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bio-familia AG

Neben Schokolade und Fondue gehört das Müesli unbestritten zu den grossen drei kulinarischen Spezialitäten der Schweiz, die nicht nur hierzulande, sondern auch rund um den Globus gefragt sind. Dazu zählen auch jene der bio-familia AG aus Sachseln im Kanton Obwalden. 14 000 Tonnen Frühstücksklassiker auf Getreidebasis, Nüssen und mit Trockenobst produziert das Unternehmen an spektakulärer Lage am Sarnersee jährlich – 40 Prozent davon werden im Ausland gelöffelt.

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Der Name ist Programm

Neben Schokolade und Fondue gehört das Müesli unbestritten zu den grossen drei kulinarischen Spezialitäten der Schweiz, die nicht nur hierzulande, sondern auch rund um den Globus gefragt sind. Dazu zählen auch jene der bio-familia AG aus Sachseln im Kanton Obwalden. 14 000 Tonnen Frühstücksklassiker auf Getreidebasis, Nüssen und mit Trockenobst produziert das Unternehmen an spektakulärer Lage am Sarnersee jährlich – 40 Prozent davon werden im Ausland gelöffelt.

Im Jahr 1954 gegründet, zählt die bio-familia zu den Pionierinnen und Pionieren der Schweizer Bio-Wirtschaft, in dem sie bereits in den 1950er-Jahren den biologischen Anbau von Getreide und Obst durch Abnahmegarantien förderte. «Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit sind in unserer Firmengeschichte tief verankert», sagt Martin Ettlin, Leiter Technologie und Energie der bio-familia. Auch deshalb hat sich das Unternehmen entschieden, klimapositiv zu werden und als Vorreiterin in Richtung Netto-Null-Ziel zu schreiten. Die bio-familia lässt sich aus diesem Grund seit knapp 20 Jahren von der EnAW bei Massnahmen der CO2-Reduktion und der Energieeffizienzsteigerung beraten.

Neue Energieträge

Haferflocken, Haselnüsse, Sultaninen oder Schokoladenstücke: In der Bäckerei der bio-familia werden die Zutaten für das Knuspermüsli verlesen, gebacken, extrudiert, gemischt, abgepackt und gelagert. Diese Prozesse brauchen Wasser, sowie thermische und elektrische Energie. Wo früher ein Heizölkessel im Einsatz war, hat die bio-familia heute die gesamte Warmwasser- und Heizenergieaufbereitung des Produktionsprozesses auf Grundwasserwärmepumpen umgestellt. Sie spart damit rund 50 000 Franken an Energiekosten im Jahr.

Auch in der Stromzufuhr setzt die bio-familia auf umweltfreundliche Massnahmen. Das Unternehmen, dessen Dächer mit Solar-Panels ausgestattet sind, ist mit 100 Prozent Ökostrom unterwegs. Auf 1000Quadratmetern wird dadurch so viel PV-Strom produziert, dass 25 Einfamilienhäuser damit versorgt werden könnten (rund 125 000 Kilowattstunden). Was nicht mit der eigenen Solaranlage produziert werden kann, wird aus nahegelegenen Trinkwasserkraftwerken bezogen. Ein Projekt, das mit grossem Engagement der bio-familia realisiert wurde.

Rundum ökologisch

Das Engagement von der bio-familia beschränkt sich allerdings nicht nur auf nachhaltige Energieträger und biologische Rohstoffe ihrer Müesli. Zu ihrem gesamtheitlichen Ansatz gehören auch die Verpackungen. Diese werden klimaneutral hergestellt. Und auch der Büroneubau kann sich in Sachen Energie sehen lassen: Er ist nach den Minergie-P plus Minergie-A-Standards zertifiziert und bettet sich mit der mit Magerwiesen und einheimischen Gehölzen gestalteten Umgebung perfekt in die lokale Flora ein. «Wer in die Umwelt investiert, investiert in die Zukunft», lautet auch ein Motto der bio-familia – und genau dies tut das Unternehmen seit über 65 Jahren.

WEITERE INFORMATIONEN

Normalerweise werden Erfolge laut gefeiert – das neue E-Kehrichtsammelfahrzeug der Stadt Winterthur kommt aber ganz leise daher. Im Vergleich zu Dieselmotoren ist das mit Elektromotor betriebene Kehrichtsammelfahrzeug nicht nur klimafreundlicher, sondern auch angenehmer für die Mitarbeitenden und die Bevölkerung. Finanzielle Unterstützung bietet das «Transportprogramm Fahrzeug- und Fahrteneffizienz» der EnAW.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Stadt Winterthur hat im Juli 2020 ein elektrisches Kehrichtfahrzeug in Betrieb genommen.
  • Das elektrische Kehrichtfahrzeug reduziert nicht nur den CO2-Ausstoss, sondern auch die Lärmemissionen. Eine Investition mit positiven Auswirkungen auf Mensch und Umwelt.
  • Dank dem vom Bund anerkannten Transportprogramm «Fahrzeug- und Fahrteneffizienz» der EnAW wurde die Anschaffung des E-Kehrichtfahrzeugs auch finanziell interessant.

Mit dem neuen elektrischen Kehrichtsammelfahrzeug ist die Stadt Winterthur nicht nur klimafreundlicher, sondern auch leiser unterwegs. (Bild zVg)

Anfahren, bremsen, anhalten, beladen, anfahren. Für den typischen Stop-and-Go-Betrieb eines Kehrichtsammelfahrzeuges macht ein Dieselbetrieb wenig Sinn. Denn durch das ständige Anfahren und Anhalten verbraucht das Sammelfahrzeug im Vergleich zu einem Langstreckenlastwagen sehr viel mehr Treibstoff. Alternativen gab es aber lange keine. Das weiss auch der Umweltingenieur Armin Bachofner. Er ist Leiter Entsorgung des Tiefbauamts der Stadt Winterthur und seit zwei Jahren für die städtische Abfallbewirtschaftung zuständig. Sein erstes Grossprojekt: die Anschaffung eines elektrischen Kehrichtsammelfahrzeugs.

