Schon lange gehört der Zoo Zürich zu den beliebtesten Ausflugszielen der Schweiz. Als Botschafter zwischen Mensch, Tier und Natur macht er die natürlichen Lebensräume von Elefanten, Affen oder bald auch Giraffen für Besucher aus aller Welt erlebbar – eine energieintensive Angelegenheit.
Tropisches Klima im Masoala Regenwald: Der Zoo Zürich glänzt mit einem ausgeklügelten Energiesystem.
«Der frisst nur Ökostrom» steht auf dem kleinen Transporter, der vor dem Eingang an den ersten Besuchern des Tages vorbeifährt. Für Wärmepumpen, LED-Leuchten und Fotovoltaikanlagen steht hier allerdings wohl kaum jemand Schlange. Denn rund 4800 Tiere und 375 Arten warten darauf, entdeckt zu werden. Ob tropisch, trocken, kalt oder nass – für alle Tier- und Pflanzenarten werden hier optimale Konditionen geschaffen. Seit 20 Jahren für alle Bauprojekte verantwortlich ist Andreas Hohl. Der stellvertretende Direktor kennt nicht nur die Anlagen des Besucherbereichs wie seine Westentasche. Auch was hinter den Kulissen eines der sich am schnellsten weiterentwickelnden Zoos Europas passiert, verantwortet der Kulturingenieur mit seinem Team. «Ich habe einen echten Traumjob», erzählt er. Denn an der Schnittstelle zu Planern, Architekten, Unternehmen und andern Fachexperten sei im Zoo Zürich immer etwas los. Einer dieser Experten ist Tom Pesenti. Seit vielen Jahren berät er Hohl und den Zoo Zürich im Rahmen der Teilnahme bei der EnAW beim Energie-Management.
TROPISCHES KLIMA WIE IN MADAGASKAR
«Ein Zoo ist immer energieintensiv», weiss Hohl. Die grösste Rolle spiele dabei das Thema Wärme. «Bei uns sind exotische Tiere und Pflanzen zu Hause, die genau definierte Lufttemperaturen oder perfekt temperiertes Wasser brauchen.» Besonders im Masoala Regenwald falle das den Besuchern auf. Schon beim Betreten der im Jahr 2003 eröffneten Halle sieht man nämlich … nichts. Denn die Brillengläser sind vom tropischen Klima des Regenwalds sofort beschlagen. Der Masoala Regenwald wird mit einem ausgeklügelten System beheizt und gekühlt, um den Energieverbrauch tief zu halten. 48 Erdsonden, die rund 220 Meter in der Tiefe liegen, erzeugen über eine Wärmepumpe den grössten Teil der benötigten Wärme. «Früher haben wir hier teilweise auch mit Öl geheizt», so Hohl. Bereits vor der Installation der Sonden setzte sich der Zoo deshalb Mitte der 1990er-Jahre für ein eigenes Wärmenetz ein, das mit einer Hackschnitzelfeuerung betrieben wird. Die daraus gewonnene Wärme ist also CO2-neutral. Diese Umstellung zeigt sich in der CO2-Bilanz des Zoos deutlich, wie EnAW-Berater Pesenti weiss: «Früher stiess der Zoo über 800 Tonnen CO2 pro Jahr aus. Mit der Umstellung auf die Holzschnitzelheizung liegt dieser Wert heute noch bei knapp 40 Tonnen.» Die CO2-Reduktionsziele aus der Zielvereinbarung, die der Zoo in Zusammenarbeit mit der EnAW mit dem Bund abgeschlossen hat, werden so jedes Jahr erreicht.
DER KAENG KRACHAN ELEFANTENPARK
Was in der Realität Tausende Kilometer voneinander entfernt liegt, ist in Zürich nur ein Katzensprung. Vom madagassischen Masoala Regenwald ist man in wenigen Minuten bei einem weiteren Highlight angelangt: dem thailändischen Kaeng Krachan Elefantenpark, der 2014 eröffnet wurde. Was ins Auge sticht? Das 6800 Quadratmeter grosse geschwungene Dach der Innenanlage. Es verfügt über 271 Fenster aus UV-durchlässiger ETFE-Folie, um die Wärme zusätzlich zum Wärmenetz möglichst energieeffizient mit Sonnenlicht sicherzustellen. Denn natürlich wurde beim Bau des Parks grosser Wert auf Nachhaltigkeit gelegt. Vom Dach wird ausserdem Regenwasser gesammelt, das für die Bewässerung, die Sandbefeuchtung und die Entstaubung der Pflanzen verwendet wird. Das zeigt: Der Zoo Zürich hat hier nichts dem Zufall überlassen. Nicht einmal die Namensgebung. Denn im Kaeng Krachan Nationalpark in Thailand leistet der Zoo Zürich im Rahmen eines Naturschutzprojekts ein grosses Engagement. «Wir versuchen unsere Besucher für die Schönheit und die Anliegen der Tierwelt zu sensibilisieren und tragen dazu bei, bedrohte Tiere und Ökosysteme langfristig zu erhalten», erklärt Hohl. Der Zoo Zürich engagiere sich daher weltweit in acht Naturschutzprojekten. Der Kaeng Krachan Nationalpark in Thailand ist neben dem Masoala Regenwald in Madagaskar eines davon.
DER ZOO ERREICHT SEINE ZIELE
Der Kanton Zürich war 1997 der erste Kanton mit Grossverbraucherbestimmungen im kantonalen Energiegesetz. Heute nehmen bereits über 750 Zürcher Grossverbraucher wie der Zoo Zürich erfolgreich am Energie-Management der EnAW teil. Hans-Ulrich BigIer, Vizepräsident der EnAW, ist von dessen Engagement begeistert: «Biogas aus Tiermist, Wärme aus der Holzschnitzelheizung, Ökostrom, Fotovoltaik, Regenwasser, LED-Leuchten – der Zoo Zürich macht in Sachen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz tatsächlich alles richtig.» Der Zoo trage gemeinsam mit anderen Zürcher Unternehmen massgeblich dazu bei, dass die Schweiz ihre klimapolitischen Ziele erreiche. Die Zahlen sprechen für sich: Rund 39 000 Tonnen CO2 haben die teilnehmenden Unternehmen des Kantons Zürich allein von 2013 bis 2018 kumuliert eingespart. Auch EnAW-Berater Pesenti ist stolz auf die Leistungen des Unternehmens: «Der Zoo Zürich ist ein Vorzeigeunternehmen. Es ist ein Privileg, Herrn Hohl mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.»
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Das Wichtigste in Kürze
Als Botschafter zwischen Mensch, Tier und Natur und als Zentrum für den Naturschutz arbeitet der Zoo Zürich stetig daran, Ressourcen zu schonen und die eigene Nachhaltigkeit zu optimieren.
Der Zoo Zürich ist klimaneutral. Er hat eine freiwillige Zielvereinbarung mit der Energie-Agentur der Wirtschaft unterzeichnet. Darin verpflichtet er sich zu einer weiteren Einsparung von CO2.
Der Zoo Zürich bezieht zu 100 Prozent Ökostrom. Er stammt zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen wie Wasser, Sonne, Biomasse und Wind. Zusätzliche Energie produzieren zooeigene Photovoltaikanlagen und Solar-Panels.