Die Wipf AG in Volketswil produziert Verpackungsfolien und Beutel. Das Herstellungsverfahren benötigt viel Energie. Deshalb hat sich das Unternehmen im Jahr 2008 an die EnAW gewandt.
2008 unterzeichnete die Wipf AG eine Zielvereinbarung mit dem Bund. Seither hat das Unternehmen unter anderem eine Photovoltaikanlage installiert, die pro Jahr 380 Megawattstunden Strom produziert, Wärmepumpen, welche die Abwärme nutzen und Kältemaschinen, die im Winter auch noch Wärme für die Gebäudeheizung liefern. Die Wipf AG hat also viel unternommen, um ihren Energieverbrauch zu optimieren. Und das mit grossem Erfolg. So konnte das Unternehmen mit Unterstützung der EnAW zwischen 2008 und 2022 seine CO2-Emissionen um 500 Tonnen senken. Zudem hat die Wipf AG im vergangenen Jahr als erste Schweizer Herstellerin von bedruckten, flexiblen Verpackungen in Zusammenarbeit mit der EnAW eine Roadmap zur Dekarbonisierung erstellt und sich durch ihre Teilnahme an der «Science Based Target initiative» (SBTi) verpflichtet, ihren Beitrag zur Einhaltung des globalen maximalen Erwärmungsziels von 1.5 Grad Celsius zu leisten.
Die Reise der Wipf AG ist aber noch nicht zu Ende. Noch in diesem Herbst soll an der Fassade des Firmengebäudes eine weitere Photovoltaikanlage installiert werden. Zudem will das Unternehmen in einigen Jahren auf lösemittelhaltige Farben und Lacke und damit auf eine energieintensive Nachverbrennung der Abluft verzichten.
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28.06.2023
Die Optimo Group vereint sechs verschiedene Geschäftsbereiche. Dank der Unterstützung der EnAW konnte sie in all diesen Bereichen den Energieverbrauch reduzieren.
Transport, Verpackungen, die Wartung von Maschinen, die Vermietung von Personal und Werkzeugen, aber auch IT-Dienstleistungen und sogar einen klassischen Druckereibetrieb: Das Angebot der Optimo Group AG ist vielfältig. Insgesamt sechs verschiedene Geschäftsbereiche vereint das Winterthurer Unternehmen, das vor 22 Jahren aus Sulzer hervorgegangen ist und total rund 250 Mitarbeitende inklusive 20 Lernende beschäftigt. «Wenn man hört, was wir alles machen, fragt man uns, wie es dazu kommt», sagt Dominik Uhlmann, Geschäftsführer der Optimo Group. «Wir sehen aber sehr viele Synergien dahinter.»
Die ganze Gruppe verbraucht pro Jahr rund 1.5 Millionen Kilowattstunden Energie. Doch in welchem Bereich ist der Energieverbrauch am höchsten? Als das Unternehmen vor 17 Jahren bei einem Energieeffizienzprogramm der Stadt Winterthur, des Kantons Zürich und der EnAW teilnahm, wurde die gesamte Firma durchleuchtet. «Die EnAW hat uns darauf gebracht, uns alles anzusehen und herauszufinden, welche Massnahme welche Wirkung erzielt», sagt Adrian Kienast, CEO der Optimo Group. Resultat: Am meisten Energie verbrauchte jene Abteilung, die mit 90 Beschäftigten auch am meisten Mitarbeitende bindet: die Logistik. «Es ist auch der umsatzstärkste Bereich», sagt Kienast. Zudem sind in der Logistik die CO2-Emissionen am höchsten. Um diesen zu senken, haben die Verantwortlichen unter anderem damit begonnen, die Fahrzeugflotte zu elektrifizieren. «Jedes neue Fahrzeug, das wir heute kaufen, wird rein elektrisch angetrieben», so Uhlmann. Ebenfalls rein elektrisch unterwegs ist ein Stapler, den das Unternehmen als Ersatz für einen ausrangierten Fünf-Tonnen-Staplers gekauft hat.