Die optimale Lösung

Ausgelöst wurde der Prozess ursprünglich durch einen Stadtratsbeschluss, der bei der Beschaffung von neuen Fahrzeugen die Prüfung von alternativen Antriebssystemen verlangt. 2020 hat die Stadt Winterthur deshalb ein elektrisches Kehrichtsammelfahrzeug in Betrieb genommen. Nach nur einem Jahr im Einsatz ist Bachofner überzeugt: «Für den Stop-and-Go-Betrieb eines Kehrichtsammelfahrzeuges ist der Elektroantrieb heute die optimale Lösung.»

Diesel im Blut, Elektro im Getriebe

Sogar die Chauffeure, die laut Bachofner alle Diesel im Blut haben, seien heute hellbegeistert. Denn das elektrische Kehrichtsammelfahrzeug ist nicht nur angenehm in der Fahrweise. Dank dem Elektrogetriebe fallen auch die Abgase weg, was den unangenehmen Geruch reduziert. Zudem ist sowohl der Antrieb als auch der elektrische Nebenantrieb für die Schüttung – der Einrichtung zum Ausleeren von Mülltonnen – sehr viel leiser. «Dadurch können die Belader mit dem Chauffeur und untereinander viel besser kommunizieren», so Bachofner. Auch die Bevölkerung werde zur frühen Morgenstunde nicht mehr aus dem Bett gerüttelt, wenn das Sammelfahrzeug durchs Quartier fährt.

Hohe Investition, weniger Kosten im Betrieb

Die leise und angenehme Fahrweise ist aber bei Weitem nicht der einzige Vorteil. Auch in Sachen Energieeffizienz überzeugt die Anschaffung. «Umgerechnet in Diesel äquivalenten brauchen wir im Vergleich zum herkömmlichen Fahrzeug mit dem elektrischen nur etwa ein Viertel der Energie», weiss Bachofner. Zudem fallen die Betriebs- und Unterhaltskosten viel tiefer aus. Nichtsdestotrotz ist die Anschaffung eine grosse Investition, die sich erst nach zehn bis zwölf Jahren ausgleicht. Denn ein elektrisches Kehrichtsammelfahrzeug ist ungefähr doppelt so teuer wie ein Dieselfahrzeug. Hier kommt das «Transportprogramm Fahrzeug- und Fahrteneffizienz» der EnAW ins Spiel, welches Unternehmen bei der Anschaffung eines elektrischen Lastwagens finanziell unterstützt. «Über die Website der Stiftung Klimaschutz und CO2-Kompensation KliK sind wir auf das Transportprogramm aufmerksam geworden», erinnert sich Bachofner und betont, dass die finanzielle Unterstützung mehr als willkommen gewesen sei. Um es in Zahlen auszudrücken: Ein durchschnittliches E-Sammelfahrzeug, das ca. 25 000 Kilometer pro Jahr zurücklegt, spart jährlich rund 60 Tonnen CO2 ein. Dies entspricht einem Erlös aus dem Verkauf der Bescheinigungen an die Stiftung KliK von etwa 7800 Schweizer Franken pro Jahr, rechnet Mireille Salathé, Programmverantwortliche der EnAW, vor.

Elektromotor ist nicht gleich Elektromotor

Hergestellt wird das elektrische Kehrichtsammelfahrzeug in Winterthur. Die Firma Designwerk war 2016 gemeinsam mit Volvo der Pionier in Sachen E-Sammelfahrzeuge und ist es auch heute noch. Aber: «Elektrolastwagen kriegt man heute nicht direkt ab der Produktionsstrasse», sagt Bachofner. Das elektrische Sammelfahrzeug, welches heute in Winterthur fährt, wurde von Volvo in Schweden produziert – mit einem Dieselmotor. Damit fuhr das Kehrichtsammelfahrzeug in die Schweiz, wo der Dieselmotor in der Werkstatt von Designwerk wieder ausgebaut, zurückgeschickt und durch den Elektromotor ersetzt wurde. Elektromotor sei aber nicht gleich Elektromotor, erklärt Bachofner. Die technischen Bedürfnisse an den Elektromotor müssten spezifiziert und ausformuliert werden. Andernfalls könne der Hersteller nicht die optimale Lösung liefern. Gerade der Stop-and-Go-Betrieb, der bei der Kehrichtabfuhr Alltag ist, brauche wahnsinnig viel Kraft in den tieferen bzw. niedertourigen Bereichen. «Wir haben in unserem Sammelfahrzeug einen einstufigen 500-KW-Motor drin», sagt Bachofner. Das entspricht ungefähr 640 PS – ein gigantisch grosser Motor.

Minimaler Punkteabzug

Abzug erhält das elektrische Sammelfahrzeug nur in zweierlei Hinsicht: Ein erster Nachteil für die Stadt Winterthur ist die Höhe der Kabinen. Denn eigentlich sei die ganze Flotte der Stadt mit Niederflurkabinen ausgestattet – so, dass Belader und Chauffeure zügig ein- und aussteigen können. «Zum Zeitpunkt der Beschaffung gab es für die E-Sammelfahrzeuge aber nur Hochkabinen», so Bachofner. Diese seien in punkto Sicherheit weniger optimal, da der Fahrer weiter oben sitzt und damit aufmerksamer sein muss, was am Boden geschieht. Zwischenzeitlich werden aber bereits Elektrosammelfahrzeuge mit Niederflurkabinen hergestellt. Ein zweiter Punkteabzug finde sich in der Batterie: Diese reiche grundsätzlich für eine Tagestour – ausser, die Temperaturen sinken. «Wenn es draussen sehr kalt ist und sowohl die Klimaanlage in der Fahrerkabine als auch die Griffheizung für die Belader im Einsatz sind, dann kann es schon knapp werden», weiss Bachofner. So kam es schon vor, dass die Batterie über Mittag geladen werden musste. Auch deshalb laufe momentan ein Monitoring, auf dessen Basis die Sammeltouren optimiert werden sollen. «Mit der topografischen Routenoptimierung können wir beispielsweise steuern, dass das leere Fahrzeug am Morgen die steilen Hügel hinauffährt und am Nachmittag, wenn es aufgrund der Ladung schwerer ist, eher im Flachen unterwegs ist.»

