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Ein Vorbild bezüglich
Recycling und Effizienzmassnahmen

Die Plaston AG hat einen Weg gefunden, nicht verwerteten Kunststoff zumindest teilweise zu recyceln. Das Recycling ist nur eine von vielen Massnahmen, welche die Kunststoffproduzentin im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsstrategie ergriffen hat.

EnAW-Beraterin Veronika Wolff und Mario Semadeni von Plaston.

Aus dem Ausschussmaterial, das Veronika Wolff in der Hand hält, entsteht…

…ein Granulat, das später zu neuen Produkten zusammengefügt wird.

Die meisten haben ihn wohl schon mal gesehen, wenn auch unbewusst: den knallroten Werkzeugkoffer, den die Firma Hilti im Einsatz hat. Er ist das wichtigste Produkt der Plaston AG. Das Rheintaler Unternehmen fertigt Werkzeugkoffer aus Kunststoff und ist in diesem Segment global führend. Plaston beschäftigt rund 400 Mitarbeitende in der Schweiz, in Tschechien und in China.

Die Koffer sind leicht und trotzdem sehr robust. Deren Kofferschale wird schon jetzt gemahlen und für die Produktion neuer Koffer benutzt. Die Produktion verursacht aber auch Klumpen überzähligen Kunststoffs oder Kuchen, wie dieser in der Branche heisst. «Der Kuchen entsteht beim Anfahren der Maschinen», erklärt EnAW-Beraterin Veronika Wolff, die Plaston betreut.

Die Ausspritzkuchen, also überzähligen Kunststoffteile, wurden einst den Kehrichtverbrennungsanlagen als Brennstoff kostenlos zur Verfügung gestellt. Heute wird ein Teil davon recycelt. «Es handelt sich um 20 Tonnen pro Jahr», sagt Mario Semadeni, Nachhaltigkeitschef bei der Plaston AG. Insgesamt 18 Prozent aller eingesetzten Materialien ist Recycling-Kunststoff. Warum nicht mehr? «Weil es schwierig ist zu verarbeiten, da die Kuchen grosse Brocken sind und sich schlecht verkleinern lassen», erklärt Semadeni. Wolff fügt hinzu: «Der Ausguss ist ziemlich fest. Daher ist es recht schwierig, ihn als Granulat zurückzugewinnen.» Das Kuchen-Material ist eine von verschiedenen Quellen und wird erst seit wenigen Jahren verwendet. Nur die Kuchen roter und schwarzer Farbe werden heute recycelt. Die Kuchen anderer Farben werden in der Kehrrichtverbrennungsanlage verbrannt. Immerhin habe Plaston einen ersten Schritt gemacht, sagt Wolff. Semadeni ergänzt: «Wir müssen zum Glück jedes Jahr weniger rezyklieren, da die Gesamtmenge abnimmt.»

EnAW-Teilnahme grosser Nutzen für Plaston


Plaston hat aber zahlreiche weitere Massnahmen ergriffen, um den ökologischen Fussabdruck zu verkleinern. Die erste war der Beitritt zur EnAW vor über zehn Jahren. Bis 2020 war die Teilnahme des Unternehmens aufgrund seines hohen Energieverbrauchs noch obligatorisch. «Seither machen wir aber freiwillig mit», sagt Semadeni. Warum? «Die Teilnahme hat einen grossen Nutzen fürs Unternehmen, nicht nur energetisch, sondern auch in Bezug auf die Kosten.»

Im Zuge ihrer EnAW-Teilnahme war Plaston zudem eine der ersten Firmen, die das EnAW-Produkt Ressourceneffizienz umgesetzt hat. Dieses geht noch tiefer bei jenen Themenbereichen, die für das Erreichen der Reduktionsziele relevant sind: elektrische Energie, thermische Energie, Maschinen, Rohstoffe, Recycling und vieles mehr. «Für jeden Themenbereich wurden Massnahmen definiert», so Semadeni. «Und jeder Massnahme wurde eine Priorität 1 bis 3 zugeordnet.» Mit den Bereichsleitern sei dann die Umsetzung geplant und in regelmässigen Abständen der Status überprüft worden.

