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Elektrische Antriebe: Auf der Suche nach dem schwächsten Glied

Elektrische Antriebe sind für nahezu 50 Prozent des gesamten Stromverbrauchs in der Schweiz verantwortlich; in Branchen mit hohem Einsparpotenzial sind es sogar 80 Prozent. EnAW-Energieberater Nicolas Macabrey berichtet im Interview über seine langjährige Erfahrung in Bezug auf die bestmögliche Nutzung dieses Potenzials.

Die erste Frage, die sich stellt: Was fällt eigentlich unter den Begriff «elektrische Antriebe»?

Nicolas Macabrey (NM): Die Bezeichnung umfasst Pumpen, Lüfter, Druckluft- und Kältekompressoren sowie alle sonstigen Komponenten, die von einem Elektromotor angetrieben werden.

Wie erklärt sich das aktuell grosse Interesse an elektrischen Antrieben? Wie hoch sind die möglichen Energieeinsparungen?

NM: Aus den mehreren hundert Analysen und Umsetzungen, die wir in den letzten 15 Jahren durchgeführt haben, wissen wir, dass die möglichen Einsparungen rund 20 bis 40 Prozent betragen. In Extremfällen lässt sich der Verbrauch sogar um 75 Prozent senken!

Das sind beeindruckende Zahlen! Was ist Ihr Geheimnis, Herr Macabrey?

NM: Man muss vor allem das gesamte System – alle miteinander verbundenen Komponenten – betrachten und im realen Betrieb messen, um herauszufinden, wo die meiste Energie verloren geht. Entgegen der weit verbreiteten Annahme sinkt der Energieverbrauch nur um wenige Prozent, wenn man einen Motor durch ein effizienteres Modell ersetzt. Die grossen Einsparungen liegen woanders: Vor allem ist zu prüfen, welcher Energiebedarf für die jeweilige Anwendung tatsächlich gedeckt sein muss, damit dann das gesamte System an diesen Bedarf angepasst werden kann. Ein Beispiel: Bei einem Lüfter, dessen Abgabeleistung nur 25 Prozent über dem tatsächlichen Bedarf liegt, verdoppelt sich der Energieverbrauch!

Ausserdem laufen die angetriebenen Komponenten – ob Pumpe, Lüfter oder eine andere Ausrüstung – oft nicht im optimalen Betriebsbereich, was beträchtliche Energieverluste verursacht. Auch die beste Pumpe der Welt hat nur einen mittelmässigen oder gar schlechten Wirkungsgrad, wenn sie mit der falschen Drehzahl betrieben wird.

Das dritte grosse Einsparpotenzial liegt in den Stellgliedern – Klappen und Regelventilen –, die möglicherweise unnötig viel Strom verbrauchen. In diesem Fall empfiehlt es sich, das angetriebene Element durch eine neu ausgelegte Komponente zu ersetzen und bei variablem Strombedarf einen Drehzahlregler zu installieren.

Um zu vermeiden, dass eine wenig effiziente Energienutzung für die nächsten 15 bis 25 Jahre fortgeschrieben wird, darf man daher Systemkomponenten nicht einfach durch identische neue Komponenten ersetzen. Mein sogenanntes «Geheimnis» ist also gar nicht so geheimnisvoll: Es geht in erster Linie darum, den tatsächlichen Energiebedarf eines jeden Systems zu ermitteln, um es dann auf diesen Bedarf anzupassen.

Wie gehen Unternehmen, die solche Sparpotenziale ausschöpfen möchten, praktisch vor?

NM: Das Bundesamt für Energie (BFE) hat 2023 INCITE eingeführt – ein neues Programm, das sich auf die Optimierung von elektrischen Antrieben konzentriert und von der EnAW unterstützt wird. Um die Fragen der Unternehmen zum Thema elektrische Antriebe beantworten zu können, hat das BFE ein Kompetenznetzwerk aus anerkannten Energiespezialisten eingerichtet. Es ermöglicht den Unternehmen, sich auf eine klar umrissene Planung abzustützen: Wie geht man die Optimierung von elektrischen Antrieben an? Wer bietet Hilfestellung? Welche Verfahren sind geeignet? Welche Tools und Fördermittel sind speziell für die Optimierung von elektrischen Antrieben verfügbar

Womit sollte man also beginnen?

NM: Unter Umständen gibt es in einem Unternehmen sehr viele elektrische Antriebe; je nach Betrieb können es einige hundert bis mehrere tausend sein. Man sollte sich daher von Anfang an auf die Antriebe mit dem grössten Sparpotenzial konzentrieren. Mit dem vom BFE bereitgestellten INCITE-Tool erstellt das Unternehmen – oder dessen Beraterin oder Berater – zunächst eine Liste aller potenziell interessanten elektrischen Antriebe. Die Auswahlkriterien sind einfach: Die möglichen Einsparungen werden anhand einiger Basisdaten (Alter, Grösse, Betriebsdauer) der jeweils untersuchten Ausrüstung eingeschätzt, woraus sich ergibt, welche Detailanalysen vorrangig durchgeführt werden sollten. So kann man sich auf die Komponenten fokussieren, die potenzielle Einsparungen von mehr als 20 Prozent und einen Payback von unter 5 Jahren bieten.

