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Der direkte Dialog zwischen Lieferant und Kunde: Ein vielversprechender Ansatz für die Energieoptimierung von Produktionsanlagen.

Wie der Schokoladenhersteller Villars, der gemeinsam mit seinem Lieferanten eine massgeschneiderte Wärmepumpe entwickelt hat, kann jedes Unternehmen seine Lieferanten auffordern, Anlagen speziell an seinen Bedarf anzupassen, um beträchtliche Energieeinsparungen oder -gewinne zu realisieren.

Diese Praxis setzt sich mehr und mehr durch.

«Einem Lieferanten die Aufgabe zu stellen, seine Anlagen hinsichtlich Energieverbrauch und Funktionalität zu optimieren, ist noch nicht die Regel», sagt EnAW-Energieberater Patrick Reusser. «Zu Zeiten billiger Energie waren Produktivität und Präzision vorrangig, nicht der Stromverbrauch. Oft hatten die Unternehmen auch keinen direkten Ansprechpartner für dieses Thema.»

Inzwischen wird die Energieeffizienz für Führungskräfte in Produktion, Technik und Finanzen immer wichtiger. Um die diesbezüglichen Stärken und Schwächen ihrer Anlagen zu ermitteln, können sie heute auf spezielle Tools und spezialisierte Dienstleister zurückgreifen. Unternehmen können nun bei der Neuanschaffung von Maschinen anhand ihrer Analysen spezifische Pflichtenhefte erstellen oder ihre Lieferanten um eine Nachrüstung vorhandener Anlagen bitten – und einige Lieferanten bieten bereits solche «Öko»-Lösungen an.

Patrick Reusser interessiert sich vor allem für Werkzeugmaschinen, für die es noch keine einheitlichen Energieeffizienzklassen gibt und deren Energieverbrauch bei gleicher Leistung um den Faktor 4 variieren kann. Das sind bereits zwei gute Gründe, die für eine enge Zusammenarbeit zwischen Hersteller und Lieferant sowie für eine sorgfältige, gemeinsame Prüfung der Spezifikationen sprechen. Gegenstand dieses Dialogs, so der Berater, müssen ausserdem die optimale Auslegung der Maschine und deren Parametrierung sein, wobei unter anderem die Grösse der Werkstücke, die Losgrössen in der Produktion und die tatsächlich benötigte Präzision zu berücksichtigen seien. Patrick Reusser weist auch darauf hin, dass es hier um Systeme geht, die mit vielen Hilfsstoffen arbeiten – unter anderem mit Kälte, Druckluft, Wasser. «Werden Hilfssysteme für bestimmte Produktionsschritte nicht benötigt, müssen sie ohne Produktivitätseinbussen abgesperrt und schnell wieder in Betrieb genommen werden können. Dabei ist zu prüfen, ob diese Funktion bereits integriert oder nur als Option verfügbar ist», sagt er. Und er fährt fort: «Selbst ein vorhandener Öko-Modus bleibt ungenutzt, wenn der Anlagenführer nicht darüber informiert ist! Ist die Sperrung nicht programmierbar, tut es auch eine manuelle Abschaltung, sofern sie leicht zugänglich ist … und der Anlagenführer entsprechend geschult wird.

Patrick Reusser, EnAW-Berater, Maschinenbauingenieur (HES). Patrick Reusser verfügt über langjährige Praxiserfahrung in den Bereichen Werkstoffe, Entwicklung von Schneidinstrumenten und Industrialisierung von Bearbeitungsverfahren; er arbeitet heute als Berater in einem Ingenieurbüro.

 

WEITERE INFORMATIONEN

Die «Zeitenwende» hat der Energiewende einen enormen Schub gegeben. Dekarbonisierung, Energie- und Ressourceneffizienz – wir können sicher sein: Es geht voran! Energie ist zu einem der Top-Themen auf den Chefetagen geworden.

Weg zu Netto-Null und zur Kreislaufwirtschaft muss allerdings sehr gut geplant sein. Wir sind überzeugt, dass der von uns verfolgte Ansatz betriebswirtschaftlich und ökologisch die gewünschten Wirkungen erzeugt: weniger Ressourcen, nachhaltige Prozesse und Produkte, sinkende Energiekosten und einen verkleinerten Fussabdruck.