Durch das Monitoring habe Plaston unvoreingenommenes Feedback von Experten in Bezug auf aktuelle Gegebenheiten und Prozesse erhalten, so Semadeni. «So konnten neue Ideen entstehen.» Zudem habe man das firmeninterne Wissen bezüglich Emissionen erweitern können. «Unter anderem lernten wir die CO2-Scopes vertieft kennen.» So seien der CO2-Report erstellt und die Umweltbelastungspunkte berechnet worden, und zwar für die Scopes 1 bis 3. «Mit Scope 3 ist der Fussabdruck vollständig. Er hat zudem den Hauptanteil vom CO2-Fussabdruck», sagt Semadeni. «Damit konnten wir die wirkungsvollsten Massnahmen identifizieren.» Und schliesslich habe das Monitoring die Basis für Folgeprojekte gelegt. «Ein Beispiel ist der Produkt-CO2-Fussabdruck», so Semadeni. Der Aufwand ist überschaubar: Sechs bis acht Monate nehme das Monitoring für ein KMU in Anspruch, so Semadeni.

Offene Punkte mit über 100 Massnahmen

Die Daten aus dem Monitoring dienen auch Synergien. «Ein Projekt umfasst den Produktlebenszyklus», erklärt Semadeni. «Die vorgelagerten und nachgelagerten Unternehmen sind involviert. So entsteht eine Kreislaufwirtschaft.» Dabei spielte EnAW-Beraterin Wolff eine wichtige Rolle. «Sie unterstützte uns mit Projektmanagement. Insbesondere bei der Modellerstellung half ihre Erfahrung», so Semadeni. «Wir verloren uns nicht in den Details. Wir konzentrierten uns auf das Wesentliche. Wir wussten stets, was zu tun war.»

Das ist auch heute noch so. «Wir haben eine Liste mit offenen Punkten, auf der über 100 Massnahmen stehen», sagt Semadeni. «Aktuell machen wir Bewusstseinskampagnen für Mitarbeitende.» Etwa in Bezug auf die Kellerräume. «Dort möchten wir die Beleuchtung auf LED mit Anwesenheitssensoren austauschen», so Semadeni. Schon umgesetzt hat Plaston den Ersatz des alten Trafos. «Das war eine hohe Investition», sagt der Nachhaltigkeitschef.

Noch auf der Liste steht das Nutzen der Abwärme von den 40 Spritzgussmaschinen, die Plaston vor Kurzem erworben hat. Deren Abwärme soll alle Werke beheizen. «Durch die effizienteren Maschinen haben wir allerdings auch weniger Abwärme zur Verfügung», erklärt Semadeni. Zudem würden damit schon die Produktionsgebäude beheizt. In zwei Jahren will Plaston zudem eine Photovoltaikanlage installieren lassen.

Zurück zum Recycling. Der Koffer besteht mit Ausnahme vom Scharnierstab aus ABS. Und auch der Scharnierstab ist aus Kunststoff. Der Koffer enthält keine Metallbestandteile. Dieser Koffer kann direkt geschreddert werden. «Wir wollen sichergehen, dass die rezyklierten Teile die erforderlichen Eigenschaften erfüllen», so Semadeni. «Das ist wegen den mechanischen Anforderungen nur teilweise der Fall bei den Verschlüssen, Scharnierstäben und Handgriffen. Sie können recycelt werden. Aber hier ist Recycling nur bedingt für die gleichen Komponenten möglich. Oder die Komponenten müssten robuster konstruiert werden, was wieder mehr Material benötigen würde.»

