Viele Unternehmen sind bereits im Bestreben, ihren CO2-Ausstoss zu verringern. Doch mit dem Inkrafttreten des Klima- und Innovationsgesetzes (KlG) gibt der Bund nun die Marschroute vor für das Netto-Null-Ziel bis 2050. Um die Unternehmen zu befähigen, den Weg Richtung Netto-Null einzuschlagen, hat der Bund zwei strategische Werkzeuge entwickelt: den Netto-Null-Fahrplan und den Dekarbonisierungsfahrplan.
Beide Wege verfolgen das gleiche Ziel, unterscheiden sich jedoch im Betrachtungsperimeter und auch in Bezug auf den gesetzlichen Hintergrund.
Netto-Null-Fahrplan: Dieser ist im KlG verankert. Jedes Unternehmen kann einen Netto-Null-Fahrplan gemäss Vorgaben des KlG erstellen, ist dazu aber nicht verpflichtet. Eine Verpflichtung entsteht erst, wenn ein Unternehmen eine innovative Dekarbonisierungsmassnahmen umsetzen möchte und Fördergelder beim Bund beantragt. Der Netto-Null-Fahrplan ist dabei eine Grundlage des Fördergesuchs. Der Betrachtungsperimeter umfasst alle Scope-1- und Scope-2-Emissionen. Die Bilanzierung der Scope-3-Emissionen ist fakultativ, sofern die zu fördernde Massnahme nicht den Scope-3-Bereich tangiert, was durchaus möglich ist. Die Zeitschiene des Netto-Null-Fahrplans ist ab Startjahr (frei wählbar) bis spätestens 2050. Hat das Unternehmen schwer dekarbonisierbare Emissionen, zum Beispiel Prozessemissionen, muss es auch einen Aufbaupfad für Negativemissionstechnologien (NET) entwickeln, um das Netto-Null-Ziel 2050 zu erreichen. Im Netto-Null-Fahrplan werden alle Standorte des Unternehmens berücksichtigt.
Dekarbonisierungsfahrplan: Der Dekarbonisierungsfahrplan kommt aus dem CO2-Gesetz und ist für die neue Verpflichtungsperiode 2025 bis 2040 ein Muss. Jedes Unternehmen, welches eine Verminderungsverpflichtung zur Rückerstattung der CO2-Abgabe mit dem BAFU eingeht, muss innerhalb der ersten drei Jahre ab Start der Verpflichtung einen Fahrplan beim BAFU einreichen. Die Mindestanforderung des Dekarbonisierungsfahrplans ist die Erstellung eines massnahmenbasierten Absenkpfads auf den Scope-1-Emissionen der fossilen Brennstoffe. Der Perimeter kann freiwillig um die weiteren Scope-1- und Scope-2-Emissionen erweitert werden (Stichwörter: Treibstoff, Fernwärme, Strom). Der Dekarbonisierungsfahrplan beinhaltet sowohl wirtschaftliche wie auch unwirtschaftliche Massnahmen. Zieljahr ist analog dem Netto-Null-Fahrplan das Jahr 2050 und das Ziel ist ebenfalls Netto-Null. Im Dekarbonisierungsfahrplan müssen mindestens alle befreiten Standorte berücksichtigt werden.
Der Dekarbonisierungsfahrplan soll die langfristige Planung fördern und kann als Schnittstelle zwischen CO2-Gesetz und KlG betrachtet werden. Es soll die Unternehmen bei der Einhaltung des Netto-Null-Ziels gemäss KlG unterstützen. Es liegt auch in der Natur der Sache, dass der Dekarbonisierungsfahrplan, da obligatorisch im Rahmen einer Verminderungsverpflichtung, mehr Unternehmen ansprechen wird als der Netto-Null-Fahrplan.
Wichtig: Haben Sie bereits einen Netto-Null-Fahrplan erstellt oder möchten einen erstellen, können Sie diesen anschliessend auch als Dekarbonisierungsfahrplan verwenden. Somit muss die Arbeit nicht zweimal gemacht werden.