Die EnAW-Methode wurde bereits in den 1990er Jahren «geboren». Gegen die erwarteten, steigenden Energiepreise schuf die Wirtschaft damals das freiwillige Zielvereinbarungsmodell, das später als Lenkungsinstrument auch Einzug in das CO2-Gesetz fand: Analyse, Zielbildung, Massnahmen und Monitoring. Die steigende Energieeffizienz durch die Massnahmenumsetzung sollte die steigenden Energiekosten kompensieren. Heute wissen wir: Das klappt.

Jetzt liegen die nächsten Etappen vor uns. Dafür haben wir die EnAW-Methode auf unsere Angebote «Dekarbonisierung » und «Ressourceneffizienz» übertragen. Wie das in der Praxis aussieht, erfahren Sie hier im Magazin. Ausserdem bieten wir einfache Energiespartipps und eine gute Portion Hintergrundwissen von Energie- und Politikexperten.

Wir wünschen Ihnen eine gute Lektüre!

Rudolf Minsch
Präsident

Erich A. Kalbermatter
Co-Geschäftsführer

Thomas Weisskopf
Co-Geschäftsführer

WEITERE INFORMATIONEN

V-ZUG hat Grosses vor: Das Schweizer Unternehmen will seinen Produktionsstandort in Zug transformieren. Mit diesem Schritt sollen die Produktionskapazität erhöht, aber auch der Energieverbrauch und die CO2-Emissionen gesenkt werden.

V-ZUG stellt unter anderem Backöfen her.

Blick in einen der Brennöfen von V-ZUG.

Auf dem Areal der V-ZUG in Zug bleibt derzeit kein Stein auf dem anderen. Krane sind im Einsatz, Bauarbeiter schwitzen. Das Unternehmen lässt auf seinem Areal gleich mehrere Gebäude errichten. Auf rund der Hälfte seiner heutigen Fläche wird V-ZUG künftig die doppelte Produktionskapazität erreichen. Die Neubauten sind Teil einer Transformationsstrategie, die V-ZUG schon vor acht Jahren beschloss und ein wichtiger Teil des neu entstehenden Tech Cluster Zug ist. Dieser soll nicht nur die Produktion des Schweizer Traditionsunternehmens modernisieren, sondern auch zusätzliche Industriebetriebe und weitere Unternehmen auf dem Areal integrieren. Dadurch soll ein vernetztes städtisches Ökosystem für Innovation, Produktion und Ausbildung entstehen. Sämtliche Gebäude, die V-ZUG nutzen wird, sollen im Jahr 2026/2027 bezugsbereit sein.


Bereits bezogen ist der Neubau «Zephyr Hangar», das neue Produktionsgebäude für die Fertigung und Montage von Haushaltsgeräten wie zum Beispiel Waschmaschinen und Backöfen. Insgesamt 1500 m3 Schweizer Holz hat V-ZUG für den Bau verwendet. Doch nicht nur bei den Baumaterialien zielt «Zephyr Hangar» auf Nachhaltigkeit ab. Innerhalb des Gebäudes kommt beispielsweise ein Warmwasserwärmetauscher zum Einsatz. Dieser nutzt unter anderem einen Teil der Abwärme aus dem Emailofen, der auf rund 850 Grad Celsius erhitzt wird.

Optimiertes Tragwerksystem in Neubau


Noch im Bau befindet sich unter anderem «Zephyr Ost». Dieses Gebäude erstreckt sich über fünf Etagen und basiert auf 4200 Kubikmetern Recyclingbeton, der zusätzlich mit CO2 angereichert ist. Dieser Beton, so heisst es, spare gegenüber herkömmlichem Beton rund 71 Tonnen CO2 ein. Ein optimiertes Tragwerksystem mit Pilzdecken und Hohlkörpereinlagen sorgt dafür, dass die Decken leichter sind und weniger Beton verbraucht wird – und damit auch weniger CO2. Bislang ist «Zephyr Ost» den Angaben zufolge das grösste Bauprojekt mit klimafreundlicherem Beton.


