Seit dem 4. November können Anträge für Projekte bei ProKilowatt eingereicht werden. Die Umsetzung von Stromeffizienzmassnahmen bei kleineren, standardisierten Projekten wird seitens der EnAW durch das Förderprogramm EFFIZIENZ+ unterstützt.
Bei EFFIZIENZ+ können Massnahmen mit Investitionskosten unter 300 000 Franken und einer Paybackzeit von über vier Jahren einfach gefördert werden. Pro Massnahme können Fördergelder von 500 bis 90 000 Franken beantragt werden. Bei Fragen können sich Unternehmen an ihre EnAW-Beraterin oder ihren EnAW-Berater wenden.
Im Ausschreibungsjahr 2025 stehen seitens ProKilowatt insgesamt 40 Millionen Franken für Projekte zur Verfügung. Davon maximal 20 Millionen Franken für Projekte mit Förderbeiträgen von mehr als zwei Millionen Franken. Pro Projekt können Fördergelder von 20 000 bis 6 Millionen Franken beantragt werden.
Teurere Stromsparprojekte werden dadurch wirtschaftlicher und können realisiert werden. Bei diesen teureren Projekten kann es sich um eine grosse Stromsparmassnahme in einem Unternehmen handeln (z.B. Energieoptimierung einer grossen Produktionsanlage) oder um mehrere gleichartige kleinere Stromsparmassnahmen, die zu einem Projekt gebündelt werden (z.B. Energieoptimierung der Beleuchtungsanlagen an zehn verschiedenen Standorten eines Unternehmens).
Die Anträge für Projekte können neu zu einem beliebigen Zeitpunkt komplett webbasiert übermittelt werden. Im Idealfall erhalten die Antragstellenden den Förderentscheid bereits vier Wochen nach der Eingabe.
Projektanträge mit einem Förderbeitrag bis maximal sechs Millionen Franken können bei ProKilowatt bis zum 2. November 2025 zu einem beliebigen Zeitpunkt eingereicht werden. Die Eingabefrist für Programmgesuche läuft bis am 25. April 2025.
07.11.2024
Das Ingenieurbüro Instaplan AG und die Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW) haben am 12. November 2024 bei der Stadler Bussnang AG eine Fachveranstaltung unter dem Titel «Mit Zug zu Netto null» organisiert. Themen waren unter anderem die Dekarbonisierung, die Versorgungssicherheit und die Pflichten bezüglich Reporting.
«Wir werden künftig ganz viel grünen Strom brauchen», hielt Stephan Zbinden fest. Und der Verwaltungsratspräsident der Instaplan AG fügte in seinem Referat hinzu: «Oft gibt es zwar schöne Konzepte und gute Ideen, aber die Wirtschaftlichkeit ist aufgrund der hohen Strompreise nicht mehr gegeben.» Dem stimmten viele der rund 60 Anwesenden in der Aula der Stadler Bussnang AG zu, die für die Veranstaltung «Mit Zug zu Netto null» gekommen waren. Zbinden war denn auch nicht der Einzige, der die Energiepreise thematisierte. Auch Michael Frank, Direktor des Verbandes Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE), sprach in seinem Vortrag über die Tarife, jedoch aus Sicht der Versorger und prangerte im Hinblick auf die Versorgungssicherheit die Verschleppung von Energieprojekten an. Frank R. Ruepp, Geschäftsführer der Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW) und Claudio Bock, EnAW-Berater bei der Instaplan AG, gingen derweil auf den steigenden Regulierungsaufwand, die Reportingpflichten und die Herausforderungen der Industrieunternehmen hinsichtlich zusätzlicher Energieeffizienzsteigerungen ein, während Emanuel Müller, Global Environmental Manager der Stadler Rail AG, die CO2-Reduktionsstrategie der Stadler-Gruppe illustrierte. Zum Auftakt hatte Dennis Laubbacher, CEO der Stadler Bussnang AG, die Stadler-Gruppe und das beeindruckende Produkt-Portfolio der Stadler-Gruppe aufgezeigt.