Jetzt ist Handeln gefragt. Unternehmen sollten jetzt ihren Fahrplan erstellen. Dekarbonisierung ist ein Wettbewerbsvorteil, mit dem sich ein Unternehmen von seinen Mitbewerbern abheben kann. Die EnAW unterstützt sie dabei gerne mit der Fachkompetenz von über 100 erfahrenen Energieberatern. Neben der Erarbeitung von Fahrplänen, der Koordination mit den Behörden betreffend CO2-Gesetz und KlG, unterstützt die EnAW auch Investitionen in die Energieeffizienz mit eigenen Programmen.
Mit den beiden EnAW-Angeboten Ressourceneffizienz und Roadmap zur Dekarbonisierung erfüllen die Unternehmen die Vorgaben, wobei Ressourceneffizienz auch noch Scope-3-Emissionen einbezieht.
Interessieren Sie sich für Ihren Umweltfussabdruck, müssen Sie Nachhaltigkeitsberichte erstellen oder einen Dekarbonisierungsfahrplan einreichen? Welche Potenziale bietet Ihnen Kreislaufwirtschaft? Mit dieser kurzen Abfrage finden Sie heraus, welches Angebot den Bedürfnissen Ihres Unternehmens entspricht.
27.07.2023
Die Schweiz befindet sich auf dem Weg zum Netto-Null-Ziel. Die KMU haben dabei schon beachtliche Fortschritte erzielt, auch dank dem Tandem aus Zielvereinbarung und «Roadmap zur Dekarbonisierung», das die Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW) anbietet.
Benedikt Vogel
Energie, Emissionen und Geld sparen: Die Zielvereinbarung vereint seit zwei Jahrzehnten genau diese Vorteile. Dabei können Unternehmen, die für einen Zehn-Jahres-Zeitraum verbindliche Ziele zur Senkung ihres Energieverbrauchs vereinbaren, von der CO2-Abgabe auf fossile Energieträger befreit werden. Ihre Nachhaltigkeitsmassnahmen lohnen sich also doppelt: durch Rückerstattung der Abgabe und durch tiefere Energiekosten. Strom-Grossverbraucher können zusätzlich von einer teilweisen oder vollständigen Rückerstattung des Netzzuschlags profitieren. Energieintensive Unternehmen sparen so schnell fünf- bis sechsstellige Franken-Beträge. Diese Vorteile waren bisher auf Betriebe aus energieintensiven Branchen, zum Beispiel Metall, Chemie und Lebensmittel, beschränkt. Mit dem neuen CO2-Gesetz, das ab 2025 in Kraft treten soll, werden alle Unternehmen davon profitieren können. Zielvereinbarungen nützen zudem jenen Grossverbrauchern, denen kantonale Energiegesetze Effizienzmassnahmen auferlegen.
Kleinen und mittleren Unternehmen, die sich für eine Zielvereinbarung entscheiden, bietet die EnAW ein bewährtes Effizienzpaket an, das ohne firmeneigene Energieexperten umgesetzt werden kann. Für Grossunternehmen hat die EnAW eine flexible Beratungslösung mit massgeschneiderten Massnahmen parat. Das grundsätzliche Vorgehen ist für alle Unternehmen gleich: Auf die Analyse des Energieverbrauchs folgt die Festlegung von Einsparzielen, welche durch Bund und Kantone auditiert werden, gefolgt von einer fachlich begleiteten Umsetzungsphase, welche jedes Jahr gemonitort wird.