Nicht nur in der Logistik, sondern in allen Geschäftsbereichen hat die Optimo Group auf LED-Beleuchtung umgestellt. Auch der Ersatz von Fenstern und eine bessere Wärmedämmung in jenen Produktionshallen, die dem Unternehmen gehören, haben den Energieverbrauch gesenkt. Zudem hat die Optimo Group Kompressoren optimiert. Und: Sie liess eine Photovoltaikanlage installieren. Deren Leistung von 270 Kilowattpeak decken «ziemlich gut» den eigenen Strombedarf für die Kistenproduktion im Sommer ab, sagt Kienast. Eine zweite PV-Anlage soll zudem auf der neuen Logistikhalle aus Holz für Strom sorgen, die demnächst gebaut wird. Diese Halle soll – wie bereits die bestehenden Produktionshallen – ans Fernwärmenetz angeschlossen werden.
Gab es denn Massnahmen, deren Effekt auf den Energieverbrauch die Unternehmensleitung überrascht hat? «Wir waren erstaunt, wie viel man bei der Druckluft sparen kann, indem man Kontrollgänge macht oder Leckagen bei Schläuchen meldet», so Uhlmann. Konkrete Zahlen dazu habe man zwar keine, doch: «Es ist enorm.» Generell könne man bereits mit wenig Aufwand vieles in die Wege leiten. Das will die Optimo Group auch künftig so handhaben.
28.06.2023
OPTIMO GROUP
Mehr als 270 000
kWh Strom durch PV-Anlage pro Jahr
250
Mitarbeitende
Wieso setzt Bruker BioSpin auf Ressourceneffizienz? Cédric Laffely, Mitglied der Geschäftsleitung von Bruker BioSpin, erklärt den Entscheid.
Das Thema Ressourceneffizienz hat bei der Bruker BioSpin eine geradezu magnetische Anziehungskraft. Denn Ressourcen zu schonen ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch unternehmerisch sinnvoll. Gemeinsam mit der EnAW geht der Magnethersteller am Standort Fällanden deshalb den ersten Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft.
Bruker-Gebäude von aussen. (Bild: Sonja Heusinger)
Bruker-Logo. (Bild: Sonja Heusinger)
Fast unscheinbar wirken die Magnetsysteme, die die Bruker BioSpin am Standort in Fällanden massgeschneidert für Kunden in der Wissenschaft und Forschung herstellt. Sie sehen aus wie ein Hochsilo im Kleinformat. Was zählt, sind die inneren Werte – und die sollen zum Vorschein kommen. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn der Hersteller von wissenschaftlichen Instrumenten, hat sich gemeinsam mit der EnAW zum Ziel gesetzt, die Ressourceneffizienz im Betrieb voranzutreiben. Dazu müssen auch alle Komponenten der Magnetsysteme auf den Prüfstand.
Angefangen hat alles mit einer Idee von Didier Bitschnau, dem Projektleiter Facility Management bei Bruker. «Energiesparen und nachhaltiges Wirtschaften gehören zur Unternehmensphilosophie von Bruker», erzählt Bitschnau. Seit mehr als zwölf Jahren arbeitet er bei Bruker und kennt den Betrieb so gut wie seine Westentasche. Trotzdem ist die genaue Materialzusammensetzung und damit der Umweltfussabdruck der Magnetsysteme für den Projektleiter heute noch eine Blackbox. Zwar gab es immer wieder Bestrebungen, die Ressourcen zu minimieren und zu schonen, doch ein Gesamtkonzept fehlte bislang. «Als Almut Sanchen an einer EnAW-Gruppensitzung das Angebot Ressourceneffizienz vorstellte, war ich deshalb sofort überzeugt», erinnert sich Bitschnau. Er trug den Plan in sein Team und stiess auch dort sofort auf offene Ohren. «Didier war Feuer und Flamme für das Thema. Das hat uns angesteckt», ergänzt Pascal Marcher, Head of Facility Management, der zusammen mit Bitschnau das Projekt umsetzt.