Im zweiten Teil der Veranstaltung ging Moderatorin Anita Buri in einer Podiumsdiskussion mit economiesuisse-Geschäftsleitungsmitglied Alexander Keberle und Michael Frank auf die Frage ein, wie die viel beschworene Energiewende denn zu schaffen sei. Dazu braucht es eine breite Akzeptanz und den Willen, grünen Strom auch produzieren zu können. Die Energiewende wird für die Industrie, aber auch die gesamte Gesellschaft eine grosse Herausforderung bleiben.
Die Akrobatin und Tänzerin Corinne Mathis lockerte den Anlass mit zwei Showeinlagen auf und sorgte damit für einen energiegeladenen Schlusspunkt.
Stephan Zbinden.
Frank R. Ruepp.
Claudio Bock.
Emanuel Müller.
Michael Frank.
Dennis Laubbacher.
Alexander Keberle, Anita Buri.
07.11.2024
Die Verwendung von inländisch produziertem Wasserstoff als Brennstoff für industrielle Prozesswärme ist in den am Energy Science Center der ETH Zürich entwickelten techno-ökonomischen Modellen nicht vorgesehen. Stattdessen wird die industrielle Wärme, insbesondere bei hohen Temperaturen, hauptsächlich durch feste Brennstoffe und Elektrizität bereitgestellt.
Im Jahr 2017 hat sich die Schweiz verpflichtet, bis 2050 ihre Treibhausgasemissionen auf Netto-Null zu reduzieren. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen auch Lösungen für Sektoren gefunden werden, die nur schwer auf chemische Energieträger verzichten können. Neben dem Flugverkehr gilt dies vor allem für die Industrie, insbesondere bei der Erzeugung von Hochtemperatur-Prozesswärme.
Gegenwärtig werden etwa 32 Prozent (ca. 12 Terawattstunden pro Jahr) des Energiebedarfs der Schweizer Industrie durch fossile Brennstoffe gedeckt (BFE, 2023; Tabelle 4). Dieser Sektor trägt 23 Prozent der gesamten Schweizer CO2-Emissionen bei (BAFU, 2022). Ein Team am Energy Science Center der ETH Zürich erforscht in Partnerschaft mit anderen Schweizer Institutionen im Rahmen des SWEET-DeCarbCH Projekts, wie diese Emissionen reduziert werden können. Ein wichtiges Element ist dabei die Modellierung des gesamten Schweizer Energiesystems. So kann bestimmt werden, mittels welcher Brennstoffe und Technologien die Industrie auch in Zukunft Prozesswärme erzeugen kann.
Unsere aktuellen Modelle gehen davon aus, dass der Endverbrauch an industrieller Prozesswärme im Jahr 2050 in etwa auf dem heutigen Wert von 20 Terawattstunden pro Jahr bleiben wird. Welche Technologien zur Bereitstellung dieser Wärme eingesetzt werden, hängt von der benötigten Prozesstemperatur und natürlich von der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit der Technologie ab. Industrielle Prozesse haben eine grosse Bandbreite an Temperaturanforderungen, von 80 bis weit über 1000 Grad Celsius für die Zementherstellung. Es hat sich als schwierig erwiesen, die tatsächliche Temperatur, bei der der Prozesswärmebedarf auftritt, genau zu bestimmen. Daher gehen wir für die aktuelle Modellierung vereinfachend davon aus, dass 25 Prozent, 25 Prozent und 50 Prozent des Endverbrauchs (ohne Zementherstellung) in den drei Temperaturbereichen unter 100 Grad Celsius, zwischen 100 und 200 Grad Celsius bzw. über 200 Grad Celsius anfallen.
Bei unter 100 Grad Celsius sind Technologien wie die Solarthermie und die Tiefengeothermie technisch geeignet. Für Temperaturen im mittleren Bereich, 100 bis 200 Grad Celsius, können die oben genannten Quellen durch eine industrielle Wärmepumpe ergänzt werden, um die angestrebten Temperaturen zu erreichen. Alternativ können Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK-Anlagen) Prozessdampf erzeugen.