Um Treibhausgas-Emissionen bis 2050 möglichst ganz zu vermeiden, dient ein zweites, langfristig angelegtes Instrument. Die EnAW bietet Unternehmen dafür das Dienstleistungspaket «Roadmap zur Dekarbonisierung» an. Dieses umfasst Massnahmen zur vollständigen Vermeidung von CO2-Emissionen. Ausgangspunkt sind jeweils Effizienzmassnahmen innerhalb des Betriebs, gefolgt von Prozessanpassungen, zum Beispiel die Senkung der Prozesstemperatur. Letztere schaffen die Voraussetzung für die Wahl passender erneuerbarer Energieträger. Noch zu oft wird der Fehler gemacht, an energieintensiven Prozessen ungeprüft festzuhalten und für die Wärmeerzeugung auf wertvolle erneuerbare Hochtemperatur-Energieträger wie Holz zu wechseln. Sinnvoller ist es, die Prozesstemperatur wo immer möglich zu senken und den Wärmebedarf anschliessend mit Wärmerückgewinnung und Abwärme oder Wärmepumpen zu decken.
Die EnAW-Roadmap oder – wenn man tiefer ins Detail gehen will: die Ressourcenberatung der EnAW – zieht die Treibhausgas-Emissionen aus den vorgelagerten Stufen mit in die Betrachtung ein, berücksichtigt also zum Beispiel auch die Energie, die zur Herstellung zugekaufter Stähle oder Kunststoffteile benötigt wurde (Scope 2/3). Bestandteil einer Roadmap kann auch die Kompensation von Treibhausgas-Emissionen über den Kauf von Zertifikaten sein – diese sollten indes nur als letztes Mittel gewählt werden, da sie teuer sind. Immer muss auch ein Auge auf die Qualität der Zertifikate geworfen werden. Das Klima- und Innovationsgesetz sieht vor, dass die Unternehmen spätestens im Jahr 2050 klimaneutral sein müssen. Dafür müssen sie Fahrpläne erarbeiten, in denen sie aufzeigen, wie sie dieses Ziel erreichen möchten. Damit wird eine Roadmap Pflicht.
Die EnAW bietet mit Zielvereinbarung und Roadmap ein ökonomisch und ökologisch sinnvolles Tandem aus praxisnahen Beratungsdienstleistungen und webbasierten Tools. Tatsächlich wird nachhaltiges Wirtschaften für KMU mehr und mehr zu einer Existenzfrage. Als Zuliefer-Firmen sind sie zunehmend an die Dekarbonisierungsvorgaben ihrer Kunden gebunden. Auch das energiepolitische Umfeld spricht für eine konsequente Senkung des Energieverbrauchs: Weitsichtige KMU sind am besten gewappnet gegen potenzielle Energie-Mangellagen und hohe Energiepreise.
Zudem sollte man den psychologischen Effekt nicht ausser Acht lassen. Sobald der – vielleicht mühselige – erste Schritt getan ist, ist der zweite gar nicht mehr so aufwändig. Dann kann eine Art intrinsischer Wettbewerb entstehen: Man ist bestrebt, sich selbst zu übertreffen, und ergreift daher zusätzliche Massnahmen, um Energie zu sparen. Das macht nicht nur Spass, sondern senkt auch die CO2-Emissionen und kommt letzten Endes dem Klima zugute.
Auch wenn im CO2-Gesetz für die Zeit nach 2024 noch nicht alle Eckpunkte klar sind: Die Beraterinnen und Berater der EnAW halten sich und Sie stets auf dem neuesten Stand. Sie sind die richtigen Ansprechpersonen für jene Unternehmen, die mit der neuen Gesetzesvorlage noch zu wenig vertraut sind.
07.02.2025
Mit der Roadmap zur Dekarbonisierung unterstützen und beraten wir Sie bei der Entwicklung einer schrittweisen und betriebswirtschaftlich sinnvollen Dekarbonisierungsstrategie. Dabei berücksichtigen wir die standortspezifischen Gegebenheiten, Pläne und Ziele Ihres Unternehmens.
Bis 2030 will die Cendres+Métaux-Gruppe auf Stufe Scope 1 und Scope 2 kaum CO2 mehr ausstossen. Dazu hat das Unternehmen mit Unterstützung der Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW) an seinem Standort in Biel eine Roadmap zur Dekarbonisierung erstellt. Diese beinhaltet diverse Massnahmen, von denen schon einige in die Wege geleitet worden sind.