Die Motivation, die Ressourceneffizienz bei Bruker voranzutreiben, ist aber auch strategischer Natur. «Immer mehr Kunden wollen wissen, wie gross der Umweltfussabdruck unserer Magnetsysteme ist, wie viel CO2 in den Magneten steckt», erzählt Marcher. Diese Kundenanfragen will Bruker seriös beantworten können, schliesslich sind ein Grossteil der Kunden renommierte Forschungseinrichtungen wie die ETH Zürich, die Bruker-Magnete für Forschungszwecke einsetzt. «Da will man nicht einfach Pi mal Daumen rechnen, sondern exakte Daten liefern», fügt er hinzu. Zudem sind in den Magnetsystemen verschiedene Ressourcen verbaut, die endlich und derzeit schwer verfügbar sind, ergänzt Bitschnau. Geopolitik spielt auch eine zentrale Rolle bei der Beschaffung der ohnehin teuren Materialien. «Bestimmte Rohstoffe bekommen wir wegen des Krieges in der Ukraine derzeit nicht», sagt Marcher. Nicht zuletzt deshalb ist der Weg zur Ressourceneffizienz auch betriebswirtschaftlich relevant. «Als Unternehmen sind wir natürlich auch daran interessiert, Kosten zu sparen. Hier bietet die Ressourceneffizienz ein grosses Potenzial», so Bitschnau. Aber auch klimapolitische Vereinbarungen und Ziele schwingen im Hintergrund mit: «Es werden weitere Vorgaben kommen, auch im Bereich der Ressourceneffizienz», ist Bitschnau überzeugt. Da sei es natürlich ein Ansporn, diesen Vorgaben einen Schritt voraus zu sein und der Politik zu zeigen: «Schaut her, wir werden immer besser».
Diese Vorteile sieht auch das Executive Management Team der Bruker BioSpin, die das Projekt überzeugt unterstützt. «Mein Lieblingsbeispiel hier ist, dass wir eine Ölheizung hatten und diese durch eine Wärmepumpe ersetzt haben. Dadurch sparen wir über 400 Tonnen CO2 pro Jahr. Genau so wird es auch bei der Ressourceneffizienz sein: Eine Anfangsinvestition, die sich langfristig auszahlt», sagt er. Dabei sind die Ziele klar definiert: «Den Ressourcenverbrauch des Unternehmens und über den Lebensweg der Produkte senken, Versorgungsengpässen und Umweltbelastungen entgegenwirken und den Übergang von der Linear- zur Kreislaufwirtschaft vollziehen», resümiert Almut Sanchen, Projektleiterin Ressourceneffizienz bei der EnAW. Als ersten Meilenstein wird Bruker nun die Hauptkomponenten seines mittelgrossen Magnetsystems erfassen. «Zusammen mit der EnAW und Almut Sanchen werden wir nun die Komponenten bis auf die letzte Schraube durchleuchten.»
Interview mit Cédric Laurent Laffely
Herr Laffely, Sie sind Executive Management Mitglied der Bruker BioSpin. Welche Rolle spielt die Ressourceneffizienz am Standort in Fällanden?
Die Ressourceneffizienz wird immer wichtiger und hat bei uns einen immer grösseren Stellenwert. Wir haben uns für einen proaktiven Ansatz entschieden: Das heisst, Schritt für Schritt in die Themen einzutauchen und daraus zu lernen, Massnahmen zu ergreifen und zu implementieren und schlussendlich nicht nur darüber zu reden, sondern wirklich ein Zeichen zu setzen für alle.
Inwiefern ist Ressourceneffizienz auch ein strategischer Entscheid?
Energiesparen und nachhaltig Wirtschaften muss zwingend ein Teil der Führungskultur sein. Da gehört auch die Ressourceneffizienz dazu. Wer kontinuierlich investiert, kann die nötigen Massnahmen auch finanzieren.