Hochtemperaturprozesse (weniger 200 Grad Celsius) erfordern Verbrennungsprozesse oder aber Widerstands-Heizungen, die Strom direkt in Wärme umwandeln. Für die Zementherstellung kommen nur Verbrennungsprozesse in Frage. Als Brennstoffe stehen prinzipiell Gase (Methan, Wasserstoff), Flüssigkeiten (Heizöl) und Feststoffe (Kehricht, Holz, Klärschlamm, Kohle) zur Verfügung.
Das ETH Zurich Team hat eine grosse Zahl von Szenarien berechnet, um den Lösungsraum für die Bereitstellung von Prozesswärme in Netto-Null-Szenarien zu untersuchen. Wir definieren die Szenarien auf der Grundlage von drei Randbedingungen: dem Zielwert der zulässigen CO2-Emissionen (x-Achse: +24 MtCO2/a bis 0 MtCO2/a), der Frage, wie gut die Schweiz mit Europa vernetzt ist (Together vs. Alone), und dem Ausmass, in dem technologische Innovationen – wie z.B. die Geothermie – aufgegriffen werden (Conservative vs. Innovative).
In der obigen Abbildung ist die im Jahr 2050 erzeugte industriellen Prozesswärme dargestellt. Diese ist über die drei o.g. Temperaturbereiche summiert und gemäss den verschiedenen Wärmequellen aufgeteilt. Die erste Beobachtung ist, dass der Anteil der verschiedenen Quellen in etwa gleich hoch ist, d. h. es gibt keine einzelne, die eindeutig dominiert. Bei hohen CO2-Zielen – wo fossile CO2-Emissionen noch erlaubt sind – gibt es einen grossen Anteil an gasförmigen Brennstoffen, wobei es sich meist um fossiles Methan handelt. In Richtung Netto-Null-Emissionen findet eine Verlagerung hin zu festen Brennstoffen (d. h. Abfall und Holz) und zu Strom statt. Wenn Geothermie in den innovativen Szenarien verfügbar ist, liefert sie eine beträchtliche Wärmemenge im niedrigen Temperaturbereich von weniger als 100 Grad Celsius. In den konservativen Szenarien, in denen Geothermie als Technologieoption nicht vorkommt, wird diese Rolle von der Solarthermie übernommen.
Die Kategorie der gasförmigen Brennstoffe liefert auch in einem Netto-Null-Szenario noch etwa fünf Terrawattstunden pro Jahr; der Anteil von Wasserstoff ist jedoch verschwindend gering, die wichtigste Quelle ist Methan, sowohl als importiertes fossiles Erdgas als auch als Biomethan. Die Verfügbarkeit von Biomethan hängt allerdings von einer starken Zunahme der Nutzung von Gülle für die Biogaserzeugung ab. Eine Erklärung für den geringen Anteil von Wasserstoff ist dabei, dass der Pfad über die Elektrolyse und eine anschliessende Verbrennung deutlich mehr Strom erfordert, als wenn dieser direkt in einer Widerstandheizung genutzt wird.
Zusammengenommen deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass heimischer Wasserstoff in künftigen industriellen Hochtemperaturanwendungen eine geringe Rolle spielen wird. Dieses Ergebnis hängt vor allem mit der Verfügbarkeit alternativer Optionen zusammen. Dafür ist es aber auch nötig, dass solche inländischen chemischen Energieträger wie Bio-Methan, Holz oder Kehricht primär für Hochtemperatur-Anwendungen verwendet werden – und nicht für die Erzeugung von Raumwärme und Brauchwasser. Importierter Wasserstoff könnte jedoch in Zukunft eine wirtschaftlich wettbewerbsfähige Option sein; es bleibt jedoch abzuwarten, wie Europa seine Wasserstoffinfrastruktur entwickelt und inwieweit die Schweiz sich diesem Netz anschliessen kann.
Referenzen
Über die Autoren
Dr. Rebecca Lordan-Perret ist Scientific Outreach Manager am Energy Science Center (ESC) an der an der ETH Zürich.
Dr. Gianfranco Guidati ist Stv. Direktor des Energy Science Center (ESC) an der an der ETH Zürich.