Sowohl «Zephyr Ost» als auch «Zephyr Hangar» und der dritte Neubau im Bunde, «Zephyr West», sind bzw. werden an den so genannten Multi-Energy-Hub auf dem Gelände des Tech Clusters Zug gekoppelt. Dieser versorgt den Tech Cluster Zug schon heute mit Wärme, Kälte und erneuerbarem Strom. Dazu nutzt er neben der Abwärme der Industrieprozesse auch das See- und Grundwasser, also lokal vorhandene, erneuerbare Energie. Im Sommer wird die Prozesswärme im Grundwasser gespeichert. Im Winter wird sie zum Heizen wieder entzogen. Für Tobias Frei, Projektleiter für den Multi Energy Hub im Tech Cluster Zug, ist der Hub nichts weniger als ein «Leuchtturmprojekt»: «Eine Arealentwicklung mit einer ganzheitlichen Energielösung in dieser Grössenordnung ist meines Wissens in der Schweiz einmalig.»

Ökologischer Fussabdruck soll kleiner werden


Bis alle Neubauten fertiggestellt und komplett in Betrieb sind, fährt V-ZUG aber noch zweigleisig. Denn parallel zu den Anlagen in den neuen Gebäuden, die Schritt für Schritt in Betrieb genommen werden, läuft die Produktion in den bestehenden weiter. Deshalb verbraucht V-ZUG trotz der effizienteren neuen Anlagen momentan noch mehr Energie. «Wir haben beispielsweise bei der Emailanlage einen Doppelbetrieb», sagt Marcel Niederberger, Leiter Nachhaltigkeit bei V-ZUG. Hinzu kommt, dass jene alte Gebäude, die V-ZUG für den reibungslosen Produktionsablauf noch nutzen muss, eine deutlich schlechtere Energiebilanz haben als die entstehenden Neubauten. Immerhin wird die neue Energieversorgung das betriebliche Wachstum vom ökologischen Fussabdruck unabhängig machen. So soll der Energieverbrauch bis 2033 wachstumsbedingt um 60 Prozent steigen, der ökologische Fussabdruck sich aber um 27 Prozent verringern.


Vorläufig muss V-ZUG auch noch auf Erdgas zurückgreifen. Künftig soll dieses jedoch durch Wasserstoff ersetzt werden. Dazu hat das Unternehmen ein Pilotprojekt mit der Empa gestartet: Es will auf seinem Gelände eine Methanpyrolyseanlage installieren. Den Wasserstoff will V-ZUG für die Industrieprozesse nutzen. Allenfalls könnte er aber auch für die Fahrzeugflotte eingesetzt werden. Zurzeit setzt V-ZUG beim Ersatz von Fahrzeugen auf rein elektrische Alternativen. Insgesamt sollten die CO2-Emissionen der V-ZUG (Scope 1 und 2) im Vergleich zu 2020 bis 2030 um 80 Prozent sinken. Den grössten Hebel sehen die Verantwortlichen jedoch bei den Geräten und deren Betrieb. Hier könne mit der Langlebigkeit und Reparierbarkeit der Materialien schon viel erreicht werden, heisst es. Auch die Energieeffizienz der Geräte soll laut V-ZUG weiterhin verbessert werden. Zudem soll der Umweltfussabdruck kontinuierlich sinken. Und dies auch mit Hilfe der Gerätenutzerinnen und -nutzer, etwa beim Entscheid, welche Programme gestartet werden oder wie die Restwärme beim Backofen genutzt wird.

Niederberger: «Professionelle Unterstützung von der EnAW»

Aber auch bei den noch bestehenden Gebäuden wurde immer wieder in die Energieeffizienz investiert. Zum Beispiel wurde ein Teil der Leuchtmittel auf LED umgestellt oder die Raumtemperatur, etwa im Serverraum, angepasst. Zudem nutzen sie die Abwärme der Druckluftzentrale. Massnahmen, die V-ZUG mit Unterstützung der Energie-Agentur der Wirtschaft umgesetzt hat. «Wir haben von der EnAW professionelle Unterstützung bekommen», sagt Niederberger.