EnAW-Berater Felix Eichenlaub, Raïna Rasper, Nachhaltigkeitsverantwortliche bei Cendres+Métaux, und Raffaele Caruso, Head of Facility Management von Cendres+Métaux, sind mittlerweile ein eingespieltes Team.
Raïna Rasper, Felix Eichenlaub und Raffaele Caruso wollen die CO2-Emissionen auf Stufe Scope 1 und 2 bis 2030 möglichst auf Null senken.
Sie sehen aus wie gewöhnliche Schrauben, sind in Wahrheit aber Implantate. Und auch den kleinen Metallstücken sieht man nicht an, dass sie dereinst in Uhren zum Einsatz kommen werden. Die Cendres+Métaux-Gruppe in Biel ist spezialisiert auf die Auftragsfertigung von mikromechanischen Komponenten aus Titan- und Edelmetalllegierungen. Aus Letzteren werden hauptsächlich Schwungmassen für Uhren hergestellt und aus Titan implantierbare Kleinteile für die Medizinaltechnik.
Cendres+Métaux will in Biel auf Stufe Scope 1 und Scope 2 nur noch wenige Tonnen CO2 ausstossen. Dieses Ziel will die Gruppe bis 2030 erreichen. Helfen soll dabei unter anderem die Roadmap zur Dekarbonisierung, die verschiedene Massnahmen enthält, um das Unternehmen seinem Ziel näherzubringen. «Die grösste Herausforderung bei der Gesamtplanung einer Dekarbonisierungsstrategie liegt tatsächlich bei den vielen Abhängigkeiten, die bereits bei der Planung berücksichtigt werden müssen», so Raffaele Caruso, Head of Facility Management. «Dazu gehören geplante bauliche Massnahmen, End-of-Life-Zyklen von Lüftungs- oder Klimaanlagen, Kapazitätsplanungen, aber auch die unternehmerische Strategie insgesamt.»
Alles in allem sei die Erstellung der Roadmap zwar herausfordernd, aber sehr lohnend gewesen, so Caruso. «Herausfordernd, weil wir uns vertieft mit der ganzen Gebäudetechnik und dem Zusammenspiel verschiedener Anlagen auseinandersetzen mussten und neue Stakeholder – wie z.B. unsere Nachhaltigkeitsverantwortliche – ins Spiel kamen», sagt er. «Lohnend, weil wir dadurch sehr viel Wissen dazugewonnen und eine bessere Vorstellung für die Umsetzung unseres Klimazieles bekommen haben. Die Roadmap hat uns geholfen, den potenziellen Impact von Massnahmen zu messen und deren Umsetzung bis 2030 gezielt zu planen.»
Cendres+Métaux hat konkrete Dekarbonisierungsmassnahmen nicht nur geplant, sondern auch bereits in die Wege geleitet. Schon heute nutze das Unternehmen in seinen Produktionsprozessen nur wenig Erdgas, wie Caruso ausführt. «Im letzten Jahr wurden gerade mal zwei Prozent des Erdgasverbrauchs für Produktionsprozesse verwendet. Der Rest wird für die Bereitstellung von Wärme verwendet», so Caruso. «Unsere Produktion ist also hauptsächlich von Strom abhängig. Hier liegt die Herausforderung darin, die Produktionsprozesse möglichst energieeffizient zu gestalten.»
Zurzeit umfasst der Gebäudepark von Cendres+Métaux noch zwei Gaskessel, die fossil heizen. Diese sollen allerdings voraussichtlich im Jahr 2027 durch eine neue zentrale Wärme- und Kälteproduktion ersetzt werden. Dadurch erhofft sich das Unternehmen Einsparungen von rund 21 Tonnen CO2-Äquivalenten pro Jahr. «Derzeit kühlen wir einen Teil der Produktionsmaschinen über separate Kühlsysteme, die wiederum Wärme an den Raum abgeben. Dieser Raum muss anschliessend durch die Lüftungsanlage wieder gekühlt werden, was ineffizient ist», erklärt Caruso. «Wir befinden uns in der Phase der Erneuerung unseres Maschinenparks. Im Rahmen dieser Erneuerung planen wir ein neues Maschinenkühlnetzwerk. Die Maschinen werden mit Grundwasser effizient gekühlt, und die Abwärme des Maschinenparks wird zur Beheizung genutzt.» Diese Massnahme sei auch wichtig, um die Gesundheit der Mitarbeitenden während längeren Hitzeperioden im Sommer zu schützen, in denen die Temperaturen in der Produktion schnell über 30 Grad Celsius klettern können.