07.11.2024
Mikron Machining SA ist weltweit führend in der Entwicklung und Herstellung hochpräziser Industriemaschinen. Von Uhrenkomponenten bis hin zu Kugelschreiberköpfen (mit über 95 Prozent Weltmarktanteil) besteht das Unternehmen seit über einem Jahrhundert. Um besser zu verstehen, wie die Herstellung hochpräziser elektromechanischer Maschinen mit der Verbesserung der Energiebilanz des Unternehmens einhergeht, trafen wir uns in Agno mit Bruno Jöhl, Leiter der Supply Chain Division Machining.
Die Firma Mikron Machining SA ist Teil der Mikron Gruppe, hat derzeit rund 400 Mitarbeiter (von insgesamt 1300) und produziert Industriemaschinen.
Lorenzo Medici und Bruno Jöhl.
Bruno Jöhl.
Mikron Machining SA hat seinen Sitz in Agno am Ufer des Luganersees. Die hohen Palmen am Eingang des Unternehmens laden zum Entspannen ein. Doch wir lassen uns nicht täuschen. Im kürzlich renovierten Gebäude arbeiten die Mitarbeitenden hart an den Maschinen, die Industrieteile mit einer Genauigkeit von wenigen tausendstel Millimetern – einem Bruchteil des Durchmessers eines Haares – herstellen können. Eines der Produkte, die das Unternehmen weltweit bekannt gemacht haben, ist zweifellos der Kugelschreiberkopf. Mit über 145 Millionen produzierten Exemplaren pro Tag und 95 Prozent Weltmarktanteil steckt in den Stiften auf Ihrem Schreibtisch oder in Ihrer Tasche reine Technologie aus dem Tessin. Stolz zeigt uns Bruno Jöhl das Fliessband, wo jede der im Bau befindlichen Maschinen in der Lage ist über 28 000 Köpfe pro Stunde zu produzieren.
Das Bestreben von Mikron Machining, seine Umweltauswirkungen zu verbessern, reicht fast drei Jahrzehnte zurück. Tatsächlich gehört das Unternehmen zu den ersten sieben Tessiner Unternehmen, die bereits 1996 freiwillig eine Vereinbarung einging – lange bevor verbindliche Vorschriften hierfür in Kraft traten. Seither arbeitet das Unternehmen konstant und engagiert daran, seine Energiebilanz zu verbessern. Im Jahr 2003 wurde die erste Zielvereinbarung mit der Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW) getroffen und im Jahr 2013 ermöglichte eine neue freiwillige Zielvereinbarung die Entwicklung einer Strategie, die zu einer umfassenden Sanierung des Gebäudes führte. Neue Fenster, Isolierung des Gebäudes, LED-Beleuchtung, ein neues Heiz-, Kühl- und Lüftungssystem: So hat Mikron seinen Energieverbrauch um 50 Prozent gesenkt und über 100 Tonnen Kohlendioxid (CO2) eingespart. Insbesondere das Thema Belüftung war wichtig. Um über 6000 Quadratmeter Industriefläche auf einer konstanten Temperatur von 20 Grad Celsius zu halten, ist ein komplexes System erforderlich, das im Winter heizt und im Sommer kühlt. Dank einer neuen Klimaanlage, die mit einer Wärmepumpe betrieben wird und Abwärme aus Produktionsprozessen nutzt, ist es Mikron Machining gelungen, den CO2-Ausstoss um 130 Tonnen pro Jahr zu reduzieren und den Heizölverbrauch um über 50 000 Liter pro Jahr zu senken.
«Die energetische Sanierung und die Flächenreduktion haben sich als wichtige Schritte erwiesen», erzählt uns Bruno Jöhl, als wir einen neuen Bereich besichtigen, der der Produktion von Teilen gewidmet ist, die für den internen Gebrauch des Unternehmens bestimmt sind. «Wir haben die Fläche von über 4000 auf ca. 2000 Quadratmeter bei unveränderter Produktionskapazität reduziert. Dadurch haben wir im Winter bis zu 5000 Liter Heizöl pro Monat eingespart.» An der Decke des Raumes fällt uns die neue Beleuchtungsanlage auf. Auch hier trug der Austausch von rund 1000 Leuchtstoffröhren durch LEDs der neuesten Generation zur Energieeinsparung und Kostensenkung bei. «Wir haben geschätzt, dass wir durch das neue Beleuchtungssystem 120 000 Kilowattstunden pro Jahr einsparen», erklärt EnAW-Berater Lorenzo Medici. «Leere Räume zu beleuchten und zu heizen ist eindeutig ein Energieluxus, den wir uns nicht mehr leisten können.»
