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Praxisbeispiele
Energie-Modell
Neue Energieträger
Wärmerückgewinnung
Freiburg
Maschinen

Wenn ein Produkt selbst Energie für die Produktion liefert

25.10.2024

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Das Projekt «Salamander» der Liebherr Machines Bulle SA (LMB) in Bulle (FR), die grosse Verbrennungsmotoren produziert, wird seinem Namen gleich in doppelter Hinsicht gerecht: Der Salamander hat die gleichen Farbe wie das Unternehmen und kann laut der Legende vom Feuer leben. Und genau das schafft LMB mit ihren Motoren: Im Testbetrieb in einer Schleife produzieren diese für den Standort Energie.

Die Liebherr-Firmengruppe wurde 1949 als Familienunternehmen gegründet und ist noch heute im Familienbesitz. Sie verfügt weltweit über 40 Produktionsstandorte, wo sie 51 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Ihre Produktion beinhaltet die gesamte Vielfalt der Baumaschinen bis zu XXXL – darunter den grössten Hafenkran der Welt – und umfasst auch die elektronischen und mechanischen Komponenten, insbesondere die Motoren, mit denen wir uns nachfolgend befassen werden. Ein Hydraulikteil aus dem 3D-Drucker, das 2017 in den Airbus A380 eingebaut wurde, stellte in der Flugzeugindustrie eine Weltneuheit der Liebherr-Firmengruppe dar. 

Die Liebherr Machines Bulle SA (LMB) produziert hauptsächlich Verbrennungsmotoren für grosse Maschinen sowie hydraulische Vorrichtungen, die Liebherr an anderen Standorten in grosse Maschinen einbaut. Der 1978 eröffnete Standort in Bulle weist eine Grundfläche von 83 700 Quadratmetern bei einer Gesamtfläche von 188 100 Quadratmetern auf. 1500 Menschen arbeiten dort.

Die Geburt eines Motors

Wir verfolgen die beeindruckende Reise eines Motors durch die Fabrik. Zum Beispiel eines V20-Motors. Dieser eindrückliche, 4 Tonnen schwere Gigant trifft als grosser Stahlklotz in Bulle ein, der nur sehr rudimentär geformt ist. Am auffälligsten sind dabei die 20 Öffnungen für die Zylinder. Von einem der hohen Lagerregale auf beiden Seiten der gewaltigen Fabrikhalle wird der Motor im Bereich der grossen CNC-Maschinen auf Mannshöhe heruntergelassen. Er durchläuft für verschiedene feine Bearbeitungsschritte mehrere dieser Maschinen, bevor er gewaschen wird.

Danach verlässt der Motor die «Sinfonik» der Fabrikhalle mit ihren schnaufenden, reibenden, dröhnenden, schlagenden Geräuschen und taucht in einer nicht weniger grossen Halle in eine gedämpftere Atmosphäre ein. Dort werden in ruhigen Schritten auf den Montagelinien in einem teils maschinellen, teils manuellen Ballett verschiedenste Funktionsteile angebracht. Am anderen Ende der Halle werden die fertigen Motoren zwischengelagert, wo sie auf die Kontroll- und Qualifikationstests warten.

Erstes Dröhnen

Der Weg hierhin ist schon sehr spannend. Noch spannender wird es aber beim Testen der Motoren: Dort wird nicht nur geprüft, ob sie einwandfrei laufen, sondern sie leisten in diesem Prozess auch einen Beitrag zum Betrieb der gesamten Fabrik. Denn ein laufender Motor erwärmt sich. Wenn also ein Test viele Stunden dauert, werden beträchtliche Wärmemengen freigesetzt und gehen verloren. Freigesetzt wird die Wärme zwar, doch verloren geht bei LMB nichts. «Die Wärme wird sorgfältig zurückgewonnen, weiterverteilt und für verschiedene Zwecke genutzt: zum Heizen der Hallen, des Waschwassers, aber auch der Verwaltungsgebäude. Und in unmittelbarer Nähe nimmt die Heizzentrale von Gruyère Energie unsere Überschüsse ab, um sie in ihrem Fernwärmenetz zu verteilen», erklärt Daniel Wirz, der bei LMB für Energie und Instandhaltung zuständig ist. Es ist ein Geben und Nehmen: Das Kraftwerk kann seinerseits LMB mit Wärme versorgen, wenn die von den Motoren zurückgewonnene Wärme nicht ausreicht. Und das ist noch nicht alles: «Neben Wärme liefert das Testen der Motoren auch Strom aus Generatoren!»

Und es geht weiter

Wunderbar ist, dass ein Produkt an seinem Produktionsstandort zu einer wichtigen Energiequelle wird. «Natürlich gehen die Energiemassnahmen von LMB noch weiter», betont EnAW-Berater Clément Rebillard, der LMB betreut. «So werden Elektromotoren und Leuchten kontinuierlich durch leistungsfähigere Geräte ersetzt und der Betrieb von Werkzeugmaschinen wird genau überwacht und optimiert – insbesondere indem sie im Standby-Modus vollständig abgeschaltet werden. Ebenfalls zu nennen sind die kurz- und mittelfristigen Projekte rund um Solarenergie und Kälteerzeugung …»

Die Überlegungen von LMB gehen aber über den reinen Energieverbrauch hinaus. Auch wenn man annimmt, dass es in Zukunft weiterhin Verbrennungsmotoren geben wird, geht es darum, den Standort auf die erwartete Entwicklung von Vorschriften und Märkten im Hinblick auf die Verwendung neuer, nicht fossiler Treibstoffe wie etwa Biodiesel und Wasserstoff vorzubereiten. «Die CO2-Bilanz der Aktivitäten am Standort wurde 2024 aktualisiert und um einen Plan zur Dekarbonisierung bis 2050 ergänzt. Die Schlussfolgerungen werden strategische Entscheidungen zur Vorbereitung einer CO2-neutralen Zukunft ermöglichen», freut sich Clément Rebillard.