Ein Publikumsmagnet

Egal, wo das E-Sammelfahrzeug unterwegs ist: «Kinder und Erwachsene erkennen das Fahrzeug und bleiben stehen – es ist ein wahrer Publikumsmagnet.» Eine freudige Botschaft, findet Bachofner, geht es doch bei der Stadt Winterthur nicht nur darum, Energie und Kosten zu sparen: «Die Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit und der soziale Aspekt gehen bei uns Hand in Hand.»

WEITERE INFORMATIONEN

Die Geberit Fabrication SA in Givisiez (FR) stellt Verbundrohre für den Trinkwassertransport her. Durch die Optimierung ihrer Verfahren und den Wechsel zu anderen Rohstoffen konnte sie ihren Gasverbrauch um 90 Prozent senken und ihren CO2-Fussabdruck wesentlich verbessern.

Polyäthylen, Aluminiumband und Klebstoff sind die Bestandteile eines Verbundrohres zum Trinkwassertransport.

„Das Polyäthylen strömt als hochflüssige Paste (Mitte) aus einem Extruderkopf. Unmittelbar danach härtet die Paste aber schon als geformtes Rohr aus“, erklärt Olivier Jeanbourquin, Leiter Qualität und Umwelt.

Olivier Jeanbourquin, Leiter Qualität und Umwelt.

Die Geberit Fabrication SA in Givisiez ist eine der Produktionsstätten des europäischen Marktführers für Sanitärprodukte. Sie ist auf die Herstellung von Verbundrohren im Trinkwasserbereich spezialisiert. 1991 ersetzte sie ein erstes Werk, das 1981 in Marly für die Fluid Air Energy (FAE) gebaut und 1988 durch einen Brand zerstört worden war. 1987 beteiligte sich die Geberit-Gruppe an der FAE und übernahm sie 2001. Das neue Gebäude wurde 2004 und 2008 um zusätzliche Hallen erweitert. Auf 20 000 Quadratmetern befinden sich heute fünf Rohrproduktionslinien, umgeben von Verpackungsbereichen. In den Werkstätten und Büros arbeiten 56 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Dreischichtbetrieb – denn Erfolg verpflichtet.

80 Meter bis zur vollen Reife

Ein Trinkwasserrohr muss hohen technischen Anforderungen genügen und alle Normen des jeweiligen Ziellandes erfüllen. Olivier Jeanbourquin, Standortleiter für Qualität und Umwelt, zeigt uns den Produktionsablauf eines starren Stangenrohrs für kleine Leitungen. Wir befinden uns im Bereich der Sanitärtechnik, mit anderen Grössenverhältnissen als bei grossen Rohrleitungen. «Unsere Produktion besteht zur Hälfte aus Stangenrohren, die modellabhängige Durchmesser von 16 bis 75 Millimeter aufweisen. Die kleineren Rohre mit Durchmessern von 16 bis 32 Millimeter bestehen zu einem Viertel aus Rollenrohren ohne Isolation und zu einem weiteren Viertel aus Rollenrohren mit einer Polyäthylen-Isolation», erklärt der Techniker.

Die Produktion beginnt mit kleinen PE-RT-Granulaten, einem Polyäthylen. Werden Granulate erhitzt, entsteht daraus eine hochflüssige Paste, die aus einem Extruderkopf herausströmt und sich um einen Metallzylinder legt. Diese sprudelnde, beinahe dampfförmige Kunststoffmasse ist jedoch sehr kurzlebig, denn schon nach wenigen Zentimetern wird die Paste im nächsten Raum ausgehärtet: Ein Vakuum stabilisiert die Rohrmasse, das Wasser kühlt sie ab. Danach muss sie nur noch die 80 Meter der Produktionslinie durchlaufen. «Linie» ist eine sehr treffende Bezeichnung für diese Strecke, die je nach Produktionsgeschwindigkeit mal gerade, mal gekrümmt ist und mit einem Sägeschnitt jäh endet. Unterwegs wird das Rohr zuerst mit einer dünnen Klebschicht überzogen, dann mit einem von unten zugeführten Aluminium-Endlosband umhüllt. Das Band wird zylinderförmig umgeschlagen und verschweisst – je nach Produktionslinie kommt das Wolfram-Inertgas-Verfahren oder ein Laser zum Einsatz. Durch kurze Erhitzung wird nun die Klebeschicht fixiert, und schon kommt ein weiterer Klebstoff auf das Aluminium, bevor eine letzte Extrusion alles mit einer PE-RT-Aussenschicht verkleidet – auf PE-RT werden wir übrigens noch zurückkommen. Dann nähert sich das vollständig abgekühlte Rohr der Säge, die es auf die gewünschte Länge zuschneidet, je nach Produkt sind dies 3, 5, 25, 50, 100, 120, 200 oder 250 Meter. Vorher aber werden mit Tintenstrahl oder Laser die Produktinformationen und die Konformität mit nationalen und internationalen Normen vermerkt.