Für die Ausspritzkuchen jener Farben, die man bisher nicht rezyklieren könne, habe man noch keine Lösung, so Semadeni. Aber: «Es wäre für mich natürlich denkbar, das Recycling auch auf andere Farben auszudehnen. Man kann ja jeden Kunststoff schwarz färben.»

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Die Brauerei Schützengarten in St. Gallen ist die älteste Bierbrauerei des Landes. Ihre Ausdauer verdankt sie nicht zuletzt ihrer Um- und Voraussicht. Auch in energetischen Fragen, bei denen sie sich seit Jahren von der EnAW beraten lässt.

EnAW-Berater Othmar Arnold (links) begleitet die Brauerei Schützengarten und Richard Reinart bei Energiefragen seit vielen Jahren.

Es mag pathetisch klingen, doch nach einem Nachmittag an seiner Seite muss festgehalten werden: Bier ist für Richard Reinart eine Herzensangelegenheit. «Es ist einfach ein schönes Produkt, weil es Emotionen weckt», sagt der Technische Direktor der Brauerei Schützengarten mit sonorer Stimme. Wenn ich mich an einen Stammtisch setze, kommen sofort Fragen.» Bei der Brauerei Schützengarten ist der Diplom-Braumeister denn auch bestens aufgehoben. Die St. Galler Traditionsbrauerei ist in der Schweiz die älteste ihrer Art. 1776 gegründet ist die «Schüga», wie sie vom Volksmund liebevoll genannt wird, bis heute eigenständig geblieben. Der Produktionsstandort befindet sich nach wie vor mitten in der Stadt. Dennoch ist sie stets mit der Zeit gegangen.

Die Braukunst: ein äusserst energieintensiver Prozess

Dazu gehört, dass die Brauerei, die heute 220 Mitarbeitende zählt, auch in energetischen Fragen umsichtig und vorwärtsgewandt handelt. Aktuellstes Beispiel dafür sind die Bestrebungen, den bislang mit Gas betrieben Dampfkessel durch ein Exemplar zu ersetzen, das mit Holzschnitzel geheizt wird. Der damit erzeugte Dampf wird einerseits für den Produktionsprozess im Sudhaus, andererseits aber auch für die Flaschenreinigungs- und Abfüllanlage gebraucht. Wobei es hier anzumerken gilt, dass der Prozess des Bierbrauens insbesondere durch das Aufkochen der Würze äusserst energieintensiv ist.

«Stillstand ist Rückschritt», bekräftigt Reinart, der den Schritt zur Anschaffung des neuen Kessels zwar durchaus als gross, nicht aber als final verstanden haben will. Etwas weiter geht Othmar Arnold. Der EnAW-Berater steht der Brauerei schon seit 2007 zur Seite. Er sagt: «Eine Brauerei kann mit verschiedenen Massnahmen die Effizienz steigern, sie hat aber immer einen Restwärmebedarf. Wenn man diesen gänzlich dekarbonisieren möchte, ist der neue Biomasse-Dampfkessel absolut zentral.»

Seit 1985 mit eigenem Wasserkraftwerk

Dank dieser Grossinvestition im Millionenbereich können jährlich 900 Tonnen CO2-Emissionen eingespart werden – eine markante Verkleinerung des ökologischen Fussabdrucks. Welchen Stellenwert die EnAW dabei hat, impliziert Reinarts Bemerkung, dass man in der Schützengarten AG auf Bier – nicht aber auf Dampfkessel spezialisiert sei. «Da sind wir natürlich froh, mit der EnAW einen so starken Partner an unserer Seite zu haben.»

Tatsächlich pflegte die Brauerei, die sich heute auf dem Musterweg der Dekarbonisierung befindet, bereits in ihren jungen Jahren energietechnische Fragen mit Vehemenz anzupacken. So baute sie 1895 ihr eigenes Wasserkraftwerk an der Sitter im nahegelegenen Wittenbach, mit dessen Strom einst auch die ersten Strassenlampen der Stadt St. Gallen betrieben wurden. Heute produziert die Anlage jährlich drei Millionen Kilowattstunden Strom.