In den letzten wie auch noch in den kommen Jahren investiert V-ZUG jährlich ca. 50 Millionen Franken in die Transformation, insbesondere in Produktionsanlagen und Bauten. Bis die Transformation und somit Investition in «Swiss Made» im Jahr 2026/2027 vorerst abgeschlossen ist, dürften die Investitionen mehrere hundert Millionen Franken betragen.

Weitere Infos

Industriebetriebe brauchen zur Umsetzung ihrer Dekarbonisierungsstrategien Innovationen im Bereich Prozesswärme. Das 2016 gegründete ETH-Start-up Synhelion arbeitet am Upscaling eines Verfahrens, das Solarenergie unter anderem für Hochtemperaturprozesse nutzbar macht. 

Industrielle Prozesswärme wird heute vorwiegend mit der Verbrennung von Öl, Gas oder Kohle bereitgestellt. Unternehmen mit einer Roadmap zur Dekarbonisierung suchen nach einem Ersatz für die fossilen Energieträger. Wie dieser aussehen kann, hängt unter anderem vom Temperaturbereich ab. Prozesse tiefer und mittlerer Temperatur können zum Beispiel mit einer direkten Nutzung von Solarwärme oder dem Einsatz von Wärmepumpen erneuerbar gemeistert werden. Die Bereitstellung hoher Temperaturen von mehr als 160 Grad ist aber auch unter Beizug von Wärmepumpen bisher nicht möglich. 

Temperaturen bis 1500 Grad 

Ein neuer Ansatz entstand vor zehn Jahren an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich und wird unterdessen vom Start-up Synhelion kommerzialisiert. Die Innovation ist eine Weiterentwicklung von Solarwärmekraftwerken, bei denen das Sonnenlicht durch ein Spiegelfeld auf einen Punkt gebündelt wird, womit sehr hohe Temperaturen erreicht werden. Im Fall von Synhelion wird der zentrale Receiver bzw. das darin zirkulierende Wärmeträgermedium – ein Gasgemisch aus Kohlendioxid und Wasser – auf 1500 Grad erhitzt.  

Die Hochtemperaturwärme kann direkt als Prozesswärme eingesetzt werden – oder sie wird in einem mehrstufigen Prozess zur Herstellung von synthetischen Treibstoffen herangezogen: Im ersten Prozessschritt wird hierbei in einem thermochemischen Reaktor aus Wasser, Kohlendioxid und fallweise Biomethan sogenanntes Synthesegas hergestellt. Aus dem Gas wird im zweiten Schritt unter Verwendung des Fischer-Tropsch-Verfahrens flüssiges Rohöl produziert. Aus diesem lassen sich – Schritt 3 – synthetische Treibstoffe wie Kerosin, Benzin und Diesel gewinnen.  

Nachhaltige Mobilitätslösungen

«Unsere Technologie zielt in erster Linie auf die Herstellung von nachhaltigen Solartreibstoffen für Verkehrssektoren ab, bei denen eine Elektrifizierung nicht möglich ist, wie beispielsweise im Flugsektor», sagt Mitgründer und Co-CEO Gianluca Ambrosetti. Gegenwärtig entsteht in Jülich (Deutschland) unter dem Namen DAWN eine industrielle Produktionsanlage. Mit einer Spiegelfläche von 1500 m2 wird sie jährlich einige Tausend Liter Solartreibstoff zu Demonstrationszwecken herstellen. 2025 soll dann in Spanien die erste kommerzielle Anlage mit einer Jahresproduktion von 1.25 Millionen Litern in Betrieb gehen. Bis 2030 strebt Synhelion eine Produktionskapazität von 875 Millionen Litern an. Mit der Treibstoffmenge liesse sich die Hälfte des Schweizer Kerosinbedarfs decken. 

