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Zürich

Die Strategie der kleinen Schritte

28.08.2024

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Wie man lernt, an grossen Zielen nicht zu verzweifeln.

Wer sich etwas Grosses vornimmt – Eigernordwand erklimmen, Japanisch lernen, CO2-neutral werden –, wird das Gefühl kennen, dass man an dem ambitionierten Ziel verzweifelt.  Nehmen wir das Beispiel des Bergsteigers, der sich in einer Wand verstiegen hat. Die Höhe seiner Entscheidung hat mit der Weite seiner Erfahrung nicht Schritt gehalten. Und nun kann er, in der Wand, weder vor noch zurück, doch auch nicht aufhören. Es gibt aber noch zwei andere Arten des Verzweifelns: Wenn wir uns erst gar nicht trauen anzufangen, weil sich die Aufgabe wie ein grosses Ungetüm vor uns erhebt, bedrohlich und unbezwingbar. Oder wir verzweifeln in der Durstrecke, wenn der Anfangs-Elan verschwunden ist, das Ziel aber noch fern.  

Es ist viel geforscht worden zu der Frage, warum uns die Motivation bei grossen Aufgaben verloren geht und was man dagegen tun kann. Eine der wegweisendsten Erkenntnisse stammt von einem Mann namens Karl Weick. In einem 1984 veröffentlichten Aufsatz entwickelte der Arbeitspsychologe seine These der «Kleinen Siege».  
 
Sein Grundargument lautete, dass grosse, ambitionierte Ziele zwar eine emotionale Anziehungskraft haben, aber auch lähmend wirken können, weil die Herausforderung (ob es sich nun um das Stoppen der globalen Erwärmung oder um die Steigerung der Verkaufsleistung um 15 Prozent handelt) so überwältigend erscheinen kann, dass wir erstarren, wenn wir sie angehen. Weick schlug vor, dass es konstruktiver sein kann, das «grosse Problem» in «mundgerechte Stücke» zu zerlegen, in bescheidenere und umsetzbare «blosse Probleme», um das Überforderungsgefühl durch ein Machbarkeitsgefühl zu ersetzen. 

Man sollte also das Ziel in kleinere Etappen einteilen und diese nicht mit einem gewaltigen Schritt, sondern mit vielen kleinen Schritten angehen. Jeder Schritt ist ein kleiner Erfolg, und während sich die kleinen Erfolge häufen, machen wir fast unbemerkbar Fortschritte in Richtung des grossen, ambitionierten Ziels. «Sobald ein kleiner Sieg errungen wurde, werden Kräfte freigesetzt, die einen weiteren kleinen Sieg begünstigen», schrieb Weick. 

Viel ist derzeit in Unternehmen von Visionen, Purpose, North Star die Rede. Bei der Strategie der kleinen Schritte geht es paradoxerweise ums Gegenteil, nämlich darum, möglichst wenig oder gar keine Energie darauf zu verwenden, an das strahlende Ziel zu denken. Es ist wie beim Bergsteigen: Anstatt sich auf den Gipfel zu fokussieren und dabei zu verspannen, sollte man den Blick nach unten senken und einen Fuss vor den anderen setzen. Irgendwann blickt man zurück und ist erstaunt, wie weit man gekommen ist.  

Über die Autoren

Mikael Krogerus (links) ist Journalist und Roman Tschäppeler (rechts) Kreativproduzent. Die beiden sind Autoren des Bestsellers «Zusammenarbeiten – wie man gemeinsam Grosses erreicht» (Kein&Aber). Sie sind zudem Kolumnisten in «Das Magazin» und erklären dort wöchentlich die Fallgruben des modernen Arbeitslebens.

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