Ein wesentlicher Teil der Strategie, um den Energieverbrauch zu reduzieren, betrifft die Optimierung der Produktionsprozesse. «Jede kleine Verbesserung, auch die kleinste, kann bei einer Produktion von Millionen Stück einen grossen Unterschied machen», so Bruno Jöhl. Deswegen versucht das Team bei Mikron stets, den Produktionszyklus zu optimieren, indem es mehrere Faktoren berücksichtigt, darunter die Energieeffizienz der Maschinen und die Verbesserung der Werkzeuge. Unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten tragen diese Anpassungen dazu bei, die Umweltauswirkungen der von Mikron hergestellten Maschinen im Einsatz bei ihren Kunden zu reduzieren. Eine Aussage, die nicht nur für neu, sondern auch für altgediente Maschinen gilt. «Manche unserer Maschinen sind über 50 Jahre alt und funktionieren immer noch bestens», sagt Jöhl. «Anstatt neue zu installieren, reparieren und verbessern wir die Effizienz der vorhandenen Anlagen und vermeiden einen Austausch.» Maschinen und Geräten ein zweites Leben zu garantieren, die in einer Zeit mit anderen Energiestandards hergestellt wurden, die sich stark von denen heute unterschieden, ist auch eine gute Möglichkeit, wertvolle Ressourcen zu schonen.
Das Umweltengagement von Mikron, um Energieverbrauch und Emissionen zu reduzieren gilt nicht nur für die Standorte in der Schweiz. Die Mikron Gruppe setzt ihre Nachhaltigkeitspolitik weltweit an allen Standorten einheitlich um. Zu den nächsten Schritten, die auf Mikron Machining und die EnAW-Berater, die die Arbeiten in Agno begleiten, warten, gehört die Installation einer Photovoltaikanlage auf dem Dach. Geplant ist auch die Modernisierung der Fahrzeugflotte mit Hybrid- und Elektrofahrzeugen. Schliesslich will Mikron auch die indirekten Emissionen im Zusammenhang mit der Transportlogistikkette der Zulieferer weiter reduzieren. Kurzum: Der Weg zur Dekarbonisierung geht mit grossem Schwung weiter.
07.11.2024
Mikron Machining SA Agno
66 %
Einsparung fossiler Brennstoffe von 2013 bis 2023
2000 Tonnen CO2
Einsparungen durch Renovierung und Energieeffizienz von 2013 bis 2023
-70 % CO2-Emissionen
Einsparungen durch Renovierung und Energieeffizienz von 2013 bis 2023
145 000 000 Kugelschreiberköpfe pro Tag
Produziert auf Maschinen, die von Mikron entwickelt und gebaut wurden, das sind 95 % vom Weltmarkt
Das Unternehmen Mikron Machining SA ist Teil der Mikron Gruppe, beschäftigt derzeit rund 400 Mitarbeitende (von den insgesamt 1300) und ist in der Herstellung von Industriemaschinen tätig. Der Hauptsitz befindet sich in Agno, die Gruppe hat jedoch auch Niederlassungen in den USA, Deutschland, Litauen, China und Singapur.
Weitere Informationen: www.mikron.com
François Maréchal, EPFL-Professor in Sitten, hat eine starke globale Vision von einer Energiezukunft, in der wir die kohlenstoffhaltigen Moleküle in andere als die bisher bevorzugten Bahnen gezwungen haben werden. Mit Prinzipien, die der Natur nachempfunden sind – und damit bewährt sind.