Ein fehlerhaftes Rohr kann jederzeit auftreten, erklärt Jeanbourquin: «Konformität und Qualität werden permanent geprüft. Auf der ganzen Produktionslinie werden die Durchmesser automatisch gemessen und in Echtzeit auf einem Monitor angezeigt. Sobald ein Toleranzwert überschritten ist, wird der defekte Rohrabschnitt automatisch identifiziert und am Ende der Linie aussortiert.» Ausserdem liefert die Produktionslinie in regelmässigen Abständen Muster, die einer visuellen Kontrolle unterzogen und gemessen werden. In standardisierten Tests wird unter anderem die Haftung der Klebstoffe geprüft. Die Tests finden in einem klimatisierten Raum statt, der sich inmitten der Produktionslinien befindet. Die Testergebnisse werden im IT-System erfasst und erscheinen in Rot auf den Überwachungsmonitoren, wenn ein Wert ausserhalb des Toleranzbereichs liegt. Danach werden die Muster für Druckprüfungen ans Labor weitergeleitet.

Gemessen wird in Kilometern

Die validierten Stangen- und Rollenrohre, letztere zwischen 50 und 250 Meter lang, werden anschliessend versandfertig verpackt. Jährlich liefern die Produktionslinien aus Givisiez über 20 000 Kilometer Rohre aus. Die ganze Produktion wird an das Logistikzentrum Pfüllendorf in Baden-Württemberg geschickt, wo 1955 die erste ausländische Geberit-Filiale eröffnet wurde. Alle Waren der Gruppe fliessen in der strategisch gelegenen Zentrale zusammen. «Da die Verteiler und Baustellen meistens Produkte aus mehreren spezialisierten Produktionsstandorten benötigen, können die Transporte dank der Zentralisierung optimiert und verkürzt werden, was für Wirtschaft und Umwelt von Vorteil ist», erläutert Jeanbourquin.

Auch die Umwelt- und Klimaziele des Werks in Givisiez stehen im Einklang mit den Entscheiden, die am Sitz des Mutterhauses in Rapperswil-Jona getroffen werden. Ein Teil der ergriffenen Massnahmen sind inzwischen schon zu «Klassikern» geworden. «Wir haben unsere Beleuchtung auf LED umgestellt und verwenden zertifizierten Ökostrom. Und seit 2013 decken 3048 Quadratmeter Solarpanels im Contracting-Verfahren elf Prozent unseres Strombedarfs. Auf dem Dach befinden sich auch unsere Free-Cooling-Anlagen, die wir für die Kühlung der Rohre in der Produktion benötigen. Und dann läuft seit 2014 ein Programm, mit dem wir die Gleichstrommotoren durch energieeffizientere Wechselstrommotoren ersetzen», erzählt Jeanbourquin weiter. Weitere Massnahmen sind standortspezifisch, beispielsweise der Übergang vom Elektroden- zum Laserschweissen, denn «Laser sind schneller und produzieren weniger Ausschuss, was Zeit und Energie spart». Gleiches gilt bei der Rohrmarkierung, wo das Laserverfahren den Tintenstrahldruck ablöst, der eine Plasmabehandlung und eine regelmässige Druckkopfreinigung erfordert. Auch hier werden Ausschuss und Zeitverluste minimiert, auf Lösungsmittel kann sogar ganz verzichtet werden.

«Als PE-RT in die Normen aufgenommen wurde, eröffneten sich uns ganz neue Energieperspektiven.»

Olivier Jeanbourquin, Leiter für Qualität und Umwelt

Enormer Fortschritt dank Fortschritt der Normen

Eine Verfahrensoptimierung und der Wechsel auf andere Materialien haben im Werk zu massgeblichen Energieverbesserungen geführt. Lange wurde PE-Xb als Rohstoff eingesetzt, ein sogenannt vernetztes Polyäthylen. Um die Vernetzung des Materials zu aktivieren, mussten die Rohre eine besondere Produktionsstufe durchlaufen. «Die Rohre lagen während acht Stunden bei 110 Grad und einem Druck von zwei Bar im Wasser eines Autoklaven, was sehr energieintensiv war», erklärt Jeanbourquin. «Wir hatten eine Lösung gefunden, um das Warmwasser zu entgasen und wiederzuverwenden und dadurch den Gas- und Wasserverbrauch um 60 beziehungsweise 90 Prozent reduziert.»

Das Aufkommen des bereits erwähnten PE-RT hat die Situation nochmals verbessert. RE-RT gehört zur gleichen chemischen Gruppe wie PE-Xb, weist ebenfalls eine gute Warmwasserbeständigkeit auf, benötigt jedoch zur Vernetzung keine Autoklav-Behandlung am Ende der Produktionslinie. «Als PE-RT in die ISO-Normen für Trinkwasserrohre aufgenommen wurde, eröffneten sich uns ganz neue Energieperspektiven. Es erforderte allerdings auch etwas Geduld», unterstreicht Jeanbourquin. «Zuerst mussten uns die Akkreditierungsstellen die Zulassung für unsere PE-RT-Verbundrohre erteilen. Dazu waren Tests in zugelassenen Labors erforderlich, was ungefähr zwei Jahre dauerte. Erst dann konnten wir unsere Einrichtungen anpassen.» Der Einsatz von PE-RT in unserer Produktion begann 2016 und hatte eine erneute Reduktion unseres Gasverbrauchs um 60 Prozent zur Folge. Die Emissionen unseres Werks entsprechen heute, in CO2-Äquivalenten ausgedrückt, einem Sechstel des Ausstosses von 2013. Seit 2003 wurde der Gasverbrauch für die Produktion eines Laufmeters Rohr um beinahe 90 Prozent verringert.

Neben den direkten Massnahmen, die bei Herstellungsprozessen und Produkten zur Reduktion des Energieverbrauchs und des CO2-Fussabdrucks ergriffen werden können, sind Normen ein guter Ansatz für die Dekarbonisierung, können bisweilen aber auch zu einer Bremse werden. Ebenfalls im Bereich der neuen Materialien, aber diesmal nicht in Givisiez, sind gewisse Überregulierungen beim Zement zu erwähnen: So schreiben die Normen den Einsatz reinen Zements vor, wo gemischte Zemente aus Recyclingstoffen mit einer erheblich besseren CO2-Bilanz ausreichen würden. Zurück bei den Trinkwasserrohren betont Jeanbourquin zum Schluss: «Geberit ist in vielen EU- und Nicht-EU-Ländern vertreten, die alle eigene Normen haben. Wie unsere Umstellung auf PE-RT gezeigt hat, ist jede Veränderung der Materialzusammensetzung mit einem langen, kostspieligen und komplizierten Zulassungsprozess verbunden.»