Sie gehen das Thema Ressourceneffizienz in Zusammenarbeit mit der EnAW an und haben vor Kurzem erfolgreich die erste Projektphase abgeschlossen. Was wünschen Sie sich für die weitere Zusammenarbeit?
Von der Zusammenarbeit mit der EnAW erwarte ich, dass wir weiterhin auf der guten partnerschaftlichen Beziehung aufbauen können, dass wir voneinander lernen und vor allem dann die einzelnen Schritte und Elemente aus dem Massnahmenplan zielgerichtet umsetzen.
Über die Person
Cédric Laurent Laffely ist seit 2020 Vice President Group Excellence & Transformation bei Bruker BioSpin.
Sie wollen die Weichen in Richtung Kreislaufwirtschaft stellen? Mit unserem Beratungsangebot «Ressourceneffizienz» unterstützen wir Sie dabei.
16.08.2023
Kennzahlen
655
Mitarbeitende am Standort in Fällanden
15.5 %
des eingekauften Materials stammt aus Recycling
34.8 %
der Abfälle gehen ins Recycling
Die mehr als 8500 Mitarbeiter von Bruker an über 90 Standorten ermöglichen es Wissenschaftlern, bahnbrechende Entdeckungen zu machen und neue Anwendungen zu entwickeln, die die Qualität des menschlichen Lebens verbessern. Die Bruker BioSpin Gruppe ist weltweit führend in der Entwicklung und Herstellung von Instrumenten und zugehöriger Software, die auf der Magnetresonanztechnologie basieren, wie z. B. Kernspinresonanz- (NMR) und elektronisch-paramagnetische Resonanzspektrometer (EPR) sowie präklinische Bildgebungssysteme.
Das BEATUS Wellness- und Spa Hotel in Merligen hat mit Unterstützung der EnAW seit Neuestem eine Seewasserwärmepumpe in Betrieb. Dadurch spart das Fünf-Sterne-Haus künftig viel Öl ein.
Das Hotel BEATUS in Merligen liegt direkt am Thunersee. (Bild: BEATUS Wellness- & Spa-Hotel)
Ein kleines Paradies: Das ist der erste Gedanke, der vom Kursschiff aus durch den Kopf schiesst, wenn dieses auf dem Thunersee am BEATUS vorbeifährt. Die Parkanlage des Hotels mit seinen Schatten spendenden Bäumen und den Liegestühlen lässt die Sehnsucht aufkommen, im Hotel einen Kurzaufenthalt zu buchen. Das Solbad im Freien verstärkt diese noch.
Das Solbad im Hotelpark hat allerdings einen Nachteil: Viel Energie ist notwendig, um die Wassertemperatur konstant bei 35 Grad zu halten. Bis zum Frühling dieses Jahres stammte die Energie fürs ganze Haus (Warmwasser und Heizung) dazu aus Erdöl. «Wir haben pro Jahr 270 000 Liter Erdöl verbraucht», so Philippe Baud, Generaldirektor des BEATUS, das zur HLS Hotel & Spa AG gehört. Der CO2-Ausstoss belief sich auf 720 Tonnen pro Jahr.
Damals in den 1960er-Jahren, als das Traditionshaus gebaut wurde, waren Ölheizungen üblich. Doch in den vergangenen Jahren sei der Druck, vom Öl wegzukommen, immer grösser geworden, sagt Baud. Im Jahr 2016 hat die Hotelleitung erstmals eine Analyse durch EnAW-Berater Andreas Santschi durchführen lassen. Zwei Jahre später ist sie auf Seewärme als Alternative fürs Erdöl gestossen. «Da wir massive Betonwände haben, hätte zum Beispiel eine Wärmedämmung wenig Sinn ergeben», erklärt Baud. Und Fernwärme, wie sie im Schwesterhotel ERMITAGE Wellness- und Spa Hotel in Gstaad-Schönried zum Einsatz kommt, ist in Merligen nicht vorgesehen. Auch Erdwärme sei zur Debatte gestanden. «Aber wir hätten bis zu 20 Löcher bohren müssen», argumentiert Baud. «Und das hätte wegen des lockeren Gesteins und der unmittelbaren Seenähe heikel werden können.»