Um seine Wärme- und Kälteproduktion zu zentralisieren, will das Unternehmen drei 600-kW-Wärmepumpen installieren. Diese sind dann für die gesamte Kälte- und Wärmeproduktion auf dem Areal verantwortlich. «Mittelfristig bietet eine neue zentrale Wärme- und Kälteproduktion mit einer Umstellung auf das natürliche Kältemittel Ammoniak das grösste Potenzial zur Dekarbonisierung», so Caruso. Eine weitere Massnahme bis 2030 für die direkten Emissionen bietet die Elektrifizierung der eigenen Fahrzeugflotte.
Bereits umgesetzt ist die Steueroptimierung einer Wärmepumpe. Bei einer Aussentemperatur zwischen null und fünf Grad Celsius kann die Wärmepumpe den Wärmebedarf nun ohne den Bezug von Erdgas decken. Unter null Grad Celsius kommt die Gasheizung noch immer zum Einsatz. Raffaele Caruso bezeichnet die Optimierung als grössten Hebel in der Reduktion der CO2-Intensität im vergangenen Jahr. «Die Steueroptimierung hat das Potenzial, jährlich 42.2 Tonnen CO2-Äquivalente einzusparen», sagt Caruso.
Zusätzlich hat Cendres+Métaux im letzten Jahr eine Photovoltaikanlage auf Teilen seiner Produktionsdächer installieren lassen. Diese produzierte in den sieben Monaten nach Inbetriebnahme 141 MWh Strom. Sie war im Bereich Steigerung der Energieeffizienz die bisher kostspieligste Massnahme. Überhaupt ist der Stromverbrauch bei Cendres+Métaux immens. Da dieser von Wasserkraftwerken in der Schweiz geliefert wird, fällt er bei den CO2-Emissionen im Scope 2 zwar nicht ins Gewicht. Betrachtet man jedoch die klimarelevanten Emissionen auf Stufe Scope 3, sind diese durchaus wichtig, da der Bau der Wasserkraftwerke hohe Emissionen verursacht hat. Auch der Methanausstoss ist bei Stehendgewässern wie Stauseen auf Stufe Scope 3 relevant. Auf diese Emissionen hat Cendres+Métaux selbstredend keinen Einfluss.
Das Bieler Unternehmen unternimmt also viel, um energieeffizienter und emissionsärmer zu werden. Wichtig ist es auch, die Mitarbeitenden an Bord zu haben. «Viele sind stolz darauf bei einem umweltbewussten Unternehmen zu arbeiten», so Caruso. Bisherige Reduktionsmassnahmen wurden positiv aufgenommen. «Die meisten wissen um die Bedeutung von Klimaschutz und Energieeffizienz und sind bereit, ihren Teil dazu beizutragen.»
07.02.2025
Die Cendres+Métaux-Gruppe existiert seit über 135 Jahren und ist als Auftragsfertiger in zwei Industrien tätig: in der Uhrenindustrie und in der Medizinaltechnik. In der Uhrenindustrie ist Cendres+Métaux Luxury+Industry spezialisiert auf die mikromechanische Fertigung von Halbfabrikaten und Fertigprodukten aus hochwertigen Materialien sowie auf das Rezyklieren von Edelmetallen. Im Geschäftsbereich Medtech ist das Unternehmen nicht nur Herstellerin von Auftragsprodukten, sondern verkauft unter der Eigenmarke auch Produkte für die Dentalindustrie. Die Unternehmensgruppe zählt insgesamt rund 700 Mitarbeitende.