Dann nimmt ein Spezialist an den ausgewählten elektrischen Systemen Messungen vor und erstellt eine detaillierte Betriebsanalyse. Dieser Schritt ist unverzichtbar, denn ein ineffizienter Betrieb ist nicht leicht zu erkennen! In dieser Phase wird in enger Zusammenarbeit mit der Produktionsleitung und der für die technischen Anlagen des Unternehmens zuständigen Person der tatsächliche Energiebedarf bestimmt.

Die dann vorliegenden Daten ermöglichen genaue Angaben zur Höhe der Energieeinsparung sowie die Auslegung des neuen Systems mit den geeignetsten Komponenten.

Darüber hinaus fallen bei der Optimierung der elektrischen Antriebe oft auch andere Funktionsmängel oder Schwächen auf, deren Beseitigung den Unternehmen zusätzliche Vorteile bringt.

Welche Massnahmen werden finanziell unterstützt?

NM: Zum einen gibt es Fördermittel für die Messungen und die Analysen zur Bestimmung, welche Ausrüstung wie ersetzt werden muss; zum anderen wird auch die Umsetzung gefördert, sobald sich die Investitionen konkret beziffern lassen.

Welche Rolle hat die EnAW in diesem Prozess?

NM: Über ihre Beraterinnen und Berater steht die EnAW in direktem Kontakt mit den Unternehmen und kann diese daher sehr effektiv beraten und begleiten. Vor dem Hintergrund der Energiepreise und des latenten Risikos einer Energiemangellage, die eine gewaltige Herausforderung darstellen, hat die EnAW beschlossen, das INCITE-Programm zu unterstützen, indem sie Energieberaterinnen und -berater ausbildet und sie mit einem Mentoringprogramm unterstützt: Die Mentoren – spezialisierte Fachingenieure und -ingenieurinnen – begleiten die Beraterinnen und Berater bei den verschiedenen Optimierungsmassnahmen in der Praxis.

Durch die Optimierung einer Kaskade aus drei Pumpen konnte der Verbrauch um 79 Prozent gesenkt werden. Durchgeführte Massnahmen: Neuauslegung der Pumpen ohne halb geschlossene Ventile, Austausch des defekten Rückschlagventils (vorher).

Durch die Optimierung einer Kaskade aus drei Pumpen konnte der Verbrauch um 79 Prozent gesenkt werden. Durchgeführte Massnahmen: Neuauslegung der Pumpen ohne halb geschlossene Ventile, Austausch des defekten Rückschlagventils (nachher).

Ihr Fazit – was ist Ihre Botschaft an die Unternehmen?

NM: Befassen Sie sich möglichst bald mit diesem Thema! Alles, was Sie jetzt umsetzen können, wirkt sich positiv auf Ihre Stromrechnung aus bildet gleichzeitig die Basis für Ihre zukünftigen Zielvereinbarungen.

Nicolas Macabrey, EnAW-Berater, Elektroniker (HES), Elektroingenieur (EPFL) und Doktor der Ingenieurwissenschaften (EPFL) ist seit mehr als zwölf Jahren in einem Beratungsbüro im Bereich elektrische Antriebe tätig. Der Leiter des Kompetenzzentrums des BFE-Programms INCITE hat bereits Hunderte von Analysen in Unternehmen durchgeführt und beteiligt sich seit 2022 intensiv an der Entwicklung von schweizweiten und kantonalen Programmen.

WEITERE INFORMATIONEN

Am 28. November in Bern bringt das INCITE Forum von EnergieSchweiz alle relevanten Akteure zusammen, die sich mit der Energieeffizienz von elektrischen Motoren und Antrieben beschäftigen.

Die Themenschwerpunkte des INCITE Forums 2023 sind:

  • Das politische Umfeld und die Energiestrategie des Bundes
  • Energieeffizienz aus Sicht der Unternehmensstrategie
  • Stand der Technik bei der Optimierung von elektrischen Motoren und Antrieben.

Das Forum widmet sich allen von Elektromotoren angetriebenen Systemen in einem industriellen Betrieb oder in Dienstleistungsunternehmen. Dazu gehören insbesondere Pumpen, Ventilatoren und Kompressoren, aber auch Produktionsanlagen wie Werkzeugmaschinen und ihre Peripheriegeräte.

Weitere Informationen

Wie kann die Privatwirtschaft ihren Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten? Erfahren Sie mehr und diskutieren Sie mit Experten aus verschiedenen Branchen am ZCMA-Event am 31. Mai 2023.