Liefe doch alles so flüssig wie die stetige Abfolge der Verbundrohre, die wir während unseres Besuchs in Givisiez beobachten konnten…


Geberit Fabrication SA
Givisiez (FR)

Die weltweit tätige Geberit Gruppe ist europäischer Marktführer für Sanitärprodukte. Sie verfügt in den meisten Ländern Europas über eine starke lokale Präsenz und bietet sowohl auf dem Gebiet der Sanitärtechnik als auch im Bereich der Badezimmerkeramiken einzigartige Mehrwerte.

Die Fertigungskapazitäten umfassen 29 Produktionswerke, davon 23 in Europa, drei in den USA und drei in Asien. Der Konzernhauptsitz befindet sich in Rapperswil-Jona in der Schweiz. Mit rund 12 000 Mitarbeitenden in rund 50 Ländern erzielte Geberit 2020 einen Nettoumsatz von drei Milliarden Franken. Die Geberit Aktien sind an der SIX Swiss Exchange kotiert und seit 2012 Bestandteil des SMI (Swiss Market Index).

WEITERE INFORMATIONEN

Schon stolze 20 Jahre lang begleiten unsere EnAW-Beraterinnen und -Berater die unterschiedlichsten Unternehmen in den unterschiedlichsten Branchen. Wir wollen wissen, wer hinter so viel Ausdauer und Köpfchen steckt.

Othmar Arnold, EnAW-Berater

Sara Willi, EnAW-Beraterin

Sara, du bist nun seit bald einem Jahr EnAW-Beraterin. Was hat dich am Job am meisten überrascht?

S.W.: Gewächshäuser und Gärtnereien waren für mich komplettes Neuland. Eigentlich habe ich noch nicht einmal einen grünen Daumen (lacht). Deshalb hat mich bei den ersten Unternehmensbesuchen vor allem der Modernitätsgrad der Betriebe überrascht. Ob gross oder klein, Familienunternehmen oder Industriebetrieb – der Innovationsgeist und Antrieb in den verschiedenen Unternehmen ist beeindruckend. So hat mir beispielsweise der vertikale Gemüseanbau auf zwei Ebenen in einem Betrieb imponiert.

Wirst du auch ab und zu noch überrascht, Othmar?

O.A.: Zugegeben – der Überraschungseffekt hat nach zahlreichen Besuchen, Monitorings, Gesprächen, Besichtigungen und umgesetzten Massnahmen innerhalb der vergangenen 20 Jahre etwas nachgelassen. Was ich aber damals nicht gedacht hätte und was mich auch mit Stolz erfüllt, ist der Professionalisierungsgrad, den die EnAW erreicht hat. Damit meine ich nicht nur die Kompetenzender Berater, sondern auch die Aufstellung der Organisation der EnAW und die Zusammenarbeit mit externen Spezialisten. Und was mich besonders freut, ist die gestiegene Akzeptanz für unseren Tätigkeitsbereich.

Früher musste man sich erklären, wenn man sich mit dem Thema Energieeffizienz auseinandergesetzt hat. Heute ist es genau umgekehrt.

Othmar Arnold, EnAW-Berater

Musstest du deinen Job früher also mehr erklären als heute?

O.A.: Auf jeden Fall. Früher musste man sich beispielsweise im Freundeskreis erklären, wenn man sich beruflich mit dem Thema Energieeffizienz auseinandergesetzt hat. Da konnte sich niemand etwas darunter vorstellen. Heute ist es genau umgekehrt und man erhält häufig positives Feedback. Das Gleiche gilt bei der Arbeit selbst. Ein Grossteil unserer Zeit ging früher dafür drauf, die Unternehmen zu überzeugen, am Energie-Management der EnAW mitzumachen und überhaupt etwas in diesem Bereich zu tun. Mit der Rückerstattung der CO2-Abgabe, der ökonomischen Komponente von Effizienzsteigerungen und der allgemeinen öffentlichen Dynamik dieses Themas haben wir natürlich ganz andere Schaffensgrundlagen.

War diese Dynamik eine Motivationsgrund für dich, Sara?

S.W.: Klar, in meiner Generation ist das Thema Nachhaltigkeit natürlich präsenter denn je. Für mich war von Anfang an klar, dass ich etwas Zukunftsorientiertes machen möchte, bei dem ich viel bewirken kann. Was mich aber auch motiviert, ist das Erlernte aus dem Studium endlich in die Praxis umsetzen zu dürfen. Zwar gehe ich ab und zu noch mit einem mulmigen Gefühl zu den Firmenbesuchen. Wenn ich dann aber positive Rückmeldungen vom begleitenden Beratungskollegen und den Kunden bekomme und merke, dass ich inhaltlich immer sattelfester werde, gibt mir das ein gutes Gefühl. Ziel muss es natürlich sein, bald ein Standing wie Othmar zu haben (lacht).

Hast du einen Tipp, wie Sara das am besten schafft?

O.A.: Ich merke, dass das aktive Hinterfragen nach 20 Jahren etwas seltener wird und man sich häufiger auf seine Erfahrungen verlässt. Da hat Saras Generation uns «alten Hasen» sicherlich auch etwas voraus. Aber grundsätzlich gilt: Egal aus welchem Bereich die Betriebe kommen, die wir betreuen – es lohnt sich immer, sich richtig in der Materie einzuarbeiten, sich zu informieren und fortlaufend weiterzubilden. Damit steigt nicht nur der Spassfaktor an der Arbeit, sondern auch die Akzeptanz für die Beratung und der Nutzen für das Unternehmen. Das gilt beispielsweise auch für den Gesetzesdschungel, mit dem wir es zu tun haben.