Bemerkenswerte Kontinuität

In dieser Tradition hat die Schützengarten AG laufend an der Energieeffizienz gearbeitet. Insbesondere in den letzten Jahren wurden diverse Prozessoptimierungen und Massnahmen vorgenommen. So wurden neben dem Ersatz von Fenstern und Beleuchtungen unter anderem 2014 die Abfüll- und Flaschenreinigungsmaschine, 2016 die gesamten Palettier- und Verpackungsmaschinen sowie der Harasswascher und 2018 die Reinigungsanlage für die KEG-Fässer ersetzt. Dank einer Fotovoltaikanlage auf dem Dach des Abfüllgebäudes bezieht die Brauerei seit 2016 überdies ihren eigenen Strom.

«Mein Führungsteam und ich verstehen es als Teil der Firmenkultur, ökologisch nachhaltig zu agieren», erklärt Richard Reinart – und denkt dabei auch an die Wirtschaftlichkeit. Schliesslich sollen sich die Investitionen von heute dereinst auszahlen. Das bestätigt denn auch EnAW-Berater Othmar Arnold, der den gezielten Austausch mit dem Unternehmen schätzt: «Die Kontinuität ist bemerkenswert. Man macht hier eigentlich immer etwas. Und nun folgt mit dem Biomasse-Dampfkessel auch noch ein richtig grosser Wurf.»

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Wenn es in Oberbüren so richtig windet, freut sich die Züger Frischkäse AG. Denn mit der neuen Windturbine auf dem Dach kann das Ostschweizer Familienunternehmen in stürmischen Jahren bis zu 4000 Kilowattstunden Strom produzieren. Das entspricht in etwa dem jährlichen Stromverbrauch eines Privathaushaltes.

Mit der neuen Windturbine auf dem Dach kann das Ostschweizer Familienunternehmen in stürmischen Jahren bis zu 4000 Kilowattstunden Strom produzieren.

Christof und Markus Züger, Züger Frischkäse AG

Die duale Vertikalachswindturbine steht auf dem Dach des Produktionsbetriebes inmitten von 1567 Solarmodulen.

Markus Züger, Vize-Präsident Verwaltungsrat, Züger Frischkäse AG

Auf die sehr energieintensive Käseproduktion der Züger Frischkäse AG scheint die Energieproduktion von 4000 Kilowattstunden Strom pro Jahr durch die Windturbine auf den ersten Blick gering. Aber dem Familienbetrieb geht es dabei um viel mehr: Die Züger Frischkäse AG möchte eine Vorreiterrolle übernehmen und andere motivieren, ebenfalls Energie zu sparen und in nachhaltige Projekte zu investieren. Deshalb strebt der Käseproduzent Energieeffizienzsteigerungen sowie den Umstieg auf erneuerbare Energien an.

Nachhaltige Unternehmensphilosophie

Was beeindruckend ist: Die duale Vertikalachswindturbine steht auf dem Dach des Produktionsbetriebes inmitten von 1567 Solarmodulen. Die Fotovoltaikanlage produziert durchschnittlich 500 000 Kilowattstunden Strom pro Jahr. Auch die Holzschnitzelheizung, die bereits seit 2011 in Betrieb ist, zeugt von einer nachhaltigen und ganzheitlichen Philosophie.Am Eröffnungsanlass der Windturbine lobt Stefan Krummenacher, Mitglied der Geschäftsleitung der EnAW, das Unternehmen als Vorbild mit Strahlkraft: «Die Züger Frischkäse AG ist seit 2005 bei der EnAW dabei und hat mit einer langen Liste von Massnahmen den CO2-Ausstoss um Faktoren reduziert.»