Industrieunternehmen mit Bedarf an Hochtemperatur-Prozesswärme könnte die innovative Technologie ebenfalls erstmals eine solare Alternative bieten: Der patentierte Solar-Receiver macht in Kombination mit thermischen Wärmespeichern solare Prozesswärme im Bereich von 1000 bis 1500 Grad rund um die Uhr verfügbar. Die Integration der Technologie in bestehende Anlagentechnologie ist allerdings mit erheblichen Hürden verbunden. Für eine wirtschaftliche Nutzung ist zudem ein sehr sonnenreicher Standort mit hinreichend Platz erforderlich. Die Nutzung von solarer Hochtemperatur-Prozesswärme dürfte somit auf spezielle Anwendungsfälle beschränkt bleiben. 

Solarzement ist machbar

Um das Potenzial einer direkten Nutzung von Solarwärme zu evaluieren, hat Synhelion mit dem global tätigen mexikanischen Zementhersteller CEMEX zusammengespannt. Die Zementherstellung ist für rund acht Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Die Branche kann somit einen wirksamen Beitrag zu Erreichung der weltweiten Klimaziele leisten. Eine 2020 abgeschlossene Studie der beiden Unternehmen hat gezeigt, dass die Dekarbonisierung der Zementherstellung mittels Solarwärme grundsätzlich möglich ist.  

2022 wurde auf einer Anlage bei Madrid die Herstellung von ‘Solarzement’ in einem Batch-Prozess demonstriert. Im nächsten Schritt soll das Verfahren auf einer Pilotanlage in einem Zementwerk als kontinuierlicher Prozess umgesetzt werden. Das ETH-Start-up und CEMEX haben das ehrgeizige Ziel, bis Ende des Jahrzehnts mit einer kommerziellen Anlage am Markt zu sein. Neuanlagen werden gemäss aktuellen Schätzungen mit fossil beheizten Anlagen zur Zementherstellung konkurrenzfähig sein. Mittelfristig könnte die Technologie für solarthermisch betriebene Zementwerke mittels Lizenzvereinbarungen ein branchenweite Prozessinnovation anstossen. 

Vision einer CO2-neutralen Zementherstellung

Der Schlüsselprozess bei der Zementherstellung ist die Verarbeitung von Kalkstein und weiteren Ausgangsstoffen zu Klinker, jenem Stoff, der in Zement als Bindemittel dient. Der hierzu notwendige Brennprozess erfolgt bisher in fossil beheizten Drehrohröfen bei 1400 Grad. Die Wärme aus dem Sonnenheizwerk von Synhelion hat somit die erforderliche Temperatur. Die Integration der Solarwärme in den angestammten Prozess der Zementherstellung sei anspruchsvoll, aber lohnend, betont Gianluca Ambrosetti: «Unsere Technologie hat das Potenzial, den CO2-Fussabdruck der Zementproduktion drastisch zu reduzieren.» 

Für Zementhersteller ist das ein vielversprechender Ansatz. Die fossile Beheizung der Drehrohröfen ist nämlich nur für rund einen Drittel der Treibhausgasemissionen der Zementproduktion verantwortlich. Die restlichen Emissionen entstehen nicht verbrennungsbedingt, sondern entweichen im Brennprozess aufgrund chemischer Reaktionen aus dem Kalkstein. Mit dem innovativen Verfahren lassen sich diese zusätzlichen CO2-Emissionen relativ einfach einfangen, und das zurückgewonnene CO2 kann einer neuen Verwendung zugeführt werden. Als Fernziel schwebt dem Zürcher Jungunternehmen vor, das CO2 für die Herstellung des synthetischen Treibstoffs zu nutzen.  

Getragen von strategischen Investoren

Synhelion beschäftigt 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In mehreren Finanzierungsrunden hat das Start-up 60 Millionen Franken eingeworben. Unter den Geldgebern sind unter anderem Investoren, die die Technologie zur Dekarbonisierung ihrer Geschäftstätigkeit nutzen wollen: die Lufthansa-Gruppe mit der Schweizer Tochter SWISS, die Autohändlerin AMAG Group, der Stahlkonzern SMS Group und CEMEX. 

WEITERE INFORMATIONEN

Zum Jahresende werden die beiden Co-Geschäftsführer, Erich A. Kalbermatter und Thomas Weisskopf, ihren wohlverdienten Ruhestand antreten. Frank Ruepp wird neuer Geschäftsführer und Benjamin Marti Mitglied der Geschäftsleitung.