Blickst du da schon durch, Sara?

S.W.: Schon ganz gut, ja. Die EnAW ist diesbezüglich eine riesige Unterstützung. Wir können uns zu jeder Zeit mit Fragen beim Bereichsleiter oder der Geschäftsstelle melden. Das ist schon eine Art Wohlfühlprogramm.

Apropos Wohlfühlen: Was braucht ihr, um nach einem stressigen EnAW-Tag abzuschalten?

O.A.: Das Wichtigste ist die Familie. Ich bin aber auch gerne in der Natur, fahre Ski und habe im Gegensatz zu Sara tatsächlich einen grünen Daumen (lacht).

S.W.: Das hat sich bei mir auch schon deutlich verbessert! Die selbstgepflanzten Kartoffeln gedeihen sehr gut. Um abzuschalten bin ich zusätzlich auch sehr gerne kreativ. Beim Singen, Heimwerkern oder Basteln zum Beispiel.


SARA WILLI
Ganz neu mit dabei und doch schon mitten drin. Die frischgebackene EnAW-Beraterin und Mitarbeiterin der DM Energieberatung hält einen Bachelor in Energie- und Umwelttechnik und betreut im Rahmen der Gruppe JardinSuisse rund 150 Gärtnereien und Gewächshäuser. Ihre Spezialität: erneuerbare Energien.

OTHMAR ARNOLD
Seit es die EnAW gibt, gehört er dazu. Der Maschinenbauer führt heute das Ingenieurunternehmen Durena und macht als EnAW-Berater unter anderem Unternehmen aus der Getränkebranche energetisch fit. Dass die EnAW-Teilnehmer bestrebt sind, ihre gesteckten Ziele zu erreichen, erfüllt ihn mit Stolz.

WEITERE INFORMATIONEN

Die EnAW gratuliert den SBB zum Watt d’Or in der Kategorie Energietechnologien. Eine selbst entwickelte Lastmanagement-Software ermöglicht, dass die SBB bis 2023 mindestens 70 Megawatt, das entspricht dem Leistungsbedarf von rund 150 000 Haushalten, flexibel steuern und so das Zusammenspiel mit der Stromproduktion optimieren können. Mit dem Watt d’Or würdigt das Bundesamt für Energie das Engagement der Wirtschaft im Energiebereich.

Weitere Informationen

Ob Transport oder Treibstoff – die grösste Agrargenossenschaft der Schweiz, fenaco, sucht gemeinsam mit der EnAW nach zukunftsweisenden Lösungen für ein klimafreundliches Geschäftsmodell. Wohin geht die Fahrt?

Herausforderung ist beim Wasserstoff heute noch die Verfügbarkeit – als Teil eines schweizweiten Pilotprojektes forcieren Daniel Bischof (rechts), Vorsitzender der Geschäftsleitung der AGROLA AG, und Otti Häfliger (links), Vorsitzender der Geschäftsleitung der TRAVECO Transporte AG, das Thema Wasserstoff.

H2, der Kraftstoff der Zukunft? Das Pionierprojekt H2-Tankstelle und -Lastwagen ist ein wesentlicher Bestandteil für den Aufbau eines kommerziellen Kreislaufs für grünen Wasserstoff in der Schweiz.

Innovationen sind ein Bündnis mit der Zukunft. Weil die industrielle Revolution die Schweizer Bauernfamilien vor über 150 Jahren zum Umdenken, zur Reorganisation zwang, schlossen sie sich in Agrargenossenschaften zusammen. Ihr Credo: wirtschaftliche Selbsthilfe. Nach diesem bewährten Prinzip agiert die grösste Schweizer Agrargenossenschaft, fenaco, auch heute noch. Ihr Genossenschaftszweck besteht darin, die Schweizer Landwirtinnen und Landwirte bei der wirtschaftlichen Entwicklung ihrer Unternehmen zu unterstützen. Über 80 Tochterfirmen gehören der 1993 gegründeten Agrargenossenschaft mittlerweile an. Darunter verschiedene Futtermittelhersteller, der Mostproduzent Ramseier, der Detailhändler Volg, das Transportunternehmen TRAVECO, die Energiedienstleisterin AGROLA – und natürlich die LANDI-Läden.

Wer über 80 Unternehmen und knapp 11 000 Mitarbeitende an 230 Standorten unter einem Dach vereint, muss nicht nur die Zeichen der Zeit zu deuten wissen, sondern auch selbst Innovationen anstossen. Heute heisst die Herausforderung Klimawandel, die langfristige Lösung Dekarbonisierung. Dafür sind kreative Massnahmen gefragt. Massnahmen, die die fenaco und ihre Tochterunternehmen gemeinsam mit Bund und Kantonen mithilfe der EnAW in vier Zielvereinbarungen mit 225 aktiven Erfassungseinheiten festlegen. Diese umfassen neben einer grossen Zahl an Energieoptimierungsmassnahmen auch Investitionen in erneuerbare Energietechnologien und ökologischen Treibstoff.

Dabei sei wichtig, gerade für ein ambitioniertes Ziel wie Netto-Null bis 2050, dass bei der Planung der Massnahmen der Zeithorizont erweitert wird, so EnAW-Berater und Geschäftsleitungsmitglied Erich Kalbermatter. Das weiss auch Anita Schwegler. Sie leitet den Bereich «Nachhaltigkeit und Umwelt» bei fenaco und erarbeitet und koordiniert gemeinsam mit ihrem Team nicht nur den Nachhaltigkeitsbericht und das gesamte CO2-Management, sondern berät auch die ganze Gruppe in Sachen Energieeffizienz und CO2-Neutralität. Ihr Ziel dabei: Wissen multiplizieren und Impulse geben, zentral in der Gruppe. Dafür hat sie mit ihrem siebenköpfigen Team auch ein innovatives Schulungskonzept für alle Hierarchiestufen und verschiedene Branchen auf den Weg gebracht. Bis heute haben gut 500 Mitarbeitende diese Energieeffizienz-Kurse besucht.