Kumulierte Einsparungen

Allein im Jahr 2021 konnte die Züger Frischkäse AG mit verschiedenen Massnahmen 220 Tonnen CO2 und 5 700 000 Kilowattstunden Energie – davon 4 650 000 Kilowattstunden Strom – einsparen. Wir sind schon jetzt gespannt, welche weiteren Projekte das Vorzeigeunternehmen in Angriff nehmen wird.

Duale Vertikalachs-Windturbine

  • Leise
  • Keine Gefahr für Vögel
  • Leistung: 3 kW bei ca. 11.5 m/s (ca. 40 km/h)
  • Durchmesser 4 m
  • Höhe 34 m

Mozzarella, Mascarpone, Quark und… Energieeffizienz? FOKUS KMU – Die Sendung für Wirtschaft & Gesellschaft widmet sich wichtigen Themen und spannenden Geschichten rund um Schweizer KMU. So auch in der Sendung vom 5. Oktober. Im Fokus steht ein wahrer Exportchampion und dessen Energieeffizienz.

«Als Familienunternehmen wollen wir stets nachhaltig wirtschaften und langfristige Entscheidungen treffen», erklärt Markus Züger von der Züger Frischkäse AG. Die Entscheidung, über die EnAW eine Zielvereinbarung mit dem Bund abzuschliessen, sei eine davon gewesen. Die effiziente Nutzung von Abwärme, das Investieren in eine Holzschnitzelfeuerung oder das Umsetzen von Massnahmen, die sogar über die Zielvereinbarung hinausgehen – die Zügers sind im Energiebereich fleissig und profitieren bei Letzterem vom Programm Effizienz+ der EnAW. Tom Pesenti, EnAW-Berater des Unternehmens erklärt: «Es gibt in vielen Firmen Einsparpotenzial im Bereich der Elektrizität, das wirtschaftlich knapp nicht realisierbar ist.» Dafür hat die EnAW das Programm Effizienz+ geschaffen. Ganze zehn zusätzliche Strommassnahmen konnte die Züger Frischkäse AG dank diesem Programm bereits umsetzen.

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Die Universität St. Gallen betreibt Lehre und Forschung auf höchstem Niveau. Abschreiben kommt aber nicht infrage – erst recht nicht bei der energetischen Betriebsoptimierung, denn: Die traditionsreichen Gebäude auf dem Rosenberg stehen unter Denkmalschutz. Herkömmliche Lösungen können deshalb meist nicht übernommen werden. In Zusammenarbeit mit der EnAW meistert die HSG seit 2014 aber auch diese Prüfung mit summa cum laude.

Die Umstellung auf LED stellte aufgrund der denkmalgeschützten Gebäude an der Universität St. Gallen eine Knacknuss der besonderen Art dar.

Donnerstag, 10 Uhr. Der Pausengong erklingt, Studierende strömen aus den Hörsälen und steuern den nächstgelegenen Kaffeeautomaten an. Es herrscht ein normaler Semesterbetrieb an der Universität St. Gallen. Was 1898 als Handelsakademie seinen Anfang gefunden hat, ist heute eine renommierte und international vernetzte Universität mit 8600 Studierenden und 3200 Angestellten. Was wohl die Wenigsten zur Kenntnis nehmen: Die Lampen im Foyer, die während der Unterrichtszeit gedimmt sind, werden pünktlich zur Pause – wenn das Licht am meisten gebraucht wird – heller. Eine technische Massnahme, die Energie spart und die Studierenden betreffend Nachhaltigkeit sensibilisiert – ein Meisterstreich in Sachen Effizienzsteigerung also. Der Meister hinter dem Streich? Markus Steiner, stellvertretender Sicherheitsverantwortlicher und Leiter Bau und Technik. Er ist für den Betrieb aller Gebäude, das Energie-Management und für die ganze Haustechnik zuständig und wird dabei tatkräftig von der EnAW unterstützt. Er weiss: «Das Energie – Management ist eine Wissenschaft für sich.»