Frank R. Ruepp ist als Verwaltungsrat und Berater tätig. Er studierte Ökonomie an der Universität Zürich, war CEO verschiedener international tätiger Industrieunternehmen und als Präsident der IGEB (Interessengemeinschaft Energieintensive Branchen) bis Juni 2023 auch im EnAW-Vorstand vertreten. «Die Herausforderung anzugehen, heute die Weichen für morgen zu stellen, den langfristigen Blick zu haben, das bringe ich ein», sagt er im Interview. Er wird ab Januar 2024 auch die Bereichsleiterfunktionen von Erich A. Kalbermatter übernehmen.

Benjamin Marti wird die Bereichsleitung von Thomas Weisskopf übernehmen und ist neu auch Mitglied der Geschäftsleitung. Auch Benjamin Marti bringt sein ausgewiesenes Fachwissen und Engagement bereits seit vielen Jahren bei der EnAW ein.

Frank R. Ruepp und Benjamin Marti sind keine unbeschriebenen Blätter bei der Energie-Agentur der Wirtschaft. Beide sind seit vielen Jahren für die EnAW tätig. Was bewegt sie und was wollen sie in ihren neuen Funktionen bewegen? Wir haben nachgefragt. 

Ab Januar 2024 sind Sie, Herr Ruepp, der neue Geschäftsführer der EnAW und Sie, Herr Marti werden Mitglied der Geschäftsleitung. Zudem übernehmen Sie die Bereichsleitungen von Erich A. Kalbermatter und Thomas Weisskopf. Wer sind Sie?

Frank R. Ruepp (FRR): Ich bin Familienvater von drei erwachsenen Kindern, Ökonom und war 25 Jahre in der produzierenden Industrie tätig. Meine Affinität zu Technologie ist dementsprechend hoch. Ich bin offen, ehrlich und spreche Themen gerne direkt an. Ich verbringe gerne Zeit in der Natur, reise gern und bin ein Krimi-Fan.

Benjamin Marti (BM): Ich bin ein Morgenmensch und in meiner Freizeit gerne mit meiner Familie zu Fuss, auf dem Velo oder auf den Ski in der Natur unterwegs. Als Energie-Ingenieur verfüge ich über einen breiten Erfahrungsschatz in verschiedenen Themen der Energietechnik.

Erinnern Sie sich an Ihre erste Begegnung mit der EnAW?

FRR: Ich hatte die erste Begegnung während meiner Zeit als Vorsitzender der Geschäftsleitung der Perlen Papier AG. Als energieintensives Unternehmen haben wir damals in den 2010er Jahren schnell eine Zielvereinbarung abgeschlossen und rasch auch den Mehrwert erkannt.

BM: Das war vor 17 Jahren, als ich mich bei Thomas Weisskopf beworben habe. Teil des Jobprofils waren die Arbeiten für die EnAW. Eine meiner ersten Aufgaben war es, die erste Software für das EnAW-Monitoring zu prüfen und fertigzustellen.

Was war der Mehrwert?

FRR: Dass wir Energieeinsparpotenziale sehen und realisieren konnten, die wir vor dem Check-up mit dem EnAW-Berater nicht in dieser Klarheit und Detaillierungsgrad auf dem Radar hatten. Das hat einen Prozess ausgelöst, der durch die Laufzeit der Zielvereinbarung von zehn Jahren auch einen klaren Rahmen hat. Die Befreiung von der CO2-Abgabe hat uns zusätzlich motiviert.

Sie sind beide in Führungspositionen tätig. Jetzt führen Sie je ein Beraterteam. Wie führen Sie?

BM: Meine Führungsrolle verstehe ich als beratende und befähigende. Mein Team unterstütze ich darin, selbstständig und eigenverantwortlich zu arbeiten. Es geht immer auch darum, Freiräume zu schaffen, die Entfaltung ermöglichen.

Für das Beraterteam der EnAW sehe ich meine Rolle darin, gute Rahmenbedingungen für ihre Mandatsarbeit zu schaffen, die nötigen Prozesse und Hilfsmittel zu definieren und zur Verfügung zu stellen, zu supporten und bei Fragen zur Verfügung zu stehen.