Aufspüren, anstossen und begleiten

«Was kann man besser machen? Was kann man anders machen?», das versuchen Schwegler und ihr Team zu beantworten. «Dazu gehört auch ein Zukunftsradar, um Trends und Innovationen zu erfassen», so Schwegler, und «um den Puls der Zeit zu fühlen». Angesagt sind Themen wie Energieeffizienz, nachhaltige Agrarproduktion sowie Innovation und Forschung in der Landwirtschaftsgruppe, was auch der jüngste Nachhaltigkeitsbericht deutlich macht. In der Fachgruppe «Klimaschutz Landwirtschaft» zum Beispiel hat fenaco ein methanhemmendes Futtermittel entwickelt, anderorts ist ein Pflicht-Tool für alle fenaco-Betriebe im Einsatz, das Lebensenergiekosten für Neuanschaffungen oder Ersatzinvestitionen berechnet.

Diese Massnahmen sind direkte Ergebnisse der Nachhaltigkeitsstrategie, in deren Rahmen die fenaco 14 Nachhaltigkeitsziele in den drei Bereichen «Ökonomie», «Soziales» und «Ökologie» definiert hat. An diesen orientieren sich auch die geschäftlichen Entscheidungen. Dazu gehört die Erhöhung des Frauenanteils auf Kaderstufe genauso wie weniger Foodwaste in den einzelnen Tochterunternehmen oder eben die Reduktion von CO2-Emissionen. Auch werden Mitarbeitende mit dem Programm «Fit für die Zukunft» in Sachen Nachhaltigkeit geschult. Messbarkeit und Dialog, betont Schwegler, seien hier besonders wichtig. Das heisst, Ziele müssen terminlich festgelegt und überprüfbar sein. Ein beidseitiger Dialog über alle Hierarchiestufen hinweg ermöglicht zudem, allerorts und ohne Scheuklappen Optimierungspotenzial zu eruieren.

Arbeit gibt es genug: «Landwirtschaft im Allgemeinen und produzierende Betriebe im Besonderen sind energieintensiv», sagt Erich Kalbermatter. Der EnAW-Berater findet im Gespräch viel Lob für die Bemühungen von fenaco, die bestrebt ist, vor allem in den Bereichen Mobilität und Energie mutig voranzugehen.

Es ist unser Anspruch, dass wir frühzeitig auf die aktuellen Mobilitätstrends reagieren können.

Daniel Bischof, Vorsitzender der Geschäftsleitung der AGROLA und Leiter Departement Energie der fenaco

AGROLA: Neue Pferdestärke

«Früher war es das Pferd, das Hafer fras. Dann kam das mit Diesel betriebene Automobil», sagt Daniel Bischof, Vorsitzender der Geschäftsleitung der fenaco-Tochter AGROLA. Und heute? Längst wurden Pferde durch den Diesel-LKW ersetzt. Doch im Transportwesen darf naturgemäss nichts stillstehen, wie ein Blick hinter die Kulissen von TRAVECO, dem Logistikunternehmen der fenaco, zeigt.

Heute bewegt TRAVECO als eines der grösseren Logistikunternehmen der Schweiz jährlich an die drei Millionen Tonnen verschiedenster Waren durchs Land – ob Lebensmittel, Getränke, Brenn- und Treibstoffe oder Schüttgüter. Als Tochter der fenaco-Genossenschaft ist der Dienstleister auf Transporte entlang der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette spezialisiert. Rund 500 Fahrerinnen und Fahrer sind täglich Tag und Nacht im Schichtbetrieb mit den 350 auffällig grünen Camions unterwegs und legen über 20 Millionen Kilometer zurück, sowohl für Kunden aus der fenaco-LANDI-Gruppe als auch für Drittfirmen. Und auch Logistik als klassische Dienstleistung wird angeboten.

Für Otti Häfliger, Vorsitzender der Geschäftsleitung von TRAVECO, war Nachhaltigkeit seit jeher ein wichtiges Thema. «Es ist uns stets sehr wichtig, dass wir für die Güter, die wir transportieren, möglichst wenig Energie benötigen.» Dafür setze das Unternehmen auf die neusten EURO6-Fahrzeuge, die wirtschaftlich und effizient sind. Auch der digitale Fuhrauftrag, welcher dem Fahrpersonal direkt per App aufs Smartphone übermittelt wird, unterstützt die Nachhaltigkeit von TRAVECO. Eine spezielle Software bewertet zudem, wie sparsam die Fahrer unterwegs sind. Häfliger hält fest: «Wir haben festgelegt, dass wir bis im Jahr 2050 CO2-neutral unterwegs sein werden. Mit der ganzen Flotte. Das geht natürlich nur mit alternativen Energien wie zum Beispiel Wasserstoff.»

Besonders stolz ist der Geschäftsführer deshalb auf sein neustes Pferd im Stall. Einen der weltweit ersten serienmässig produzierten Wasserstoff-Lastwagen. Der Zweiachser-Camion von Hyundai ist seit 2020 fest in Betrieb. TRAVECO beliefert damit die Volg-Läden und TopShop-Verkaufsstellen in der Nordwest- und Zentralschweiz mit Frischprodukten.

Wasserstoff: Hafer 2.0

Wenn das Pferd das Transportmittel ist, dann ist AGROLA die Lieferantin, die den Hafer, den Kraftstoff, zum Pferd bringt. Und dabei bedeutet Kraftstoff im wahrsten Sinne des Wortes Treibstoff, denn AGROLA ist die zweitgrösste Tankstellenanbieterin der Schweiz und verfügt über ein flächendeckendes Netz mit über 400 Standorten. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die meisten Personen, wenn sie «AGROLA» hören, zuerst das Bild einer Tankstelle im Kopf haben.