Was also tun? «Wir haben uns gesagt: Wenn wir schon direkt am See gelegen sind, warum ihn nicht nutzen?», so Baud. Im September 2021 hat die Hotelleitung die konkrete Umsetzung an die Hand genommen, im März 2022 wurden die ersten Leitungen verlegt. Und jetzt sind die beiden Seewasserwärmepumpen in Betrieb. Sie leisten 550 Kilowatt. Zusätzliche 20 Prozent Leistung sind Reserve. «Die Seewasserwärmepumpe könnte wohl auch an ganz kalten Tagen ihren Dienst verrichten», sagt Baud. Dennoch hat er zur Sicherheit die alte Ölheizung durch eine neue ersetzt. Diese soll aber nur im Notfall zum Einsatz kommen. Die Seewasserwärmepumpen kühlen zusätzlich kostenlos (als Abfallprodukt) unter anderem den Restaurationsbetrieb und die Küche.
Die Investitionen für die Seewasserwärmepumpe belaufen sich auf 2.4 Millionen Franken, wobei 430 000 Franken davon aus der CO2-Rückerstattung stammen. «Wir haben aber alles selber bezahlt und bekamen keine Subventionen», sagt Baud. Er empfand aber nicht nur die hohe Investition als Herausforderung. «Auch die Bewilligungsverfahren sind nicht ganz einfach gewesen, da es sich um ein einzigartiges Projekt handelt», so Baud. Dafür sei die Zusammenarbeit mit der Gemeinde Sigriswil sehr gut gewesen. «Sie war sehr proaktiv.»
Eine weitere Herausforderung: der Strom. «Wir hatten plötzlich zu wenig Strom», erzählt Baud. «Daher mussten wir eine Trafostation einbauen.» Kostenpunkt: nochmals 350 000 Franken. «Das ist dann halt einfach so, da kann man nichts machen», sagt Baud und zuckt mit den Schultern.
Als zusätzliche Massnahme könnte sich Baud vorstellen, in dem Hotel dereinst eine Photovoltaikanlage einzubauen. «Das Beatus ist mit seiner Südwestlage für PV prädestiniert», sagt er. Die PV-Module will er auf dem Dach anbringen oder an der Fassade. «Bei diesen Strompreisen würde sich das lohnen», argumentiert Baud. Eine Anlage, wie im BEATUS im ERMITAGE ist für Baud schwierig umzusetzen. «Wir haben im ERMITAGE kein Dach in Richtung Süden», sagt er. «Zudem sind die Auflagen im Saanenland sehr streng.»
Trotz Auflagen: Baud ist pragmatisch. «Die Frage ist ja, ob man nur die Probleme oder auch die Möglichkeiten sieht», sagt er. «Was kann man mit einer Massnahme herausholen? Das ist die Herausforderung.»
28.06.2023
Die Druckerei Vögeli AG aus Langnau im Kanton Bern hat seit Juni 2015 rund 800 000 Kilowattstunden Energie eingespart – mit Unterstützung der EnAW. Doch das reicht den ehrgeizigen Geschäftsführern nicht. Sie stehen vor der Umsetzung weiterer Sparmassnahmen.
Die Vögeli AG hat schon 2009 damit begonnen, auf Ökostrom umzustellen.
Wieder einmal steht bei der Druckerei Vögeli in Langnau eine Energiesparmassnahme an. Diesmal betrifft sie die Druckluft-Kompressoren, die Anfang des Jahres ersetzt wurden, weil sie an ihr Lebensende gelangt waren. Auf den neuen Kompressoren lässt das Unternehmen eine Wärmerückgewinnung installieren, was eine zusätzliche Energieeinsparung bringt. «Wir mussten mit dem Umsetzen dieser Massnahme warten, da die alten Kompressoren noch funktionierten», sagt Markus Vögeli, der die Vögeli AG zusammen mit seinem Bruder in vierter Generation führt. «Aber jetzt können wir sie angehen.»