Im Zentrum des Inventarschemas zur Defossilisierung der Industrie (unten) stehen Stoffe, die mithilfe von Energie in «Produkte» umgewandelt werden, und Abfälle, die zu Rohstoffen und Energie recycelt werden: «Das ist die Kreislaufwirtschaft, die gepriesen wird, um unsere CO2-Exzesse zu neutralisieren», kommentiert François Maréchal. «Ein vergleichbarer Kreislauf sichert den Fortbestand der natürlichen Ökosysteme. Man kann von industrieller Ökologie sprechen, wenn Unternehmen Materialien und Wärme austauschen, wenn die Abfälle eines Unternehmens als Ressource für ein anderes dienen, wenn das industrielle Gefüge mit den grossen Energienetzen und den Städten interagiert…»
Das sinnvolle Schliessen von Kreisläufen wird der wichtigste Schlüssel zur CO2-Neutralität unserer Gesellschaften sein. «Die Natur hat CO2 seit jeher am besten genutzt und seine Konzentration in der Luft durch die Photosynthese kontrolliert, eine bakterielle Erfindung: Sonnenenergie, CO2 und Wasser werden zu Glukose – dem Grundbaustein der Biomasse und Energiereserve – kombiniert, wobei Sauerstoff (O2) freigesetzt wird.» Die Atmung der Organismen schliesst den Kreislauf, indem sie in den Zellen mithilfe von O2 die Energie aus der Glukose extrahiert und dabei Wasser und CO2 zurückgibt.
Die Biosphäre hat den CO2-Gehalt der Luft, abgesehen von Katastrophen, stabil gehalten. Doch die Kapazitäten der biologischen CO2-Bindung wurden durch das Wachstum unserer Gesellschaften mithilfe fossiler Biomasse – Kohle, Öl, Gas – überfordert, wodurch das eingeschlossene CO2 in hohem Tempo freigesetzt wurde, während gleichzeitig die natürlichen Lebensräume geschädigt wurden. Es wird nicht ausreichen, neue Vegetation anzupflanzen, sondern wir müssen neue Zyklen erfinden, die speziell auf unsere Aktivitäten als Spezies zugeschnitten sind.
«So verursacht der Wärmebedarf 70% der CO2-Emissionen der Industrie», betont François Maréchal – siehe den oberen Teil seines Schemas. Naheliegende Massnahmen zur Verringerung dieser Emissionen: Heizen nach Bedarf, Nutzung der Abwärme mithilfe von Pumpen und Weiterverteilung: Nach 25 Jahren CO2 und Energiegesetzen und der jüngsten Inflation der Energiekosten ist das nichts Besonderes mehr. Und darüber hinaus? «Man muss die überschüssige Wärme in Elektrizität umwandeln, die wiederum Lösungen zur Energiespeicherung in chemischer Form antreiben kann. Diese Lösungen ermöglichen auch die Speicherung von Sommerüberschüssen aus der Stromerzeugung, natürlich aus erneuerbaren Energiequellen.» Es entsteht ein Kreislauf, der Wärme und Strom über verschiedene Gase miteinander verbindet, so wie CO2 und O2 bei der Photosynthese und Atmung.
«Durch Elektrolyse kann man CO2 und Wasser unter Freisetzung von O2 in Kraftstoff (Methan, Methanol, Kerosin) umwandeln. Durch den umgekehrten Prozess, die Brennstoffzelle, kann dieser Treibstoff unter Verwendung von O2 Strom machen, wobei CO2 und Wasser freigesetzt werden. Wenn das CO2 aufgefangen, gespeichert und wiederverwendet wird, wird der Kreislauf der Natur industriell nachgebildet. Man kann natürlich auch industrielle und natürliche Kreisläufe integrieren.»
