Zielerreichung bei der Energie möglich. «Mit diesem System konnten wir unseren Stromverbrauch um 25 Prozent senken», fährt Bassi fort. «Das ist auch ein wirtschaftlicher Vorteil angesichts der gestiegenen Energiepreise.» Die aus der Abwärme der neuen Kühlung zurückgewonnene Energie ermöglicht auch die Beheizung des restlichen Gebäudes. «TIOR hat heute einen doppelten Vorteil mit diesem System», erklärt EnAW-Berater Lorenzo Medici. «Zum einen wird die Wärme wiederverwendet, zum anderen wird die Installation einer Ölheizung oder einer zusätzlichen Wärmepumpe für den Rest des Gebäudes vermieden.»
Die Nutzung von CO2 im geschlossenen Kreislauf (in flüssiger und gasförmiger Form) hat noch einen weiteren Vorteil: Im Falle von Leckagen wird die Atmosphäre nicht mit ozonschichtschädlichen oder in der Luft stabilen Gasen belastet. Das ist gut, denn der Bund hat das Ziel gesetzt, dass alle Kühlsysteme auf natürliche Gase umzustellen sind, um den Einsatz synthetischer Gase zu vermeiden. TIOR SA hat bereits alle notwendigen Schritte unternommen, um diesem Standard gerecht zu werden.
Viel Technologie in den Gewächshäusern der Zukunft
Soweit das Auge reicht, erstrecken sich Gewächshäuser ausserhalb der Weiterverarbeitungshallen. Wir besichtigen eines das wenige Kilometer entfernt ist. Es wurde Ende 2023 errichtet und ist mit modernster Technologie ausgestattet. Das Gewächshaus ist ein Vorbild, dem andere folgen sollten. Die Struktur wurde mit einer doppelten Schirmanlage gebaut, um Wärmeverluste zu minimieren. Das Dach ist, soweit möglich, mit Solarpaneelen gedeckt, die für die nötige Energie sorgen. Zwar ist die Anlage noch nicht in Betrieb, doch wenn, dann hat sie das Potenzial, eine Jahresproduktion von 800 000 Kilowattstunden zu erreichen. Das entspricht dem Jahresverbrauch von rund 200 Haushalten. Im Inneren des Gewächshauses ist alles auf den Millimeter genau geplant und gebaut. Dank der Hors-sol-Produktion (erdlose Kultur) wachsen die Pflanzen über dem Boden und ein computergestütztes System versorgt sie täglich mit den notwendigen Nährstoffen. Hier werden wir Zeuge davon, dass die Zukunft der Landwirtschaft eine hochtechnologische ist und bis ins kleinste Detail auf die Energieeffizienz Acht gibt.
Auf den Dächern der Gewächshäuser wurde eine hochmoderne Photovoltaikanlage installiert.
Neues CO2-System zur Kühlung der Kühlräume. Im Bild, von links: Walter Bisang, EnAW-Berater, Marco Bassi, Direktor TIOR SA, und Lorenzo Medici, EnAW-Berater.
Der Hors-sol-Produktion von Tomaten.
Marco Bassi.
Verpackungslinie für Gemüse.
Marco Bassi und Walter Bisang.
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07.11.2024
Fachtagung 2024 an der Energy Week der ETH
Fakten
TIOR SA
Cadenazzo, TI
13 000 bis 14 000 Tonnen
Gemüse und Obst verarbeitet TIOR jährlich
600 000 kg
Tomaten werden im Juni wöchentlich ausgeliefert
250 000 kWh
Strom spart TIOR jährlich durch die neue Kühlanlage
CHF -70 000
spart TIOR aktuell dank der neuen Kühlanlage
0
TIOR benutzt keine fossilen Brennstoffe
TIOR SA
TIOR SA hat seinen Sitz in Cadenazzo und vereint 30 Obst- und Gemüseproduzenten aus dem Tessin. Das Unternehmen beschäftigt 34 Mitarbeitende, in den intensiven Erntezeiten sind es bis zu 70. Die meisten Produkte werden nördlich vom Gotthard ausgeliefert und konsumiert. TIOR setzt sich schon seit längerem für eine gute Energiebilanz ein. 2009 wurde der heutige Hauptsitz eröffnet – ein Gebäude, das den Minergie-Standards entspricht und Energieeffizienz garantiert.
Weitere Informationen: www.tior.ch