Unternehmen, die einen «Fahrplan zur Dekarbonisierung» erarbeiten, konnten bisher von Fördergeldern seitens des Bundesamtes für Energie (BFE) profitieren. Diese Unterstützung hätte eigentlich bis Ende Juni 2024 gelten sollen. Das BFE hat jedoch mitgeteilt, dass es keine neuen Gesuche mehr berücksichtigen kann.
Als Begründung gibt das BFE an, dass das Budget bald aufgebraucht sei. Daher genehmigt das BFE nur noch Gesuche, bis das gesetzte Budget für das Jahr 2025 erreicht ist. Dabei würden die Gesuche nach Eingang berücksichtigt. Die bisherigen Gesuche könnten jedoch noch garantiert werden, sofern alle Bedingungen erfüllt seien, schreibt das BFE.
07.02.2025
Mit der Roadmap zur Dekarbonisierung unterstützen und beraten wir Sie bei der Entwicklung einer schrittweisen und betriebswirtschaftlich sinnvollen Dekarbonisierungsstrategie. Dabei berücksichtigen wir die standortspezifischen Gegebenheiten, Pläne und Ziele Ihres Unternehmens.
Die Bigler AG Fleischwaren hat bereits 2004 eine Zielvereinbarung bei der Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW) unterschrieben. Seither hat der Familienbetrieb immer wieder gezielt Massnahmen umgesetzt, um seine Energieeffizienz zu steigern und seinen CO2-Ausstoss zu verringern. Die Vision ist die komplette Dekarbonisierung.
Pascal Frey, stellvertretender Leiter Technik bei Bigler, und Lucas Rämi, EnAW-Berater (v.l.).
Hitzeerzeugung mit Strom anstelle von Gas für den Betrieb der neuen Gebindewaschmaschine, eine Hochdruck-Wärmepumpe mit 870 Kilowatt Heizleistung und eine Photovoltaikanlage 620 Kilowatt-Peak auf dem Dach: Das sind drei von zahlreichen Massnahmen, welche die Bigler AG Fleischwaren in den 20 Jahren ihres Engagements bei der Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW) ergriffen hat. «Alleine in den letzten sechs Jahren haben wir rund 50 Massnahmen umgesetzt», sagt CEO Markus Bigler. «Dazu gehören die konsequente Abwärmenutzung, die Optimierung der Lüftungsanlagen und die Installation von LED.»
Am meisten Aufwand verursachte jedoch das Gebäudeleitsystem, das an allen fünf Standorten des Familienunternehmens implementiert wurde. «Diese Massnahme beschäftigte uns rund fünf Jahre», so Bigler. Etwa durch den Umstand, dass das Team in dieser Zeit Veränderungen erfahren habe und es zu Projektübergaben gekommen sei. «Zudem war der Aufbau des Gebäudeleitsystems für unseren System- und Implementierungspartner gewissermassen ein Pilotprojekt», erinnert sich Bigler. «Deshalb bezahlten sowohl unser Partner wie auch Bigler Lehrgeld.»
Grossen Aufwand verursachte auch die Messtechnik. Bevor diese installiert werden konnte, mussten erst die Messpunkte definiert werden. Von diesen benötigte das Gebäudeleitsystem sehr viele. «Heute sind wir stolz und froh, dass wir dieses System haben», hält Bigler fest. «Es liefert uns in Echtzeit Informationen, wann und wo was läuft. Ausserdem erkennen wir jederzeit, wie viel Energie verbraucht wird. So können wir beispielsweise Störungen und Fehlentwicklungen schnell erkennen und eingreifen.»