François Maréchal fährt fort: «Wenn man ein wenig Strom und Wärme investiert, um Biomasse oder Abfälle bei hohen Temperaturen zu vergasen, erhält man ein synthetisches Gas (Syngas), eine Energiereserve in Form von einfachen Brennstoffen: Wasserstoff (H2), Kohlenmonoxid (CO), plus ein wenig Methan (CH4). Bei Zufuhr von CO2 und Strom kann H2 mehr CH4 erzeugen, das lokal genutzt oder über die Netze verteilt werden kann. CO kann ebenfalls in CH4 oder flüssige Brennstoffe umgewandelt oder verbrannt werden, um Wärme oder Strom zu liefern. Da die ursprüngliche Quelle erneuerbar ist, ist die Verbrennung kohlenstoffneutral.» Und weiter: «Wenn die Schweiz alle ihre Biomasseabfälle auf diese Weise nutzen würde, würde sie die gleiche Menge an fossilem Gas produzieren, die sie heute importiert, und sie könnte überschüssige Sonnenenergie mit einem Wirkungsgrad von 95 % speichern!» Die Vergasung wie auch die Pyrolyse verwandeln die Biomasse also in einen homogenen Kraftstoff, der sich leicht verteilen und lagern lässt. «Und durch Elektrolyse kann zusätzliche erneuerbare Energie für schwierige Anwendungen wie den Luftverkehr hinzugefügt werden, wo das Gewicht der Tanks ein kritischer Faktor ist.»
Die Idee einer «natürlichen Fatalität», dass wir Industrie, Verkehr, Wohnen, Konsum nach den Prinzipien ausrichten müssen, die das Leben auf der Erde am Leben erhalten haben, ist ein wenig gezwungen. Aber sind wir nicht bereits einem ähnlichen «Schicksal» gefolgt, indem wir unsere Gesellschaften mit einem «Nervensystem» ausgestattet haben, wie es die Evolution mit den tierischen Organismen getan hat: immer komplexere digitale Netzwerke, die unendlich viele Informationen sammeln, verarbeiten und nutzen, um zu wachen, zu kontrollieren, zu handeln … – auch im Energiebereich, siehe den unteren Teil der Abbildung.
Und unterhalb der «grossen Prinzipien» der gesunde Menschenverstand? François Maréchal abschliessend: «Warum zögern, sich von weit entfernten fossilen Energien zu befreien, die den geopolitischen Launen unterliegen und die Zukunft klimatisch und finanziell verschlechtern, wenn lokale kohlenstofffreie Lösungen nur darauf warten, dass sie uns zur zweiten Natur werden?»
07.11.2024
Chemieingenieur, Doktor der Universität Lüttich, trat François Maréchal in die im Jahr 2001 an die EPFL. Professor an der EPFL Wallis seit 2013, leitet er dort die Forschung über die Dekarbonisierung durch Energieträger erneuerbare Energien, Kreislaufwirtschaft oder digitale Unterstützung. Er ist einer der Herausgeber von «Frontiers in Energy Research».
Im März hat das Parlament das revidierte CO2-Gesetz für die Zeit nach 2025 beschlossen, das seit Juli gültig ist. Dieses sieht vor, dass sich künftig alle Unternehmen die CO2-Abgabe rückerstatten lassen können, sofern sie sich verpflichten, ihre CO2-Emissionen zu vermindern. Dazu müssen die Firmen spätestens drei Jahre nach Beginn der Verpflichtung einen Dekarbonisierungsplan vorlegen, wie ihn die EnAW als Roadmap zur Dekarbonisierung anbietet. Die CO2-Abgabe bleibt bei 120 Franken pro Tonne CO2. Die Zielvereinbarung mit dem Bund ist eine weitere Voraussetzung für den Abschluss einer Verminderungsverpflichtung.
Die Ausweitung der Möglichkeit, sich von der CO2-Abgabe befreien zu können, dürfte viele Unternehmen motivieren, in Dekarbonisierungsmassnahmen zu investieren. Und wie Beispiele in diesem Magazin und auch ein spannender Beitrag zum Tandem zwischen Roadmap zur Dekarbonisierung und Zielvereinbarung zeigen: Weniger CO2 zu emittieren, hilft nicht nur, den eignen Energieverbrauch zu reduzieren und damit die Kosten zu senken, sondern auch der Umwelt. Dekarbonisierung ist die Chance. Machen Sie also mit und lassen Sie sich von den Unternehmen inspirieren, die diesen Weg bereits eingeschlagen haben.
Prof. Dr. Rudolf Minsch
Präsident
Frank R. Ruepp
Geschäftsführer
07.11.2024