WIE AUS DEM LEHRBUCH

«Wie es das Lehrbuch der Betriebsoptimierung so schön sagt, beginnt man bei der Primärenergie», erklärt Steiner und erwähnt die Energieverteilung, die Lüftung und die Heizungsregelung. Das sei grundsätzlich eine einfache Rechnung, so der EnAW-Berater Thomas Sommer. Denn mit der Optimierung von Erzeugern reduziere man automatisch auch den Energieverbrauch und CO2-Ausstoss. So wurde in Zusammenarbeit mit der EnAW alles bis ins kleinste Detail erfasst, sämtliches Einsparungspotenzial aufgeführt und diverse Massnahmen umgesetzt. Beispielhaft für die energetische Betriebsoptimierung ist die Wärmeerzeugung in der Sporthalle: Mittels Kaskadierung, dem optimalen Zusammenschalten zwischen Heizkessel und Wärmepumpe, konnte diese optimiert werden. «Hier haben wir mit relativ geringem Aufwand kostenmässig und energetisch sehr viel herausgeholt», konkretisiert der Energieverantwortliche. Das zeigen auch die Zahlen: Allein durch diese Optimierung spart die HSG in der Sporthalle zwei Drittel des Erdgasverbrauchs ein. Das entspricht jährlichen Einsparungen von 45 000 Kilowattstunden.

KEINE 0815-LÖSUNG

Aufwändiger gestaltete sich die ganzheitliche Umstellung auf LED, da das Gebäude, das seit 1963 auf dem Rosenberg oberhalb der Stadt thront, unter Denkmalschutz steht. «Es darf, überspitzt gesagt, kein Nagel in die Wand eingeschlagen werden, ohne dies mit den Denkmalschützern anzuschauen», so Steiner. Aus exakt diesem Grund können keine 0815-Lösungen realisiert werden. Das ruft nach Innovation und Fleissarbeit, denn ohne diverse Evaluationen und Testläufe vor der Umsetzung geht es nicht. In Nachteinsätzen hat das Team um Steiner während einiger Monate die rund 3500 Leuchten ausgetauscht, optimal eingestellt und so die gesamte Beleuchtung auf dem Campus auf LED umgerüstet, Spezialanfertigungen für die Bibliothek inklusive. Klingt einfacher, als es ist: Die Realisierung einer so grossen Massnahme unter erschwerten Bedingungen erfordere Know-how, Manpower, Zeit und Ressourcen. Und nicht nur das: «Ohne Begeisterung und Überzeugung kann man bei so grossen Projekten nicht mit Erfolg rechnen.» Gerechnet hat es sich aber allemal: Die Umstellung auf LED resultierte in einer Stromeinsparung von über 500 000 Kilowattstunden. Das entspricht über 20 Prozent des totalen Stromverbrauchs auf dem HSG-Campus und der durchschnittlichen Stromversorgung von 100 Einfamilienhäusern.

WISSENSQUELLE AUSTAUSCH

Nicht minder relevant für den Erfolg sind die Fördermittel von ProKilowatt, die den Austausch der Leuchtmittel erst wirtschaftlich machten. «Wir sind eine Wirtschaftsuniversität», so Steiner. Eine wirtschaftliche Betriebsoptimierung werde deshalb grossgeschrieben. Die beträchtlichen Einsparungen sind aber nicht zuletzt der Wirtschaftlichkeits-Kosten-Rechnung zuzuschreiben, welche Steiner bei jeder Massnahme durchführt. Dieses Engagement und die Kompetenz des Energieverantwortlichen weiss auch EnAW-Berater Sommer zu schätzen: Das Thema Energieeffizienz werde sehr kompetent und eigenverantwortlich gehandhabt. «Durch Betriebsoptimierungsmassnahmen, deren Wirkung durch Messungen plausibilisiert wurden, sowie durch das grossflächige Umstellen auf LED haben sie grosse Einsparungen erreicht», resümiert er. Die fruchtbare Zusammenarbeit wird auch vonseiten der Universität geschätzt. «Gerade wenn Formen der Betriebsblindheit auftreten, steht uns Herr Sommer mit Rat und Tat zur Seite», sagt Steiner. Er zeige auf, wo es sich lohnt, genauer hinzuschauen – eine Wissensquelle, die man auch in Zukunft nicht missen möchte.