Freuen Sie sich auf Inputreferate, World Café und Podiumsdiskussion. Besonders interessant: Philippe Goffin von der EnAW stellt die Roadmap zur Dekarbonisierung vor. ZCMA-Mitglieder nehmen kostenlos teil, Nicht-Mitglieder zahlen 50 Franken inklusive Netzwerkapéro. Jetzt anmelden und dabei sein!

Energiesparen ist in aller Munde. Aber wie soll die Umsetzung davon aussehen? Am Mittwoch, 30. August 2023 findet in der Hülsenfabrik Lenzhard AG der Energieanlass von der Wirtschaft, für die Wirtschaft statt. Reservieren Sie sich das Datum schon heute.

Wie steigern Sie die Energieeffizienz in Ihrem Unternehmen auf wirtschaftliche Art und Weise? Und wie dekarbonisieren Sie klug? Am Energieanlass am 30. August 2023 erfahren Sie praxisorientierte Tipps und Tricks, wie Energiesparen leicht gemacht wird. Veranstalter sind die Aargauische Industrie- und Handelskammer (AIHK), der Aargauische Gewerbeverband und die Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW). Sie werden Ihnen konkrete Möglichkeiten aufzeigen, wo und wie Sie in Ihrem Unternehmen ansetzen können.

Zum Anlass

Datum: Mittwoch, 30. August 2023

Zeit:     17.30 bis 18.40 Uhr, mit anschliessender Möglichkeit zur Betriebsbegehung und Apéro

Ort:      Hülsenfabrik Lenzhard, Industriestrasse 5, 5702 Niederlenz

Programmpunkte

Die energiepolitische Agenda – Beitrag Kanton Aargau
Dr. Maurus Büsser, Generalsekretär des Departements Bau, Verkehr und Umwelt

Energie und Kosten sparen: Die Wirtschaft macht es vor!
Rochus Burtscher, Mitglied der EnAW-Geschäftsleitung

Klug dekarbonisieren mit der EnAW
Stefan Eggimann, EnAW-Berater und Projektleiter Roadmap zur Dekarbonisierung

Energiesparen in der Praxis:
Einblicke aus der Hülsenfabrik Lenzhard mit anschliessender Möglichkeit zur Betriebsbegehung

Apéro und Networking

Weitere Informationen

ProKilowatt unterstützt Effizienzmassnahmen, die den Stromverbrauch reduzieren. Der Förderbeitrag, der bis zu 30 % der Investitionskosten betragen kann, soll Anreize setzen, bestehende Anlagen zu erneuern und in hocheffiziente Technologien zu investieren.

Die Investitionskosten für Ihre Effizienzmassnahme betragen mehr als 70 000 Franken?

Reichen Sie unter webtool.prokw.ch ein Projekt ein und erhalten Sie einen Förderbeitrag, der zwischen 20 000 und 2 Millionen Franken liegen kann.

Die Investitionskosten Ihrer Effizienzmassnahme betragen mehr als 6.6 Millionen Franken?

Reichen Sie unter webtool.prokw.ch ein Grossprojekt ein und erhalten Sie einen Förderbeitrag von 2 bis 6 Millionen Franken. Die Frist für die Einreichung von Anträgen ist der 14. April 2023.
Weitere Informationen finden Sie hier.

Die Investitionskosten für Ihre Effizienzmassnahme betragen weniger als 300 000 Franken?

Reichen Sie einen Antrag bei einem Programm ein.

Die Investitionskosten Ihrer Effizienzmassnahme liegen zwischen 70 000 und 300 000 Franken?

Sie können je nach den angebotenen Vorteilen entscheiden, ob Sie ein Projekt einreichen oder sich bei einem Programm anmelden wollen.
Weitere Informationen

Den Unternehmen, die mit der EnAW eine Zielvereinbarung erarbeitet haben, empfehlen wir bei kleineren Investitionen in Strommassnahmen: Erkundigen Sie sich bei Ihrer EnAW-Beraterin oder Ihrem EnAW-Berater zum Förderprogramm EFFIZIENZ+.

WEITERE INFORMATIONEN

Am Donnerstag, 29. Juni, lädt Swissmem zum 16. Industrietag ins SwissTech Convention Center in Lausanne. Mit «Energie – Spielball der Geopolitik» stellt Swissmem ein hoch aktuelles Thema ins Zentrum.

Die Welt befindet sich in einer Energiekrise, die fast alle Energieträger und Regionen betrifft. Im Rahmen von Referaten und Podiumsgesprächen werden am 16. Swissmem Industrietag die geopolitischen Szenarien analysiert, die Lage der Schweiz dargelegt und die Beitrag der Industrie zur Lösung aufgezeigt.

Als Referenten sprechen der deutsche Bundespräsident a.D., Christian Wulff, Matthias Rebellius, Mitglied des Vorstands Siemens AG und CEO Smart Infrastructure, und Martin Hirzel, Präsident von Swissmem. An einer Podiumsdiskussion kommen zudem die Nationalrätinnen Jacqueline de Quattro und Céline Weber sowie die Nationalräte Roger Nordmann und Pierre-André Page zu Wort.

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