Zusammen mit der EnAW wurde zudem im vergangenen Jahr eine Roadmap zur Dekarbonisierung erstellt. Die Arbeit erfolgte in mehreren Etappen und in Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen aus der Produktion, der Logistik und der Technik. In der Folge resultierte eine umfassende Übersicht über die Verursacher von CO2. Diese finden sich im Anlagepark, in der Lastwagenflotte sowie in den Kälteanlagen. Mit Hilfe des langjährigen EnAW-Beraters Daniel Meier und seinem Team entstand in der Folge ein Fahrplan, der aufzeigt, wie Bigler in 10 bis 15 Jahren weg von fossilen Anlagen kommt und den CO2-Ausstoss eliminieren kann. Wohlverstanden auf Stufe Produktion und Logistik. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von Scope 1 und 2.
Ebenfalls eine Art Pionierin ist die Bigler AG in Bezug auf die Erfassung der Scope-3-Emissionen. Als eines der ersten Unternehmen der Fleischwirtschaft hat Bigler die Treibhausgas Emissionen für den gesamten Wertschöpfungsprozess bilanziert. Als eines der ersten Unternehmen der Fleischwirtschaft hat Bigler die Treibhausgas Emissionen für den gesamten Wertschöpfungsprozess bilanziert. In der Folge hat sich der Familienbetrieb die Anforderungen der Science Based Target Initiative (SBTi) angeschlossen. Bei der Bilanzierung habe sich herausgestellt, dass die Scope-3-Emissionen mit Abstand den grössten Anteil an den Gesamtemissionen ausmachen. Davon wiederum stammt der überwiegende Teil aus der Wertschöpfung der Landwirtschaft. «Wenn wir also in diesem Bereich Emissionen reduzieren möchten, geht es nur in enger Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft», erklärt Bigler. Zudem brauche es eine Kooperation mit weiteren Branchenorganisationen und den Bundesbehörden. «Es geht darum, sich auf einen gemeinsamen Fahrplan zu einigen. Wir sind in diesen Gremien dabei und arbeiten dort an vorderster Front mit.»
Doch warum hat sich die Bigler AG für SBTi und die Roadmap entschieden? «Die Nachhaltigkeit ist zentraler Bestandteil unserer Unternehmensvision. Als ein grosser Kunde auf uns zukam und anregte, dass wir uns bei SBTi engagieren, hat er damit offene Türen eingerannt», so Bigler. «Bezüglich Roadmap zur Dekarbonisierung kam die EnAW auf uns zu. Wir erkannten gemeinsam, dass die Roadmap einen wesentlichen Teil der Bestandesaufnahme und Zielsetzung für das SBTi-Projekt abdeckte.»
Trotz der Fülle der Massnahmen, welche die Bigler AG mit ihren rund 600 Mitarbeitenden ergriffen hat, war die Produktion laut Bigler nie eingeschränkt, dank der entsprechenden Planung und Umsetzung. «Es muss alles während des laufenden Betriebes umgesetzt werden», so der CEO. «Bei uns gibt es keine Betriebsferien.»
Dass es keine Einschränkungen im Betrieb gab, findet EnAW-Berater Meier bemerkenswert. «Oft müsste man zur Umsetzung von Massnahmen Produktionsanlagen abstellen, was die Umsetzung von Massnahmen erschwert oder gar verhindert», so der EnAW-Berater.
Seit ihrem Engagement bei der EnAW konnte die Bigler AG ihre CO2-Fracht trotz einem zusätzlichen Produktionsneubau um einen Fünftel reduzieren und ihre Energieeffizienz um einen Viertel steigern. Für Bigler hat sich die Partnerschaft mit der EnAW deswegen geloht. «Ich bin froh, dass wir früh zur EnAW gestossen sind», so Bigler. «Wir haben viele Projekte eruiert und umgesetzt. Die EnAW-Beratung erlebte ich immer als sehr kompetent und hilfsbereit.»
25.09.2023
Mit der Roadmap zur Dekarbonisierung unterstützen und beraten wir Sie bei der Entwicklung einer schrittweisen und betriebswirtschaftlich sinnvollen Dekarbonisierungsstrategie. Dabei berücksichtigen wir die standortspezifischen Gegebenheiten, Pläne und Ziele Ihres Unternehmens.