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Die Hartchrom AG ist bekannt für innovative, hochwertige Oberflächenlösungen für Industriebetriebe mit höchsten Ansprüchen. Neben Know-how und einzigartigen Infrastrukturen braucht das vor allem eines: eine Menge Energie. Deshalb verpasst die zur STI Group gehörende Beschichtungsfirma gemeinsam mit der EnAW auch der Energiebilanz eine effiziente Politur.

Die Hartchrom AG setzt auch Massnahmen um, die auf den ersten Blick nicht wirtschaftlich sind: dank der finanziellen Unterstützung von EFFIZIENZ⁺

Auf einer Produktionsfläche von 26 000 Quadratmetern werden in Steinach am Bodensee seit 1957 Oberflächen in den verschiedensten Formen und Grössen nach neusten Technologiestandards beschichtet. Ob Pumpenwellen von Energiefirmen, Heizwalzen in der Kunststoffverarbeitung oder Antriebssysteme von grossen Schiffsmotoren – für die Produktionsstätte der Hartchrom AG ist kein Teil zu gross. Angesiedelt im High-End-Bereich und spezialisiert auf hochglanzpolierte Oberflächen, bedient das Unternehmen aber vor allem Kunden aus der Druckindustrie, beispielsweise mit funktionalen Beschichtungen. Doch in Steinach werden nicht nur Oberflächen zum Glänzen gebracht. Auch das Energie-Management wird auf Hochglanz poliert. Seit 2012 in Zusammenarbeit mit der EnAW. Denn gerade der Hauptprozess des galvanischen Verfahrens sei energieintensiv – rund die Hälfte des Gesamtstromverbrauchs falle darauf zurück. «Energie- und Nachhaltigkeitsfragen haben bei uns deshalb naturgemäss einen sehr hohen Stellenwert», weiss der Leiter Technik und Dienste Michael Kehl. Da auch die Gesamtenergie einen grossen Teil der finanziellen Aufwände ausmache, lohnen sich die Bemühungen des Grossverbrauchers gleich in zweierlei Hinsicht.

DER GROSSE WURF

Die Isolierung der Bäder, das Einbauen eines Eco-Schalters oder der Ersatz von Beleuchtungsmitteln: Der gemeinsam mit der EnAW erarbeitete Massnahmenkatalog beinhaltet an die 30 Massnahmen. Das schenkt ein – sowohl energietechnisch als auch finanziell. Der erste grosse Wurf war der Umstieg auf Fernwärme. Damit konnte die Hartchrom AG ihren Erdgas- und Heizölverbrauch komplett substituieren. So werden beispielsweise die galvanischen Bäder sowie das ganze Gebäude mit Fernwärme geheizt. «Das ist nicht nur eine energetische Optimierung, sondern wirkt sich auch positiv auf die Finanzen aus», sagt Kehl und spricht auch die Rückerstattung des Netzzuschlages an. Denn das sei gerade für Grossverbraucher ein wichtiger Anreiz. Aber – Energie und Kosten sparen werde mit der Zeit schwieriger. «Die grossen Massnahmen sind umgesetzt, die Potenziale werden von Mal zu Mal kleiner.» Deshalb nimmt man in Steinach nun auch Strommassnahmen in Angriff, die über die Zielvereinbarung hinaus ihren Beitrag zur Effizienzsteigerung leisten.