Der Ersatz der Kompressoren ist eine von insgesamt neun EnAW-Massnahmen, welche die Vögeli AG mit ihren 50 Mitarbeitenden entweder geplant oder schon realisiert hat. Läuft alles nach Plan, dürfte der neue Kompressor dem Unternehmen rund 19 000 Kilowattstunden einsparen. Die bisher wichtigste Massnahme bleibt jedoch der Umstieg auf Ökostrom, den die Druckerei bereits 2009 in Angriff genommen hat. «Die Massnahme war einfach umzusetzen», so Markus Vögeli und fügt hinzu, dass die seit dem Ukraine-Konflikt gestiegenen Strompreise keinen Einfluss auf eine allfällige künftige Weiterführung der Massnahme hätten. «Wir haben langfristige Verträge mit unserer Energieversorgerin, der BKW», sagt Vögeli. Der Bezug von Ökostrom sei angesichts der geopolitischen Lage sogar ein Vorteil: «Wir brauchen zum Glück keine Energie aus Russland, bei der die Preisschwankungen noch viel stärker sind.»
Einige Massnahmen liegen noch weiter zurück, etwa der Verschluss eines alten Lüftungsrohrs, durch den sich der Wärmeverlust reduziert, oder der Einbau einer Thermostatventilsperrung bei der Kühlung. Schon vor Längerem hat die Vögeli AG zudem eine Klimaanlage für ihr ganzes Gebäude einbauen lassen. Dieses wird nun mit Grundwasser gekühlt und spart im Vergleich zu einer herkömmlichen Anlage 96 Prozent Strom ein. Darüber hinaus sorgt sie dafür, dass bei einem grossen Teil der Maschinen die Wärme zurückgeholt wird. Beim Rest wird die Wärme abgeführt und gespeichert. «Damit sind wir von einem Tag auf den anderen fossilfrei geworden», so Vögeli. Auch eine Photovoltaikanlage haben die Verantwortlichen auf dem Dach des Gebäudes installiert.
Doch nicht nur beim Energieverbrauch zeigt sich die Vögeli AG nachhaltig. Auch bei den Produktionsprozessen achtet das Unternehmen darauf, Im Einklang mit der Natur zu produzieren. Dazu hat es 2016 das Cradle-to-Cradle-Verfahren eingeführt. Dieses verwendet beim Drucken nur Substanzen, die wieder in den biologischen Kreislauf gelangen können. Der grosse Unterschied zu herkömmlichen Druckverfahren: Auch die Reststoffe, die nicht für Recyclingpapier genutzt werden, können als Ressource zurück in die Natur fliessen. Zudem ist Recyclingpapier aus Cradle to Cradle Druckprodukten nicht kontaminiert mit schädlichen Stoffen, wie das bei herkömmlichen hergestellten Produkten der Fall ist.Insgesamt ist das Engagement der Vögeli AG im vergangenen Jahr auf kantonaler Ebene gewürdigt worden. Die aeebern hat das Unternehmen mit dem Berner Unternehmenspreis Klima + Energie ausgezeichnet. Dieser wird Firmen verliehen, die sich durch besondere Bemühungen betreffend Nachhaltigkeit und Energieeffizienz hervorheben.
Künftig will die Vögeli AG, die im vergangenen Jahr sein 111-jähriges Jubiläum gefeiert hat, weiterhin in die Nachhaltigkeit investieren. Ein weiteres Ziel: das Unternehmen fit zu halten. «Mein Bruder und ich führen unsere Firma nicht primär, um Geld zu verdienen. Wir investieren das Geld vor allem wieder in die Firma», sagt Vögeli. «Für uns beide stimmt es so. Und es soll auch für die nächste Generation stimmen.» Nachhaltigkeit also auch auf menschlicher Ebene.
28.06.2023