FRR: Ja, unsere Aufgabe ist es, ein Umfeld zu schaffen, das unseren beratenden Ingenieurinnen und Ingenieuren ermöglicht, ihren Job einfach und gut zu machen. Letztlich müssen unsere Kundinnen und Kunden, die Firmen zufrieden sein und mit der EnAW zusammenarbeiten wollen. Sie sollen die «Added values» der EnAW sehen, wenn es um die Umsetzung der ökologischen Nachhaltigkeit im Unternehmen geht. Dafür müssen wir am Puls der Firmen sein, aktiv zuhören.

Was motiviert Sie?

BM: Mich motiviert, dass ich sehe, welche Klimaschutzmassnahmen die Unternehmen umsetzen, dank oder mithilfe der EnAW. Der Klimawandel ist ein Thema, bei welchem grosse Herausforderungen auf uns und auf die Wirtschaft zukommen. Ich will weiterhin mithelfen, gute Rahmenbedingungen für die Wirtschaft zu gestalten, damit die Unternehmen auf dem Weg zur Dekarbonisierung und zur Kreislaufwirtschaft gut begleitet sind und die für sie passenden, klimawirksamen Massnahmen umsetzen können.

FRR: Ja, bei mir ist es genauso. Der Druck auf die Unternehmen wird immer grösser und da mitzuhelfen, dass die Rahmenbedingungen und das EnAW-Angebot stimmen, ist für mich sehr wichtig. Wir von der EnAW können in der Summe zeigen, was die Industrie in Sachen CO2-Reduktion und Energieeffizienz sowie bald auch in der Ressourceneffizienz macht. Das motiviert mich.

Herr Marti, Sie verkörpern den grossen EnAW-Datengarten. Sehen Sie darin argumentatives Potenzial für eine Stärkung der Zielvereinbarung auf dem Weg zu Netto-Null?

BM: Ich finde absolut, ja. Wir weisen jedes Jahr aus, was die EnAW mit den Unternehmen erreicht. Das ist beträchtlich. Politisch wird das leider kaum honoriert, was sehr bedauerlich ist. Da müssen wir unbedingt am Ball bleiben.

Wie gelingt das?

BM: Durch unermüdliche positive Kommunikation. Und durch eine gute Zusammenarbeit mit unseren Partnern und mit den Verwaltungsstellen. Dass wir am gleichen Strick ziehen und anerkennen, dass wir am Ende des Tages das Gleiche wollen.

FRR: Absolut! Und dafür macht es Sinn, sich ein Ziel zu setzen, das dann auch zu monitoren. Das ist doch ein Prozess der funktioniert, auch für andere Nachhaltigkeitsbereiche. Zudem probieren wir seit Jahren die Erfolgsstory Zielvereinbarung auch als Exportgut zu platzieren – zusammen mit Technologien, die von Schweizer Unternehmen entwickelt werden, um dem Klimawandel so gut es geht entgegenzuwirken. Das sollten wir unbedingt weiterverfolgen.

Wo geht die Reise der EnAW mit Ihnen hin?

FRR: Unser gemeinsames Ziel muss es sein, das Potential des EnAW-Prinzips konsequent auf andere Umweltthemen zuzuschneiden und zu offerieren sowie ein verlässlicher Umsetzungspartner der Wirtschaft für die Behörden zu bleiben.

BM: Weiterhin sehr selbstbewusst und eigeninitiativ Dinge anpacken. Das ist etwas, was die EnAW von Anfang an gemacht hat. Sie ist vorausgegangen und hat antizipiert, was kommt. Halten wir konsequent daran fest, um die Unternehmen weiterhin bestmöglich unterstützen zu können.

Benjamin Marti

Benjamin Marti ist Mitglied der Geschäftsleitung von Weisskopf Partner GmbH. Er studierte Elektrotechnik und Informationstechnologie an der ETH Zürich. 

Frank Ruepp

Frank R. Ruepp ist Verwaltungsrat und Berater. Er studierte Ökonomie an der Universität Zürich, war CEO verschiedener international tätiger Industrieunternehmen und Präsident der IGEB. 

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