EIN PLUS FÜR DIE BELEUCHTUNG

So wurden 2018 zwei grosse Massnahmen im Bereich der Beleuchtungsoptimierung umgesetzt. Denn auch hier seien die Energiekosten nicht zu unterschätzen – die Umsetzung dieser Optimierungsmassnahmen war zunächst nicht wirtschaftlich. Dank der Unterstützung der EnAW-Beraterin Stefanie Steiner und den Fördergeldern von EFFIZIENZ+ (siehe Box) konnte die komplette Beleuchtung zweier Hallen durch LED-Leuchten ersetzt werden. Das hat sich gelohnt: Mit dem Ersatz von insgesamt 170 Leuchtmitteln in den beiden Hallen erzielt die Hartchrom AG eine jährliche Energieeinsparung von 25.3 Megawattstunden. Neben der Effizienzsteigerung und den eingesparten Schweizer Franken nennt Kehl noch einen weiteren Pluspunkt: «Die neuen Leuchtmittel sind nicht nur effizienter und haben eine längere Lebensdauer, sondern erleichtern uns auch die Wartung.»

«DER AUSTAUSCH IST GOLD WERT»

Apropos Beleuchtung: In den Räumlichkeiten der Hartchrom AG erinnern Merkzettel die knapp 190 Mitarbeitenden stets daran, die Lichter zu löschen. «Man muss die Leute aktiv daran erinnern, sonst brennt das Licht die ganze Nacht», erklärt der Energieverantwortliche. Keine Erinnerung braucht der studierte Mechatroniker, wenn es um die regelmässigen Treffen der Energie-ModellGruppe Thurgau geht. Denn dieser Austausch sei für ihn Gold wert: Obwohl die Unternehmen völlig unterschiedlich sind, finden sich bei allen die gleichen energietechnischen Herausforderungen. Deshalb tauschen sich die Gruppenteilnehmer auch ausserhalb der Treffen regelmässig über Energiemassnahmen aus. Für Kehl sei das «wie in einer kleinen Familie.»

STEUERND OPTIMIEREN

Dass dieser Austausch wertschöpfend ist, zeigt eine Massnahme zur Optimierung der Druckluft: Diesen Tipp hat Kehl nämlich von einem anderen Gruppenteilnehmer erhalten. Dank der übergeordneten Kompressoren-Steuerung werden die fünf Kompressoren heute überwacht und optimal eingesetzt. «Die Steuerung schaltet jeweils den richtigen Kompressor, passend zur Betriebssituation, zu oder ab», erklärt er. Ein weiteres Plus sei die erhöhte Zuverlässigkeit und Wartungsfreundlichkeit der gesamten Anlage. Ohne die finanzielle Unterstützung von EFFIZIENZ+ wäre die Massnahme aber nicht rentabel gewesen. Der Förderbeitrag hat sie wirtschaftlich gemacht und die Umsetzung somit ermöglicht. Und nicht nur das: Allein durch die Druckluftoptimierung spart die Verchromungsfirma jährlich fast 40 Megawattstunden Strom – so viel, wie für die Versorgung von acht Einfamilienhäusern. Das Thema Energieeffizienz, so viel sei sicher, ist für die Hartchrom AG aber noch lange nicht abgeschlossen. «Wir haben einen Grobfahrplan für die nächsten Projekte», so Kehl. «Schliesslich wollen wir auf dem Zielpfad bleiben.»

EFFIZIENZ⁺ – PROGRAMM ZUR FÖRDERUNG ZUSÄTZLICHER STROMMASSNAHMEN

In vielen Unternehmen gibt es über die Zielvereinbarung hinaus Potenziale für Stromeinsparungen, die knapp unwirtschaftlich sind. Mit dem durch ProKilowatt finanzierten Programm EFFIZIENZ+ bieten wir Unternehmen finanzielle Unterstützung, um auch unwirtschaftliche Strommassnahmen anzugehen. Über das Check-up-Tool können EnAW-Teilnehmer Massnahmen einreichen und Fördergelder von 500 bis 45 000 Franken beantragen. Sie werden dabei von unseren erfahrenen EnAW-Beraterinnen und -Beratern begleitet.

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