Tatsächlich macht der Handel mit Brennund Treibstoffen einen grossen Anteil des Unternehmens aus – Benzine, (Bio-)Diesel, Heizöle und Holz-Pellets werden in der ganzen Schweiz vertrieben. Auch bei der Erschliessung alternativer Energiequellen spielt AGROLA eine massgebende Rolle. So liefert die fenaco-Tochter mit Hauptsitz in Winterthur auch Strom, baut Fotovoltaikanlagen und bietet mit Ladestationen für Elektrofahrzeuge und Wasserstofftankstellen Lösungen für eine nachhaltige Mobilität an. Seit 2017 beliefert AGROLA die gesamte fenaco LANDI-Gruppe mit Strom, seit 2019 auch Drittkunden. Allein im letzten Jahr wurden mit den eigenen Fotovoltaikanlagen 10.5 Millionen Kilowattstunden erneuerbare Energie produziert. Mittlerweile deckt der Anteil Fotovoltaik acht Prozent vom Gesamtstromverbrauch der fenaco. «Wir sind ein innovatives und ambitioniertes Unternehmen», sagt Bischof. Das zieht sich durch alle Bereiche – eben auch durch den Bereich Mobilität.

In Zofingen im Aargau kann der Hafer 2.0 schon getankt werden. Hier befindet sich seit Herbst 2020 die schweizweit erste Tankstelle, die sowohl fossile Treibstoffe als auch Lade- bzw. Tankmöglichkeiten für die Elektro- und Wasserstoffmobilität anbietet – alles ganz nachhaltig: Solarmodule auf der Dachfläche der Tankstelle produzieren den Strom für die Schnellladestation für E-Fahrzeuge und die Zapfsäule neben den fossilen Brennern spuckt «grünen», das heisst mittels Wasserkraft produzierten Wasserstoff aus. Ein entscheidender Aspekt, wie Bischof betont, denn nur «grüner» Wasserstoff werde zu 100 Prozent aus erneuerbarer Energie gewonnen und sei dadurch CO2-neutral. Ein Meilenstein auf dem Weg hin zu einer emissionsfreien Mobilität.

Lohnt sich das?

Die ganze Welt redet von E-Mobilität und TRAVECO und AGROLA setzen auf Wasserstoff – das wirft Fragen auf. Für Bischof gibt es kein Entweder-oder, denn AGROLA und die LANDI, mit denen eine verbindliche Partnerschaft besteht, spielen die beiden Technologien nicht gegeneinander aus: «Für uns stand immer ausser Frage, dass wir – gemeinsam mit der LANDI – neben Ladestationen für die E-Mobilität auch Wasserstoff als alternativen Treibstoff anbieten. Wasserstoff bietet alle Voraussetzungen, um die CO2-Emissionen im Strassenverkehr nachhaltig zu reduzieren und so die Energiewende zu fördern.» Denn mit Wasserstoff betriebene Fahrzeuge setzen als «Abgas» lediglich etwas Wasserdampf frei. Das macht sie zur umweltfreundlichen Alternative im Strassenverkehr, sofern der bezogene Wasserstoff ausschliesslich mit erneuerbaren Energien produziert wird – wie bei AGROLA. Auch Häfliger bestätigt: «Ich persönlich bin davon überzeugt, dass Wasserstoff ein wichtiger Energieträger der Zukunft sein wird.»

Der limitierende Faktor beim Wasserstoff sei die Wirtschaftlichkeit. Allein die Treibstoff- und Energiekosten seien mit fast 90 Franken auf 100 Kilometer ungefähr doppelt so hoch wie bei den fossilen Alternativen. Zudem gebe es noch zu wenige H2-Fahrzeuge und H2-Tankstellen – das Angebot bestimme die Nachfrage, darin sind sich Kalbermatter und Bischof einig. Auf der einen Seite brauche es Transporteure wie TRAVECO, die den Mut hätten, die neuen Technologien einzusetzen. Und auf der anderen Seite natürlich auch Investoren für solche Tankstellen. Als Gründungsmitglieder des Fördervereins «H2 Mobilität Schweiz» beteiligen sich fenaco und AGROLA aktiv am Aufbau einer flächendeckenden H2-Infrastruktur. Und zwar bisher ohne öffentliche Gelder.

Mit voller Kraft voraus

Natürlich geben auch Schlagworte wie Klimakrise oder Energiewende dem Thema neuen Aufschwung, aber für Kalbermatter zeugt der Schritt von Innovationsgeist: «Es zeigt, dass die fenaco-Genossenschaft bereit ist, etwas Neues zu wagen, etwas auszuprobieren, von dem man den Ausgang noch nicht kennt.» Mut, der belohnt wird: Das Bundesamt für Energie hat das Projekt «Ein Kreislauf für erneuerbaren Wasserstoff im Schwerverkehr» mit dem Watt d’Or 2021 ausgezeichnet. «Das ist eine Auszeichnung für die ganze Gruppe», sagt Bischof: «Darauf sind wir stolz. Auch als AGROLA und natürlich auch als TRAVECO, die mit diesen Lastwagen Volg-Läden CO2-neutral beliefert. So ist der Kreislauf geschlossen.»

Die Blicke hinter die Kulissen der beiden fenaco-Tochterunternehmen TRAVECO und AGROLA zeigen: Nachhaltigkeit liegt im ureigenen Interesse der Agrargenossenschaft. «Ohne Nachhaltigkeit haben wir irgendwann keine Grundlage mehr für gesunde und natürliche Ressourcen, wie zum Beispiel Luft, Boden, Wasser», erklärt die Leiterin für Nachhaltigkeit und Umwelt, Anita Schwegler. «Und ohne gesunde Lebensgrundlage ist auch kein nachhaltiges Wirtschaften möglich.» Fest steht: Die fenaco hat sich zum Ziel gesetzt, beides – Ökologie und Wirtschaft – zu verknüpfen. Ein Bündnis mit der Zukunft. Mindestens für die nächsten 150 Jahre.

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