Die Bigler AG Fleischwaren hat bereits 2004 eine Zielvereinbarung bei der Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW) unterschrieben. Seither hat der Familienbetrieb immer wieder gezielt Massnahmen umgesetzt, um seine Energieeffizienz zu steigern und seinen CO2-Ausstoss zu verringern. Die Vision ist die komplette Dekarbonisierung.
Pascal Frey, stellvertretender Leiter Technik bei Bigler, und Lucas Rämi, EnAW-Berater (v.l.).
Hitzeerzeugung mit Strom anstelle von Gas für den Betrieb der neuen Gebindewaschmaschine, eine Hochdruck-Wärmepumpe mit 870 Kilowatt Heizleistung und eine Photovoltaikanlage 620 Kilowatt-Peak auf dem Dach: Das sind drei von zahlreichen Massnahmen, welche die Bigler AG Fleischwaren in den 20 Jahren ihres Engagements bei der Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW) ergriffen hat. «Alleine in den letzten sechs Jahren haben wir rund 50 Massnahmen umgesetzt», sagt CEO Markus Bigler. «Dazu gehören die konsequente Abwärmenutzung, die Optimierung der Lüftungsanlagen und die Installation von LED.»
Am meisten Aufwand verursachte jedoch das Gebäudeleitsystem, das an allen fünf Standorten des Familienunternehmens implementiert wurde. «Diese Massnahme beschäftigte uns rund fünf Jahre», so Bigler. Etwa durch den Umstand, dass das Team in dieser Zeit Veränderungen erfahren habe und es zu Projektübergaben gekommen sei. «Zudem war der Aufbau des Gebäudeleitsystems für unseren System- und Implementierungspartner gewissermassen ein Pilotprojekt», erinnert sich Bigler. «Deshalb bezahlten sowohl unser Partner wie auch Bigler Lehrgeld.»
Grossen Aufwand verursachte auch die Messtechnik. Bevor diese installiert werden konnte, mussten erst die Messpunkte definiert werden. Von diesen benötigte das Gebäudeleitsystem sehr viele. «Heute sind wir stolz und froh, dass wir dieses System haben», hält Bigler fest. «Es liefert uns in Echtzeit Informationen, wann und wo was läuft. Ausserdem erkennen wir jederzeit, wie viel Energie verbraucht wird. So können wir beispielsweise Störungen und Fehlentwicklungen schnell erkennen und eingreifen.»
Zusammen mit der EnAW wurde zudem im vergangenen Jahr eine Roadmap zur Dekarbonisierung erstellt. Die Arbeit erfolgte in mehreren Etappen und in Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen aus der Produktion, der Logistik und der Technik. In der Folge resultierte eine umfassende Übersicht über die Verursacher von CO2. Diese finden sich im Anlagepark, in der Lastwagenflotte sowie in den Kälteanlagen. Mit Hilfe des langjährigen EnAW-Beraters Daniel Meier und seinem Team entstand in der Folge ein Fahrplan, der aufzeigt, wie Bigler in 10 bis 15 Jahren weg von fossilen Anlagen kommt und den CO2-Ausstoss eliminieren kann. Wohlverstanden auf Stufe Produktion und Logistik. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von Scope 1 und 2.
Ebenfalls eine Art Pionierin ist die Bigler AG in Bezug auf die Erfassung der Scope-3-Emissionen. Als eines der ersten Unternehmen der Fleischwirtschaft hat Bigler die Treibhausgas Emissionen für den gesamten Wertschöpfungsprozess bilanziert. Als eines der ersten Unternehmen der Fleischwirtschaft hat Bigler die Treibhausgas Emissionen für den gesamten Wertschöpfungsprozess bilanziert. In der Folge hat sich der Familienbetrieb die Anforderungen der Science Based Target Initiative (SBTi) angeschlossen. Bei der Bilanzierung habe sich herausgestellt, dass die Scope-3-Emissionen mit Abstand den grössten Anteil an den Gesamtemissionen ausmachen. Davon wiederum stammt der überwiegende Teil aus der Wertschöpfung der Landwirtschaft. «Wenn wir also in diesem Bereich Emissionen reduzieren möchten, geht es nur in enger Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft», erklärt Bigler. Zudem brauche es eine Kooperation mit weiteren Branchenorganisationen und den Bundesbehörden. «Es geht darum, sich auf einen gemeinsamen Fahrplan zu einigen. Wir sind in diesen Gremien dabei und arbeiten dort an vorderster Front mit.»
Doch warum hat sich die Bigler AG für SBTi und die Roadmap entschieden? «Die Nachhaltigkeit ist zentraler Bestandteil unserer Unternehmensvision. Als ein grosser Kunde auf uns zukam und anregte, dass wir uns bei SBTi engagieren, hat er damit offene Türen eingerannt», so Bigler. «Bezüglich Roadmap zur Dekarbonisierung kam die EnAW auf uns zu. Wir erkannten gemeinsam, dass die Roadmap einen wesentlichen Teil der Bestandesaufnahme und Zielsetzung für das SBTi-Projekt abdeckte.»
Trotz der Fülle der Massnahmen, welche die Bigler AG mit ihren rund 600 Mitarbeitenden ergriffen hat, war die Produktion laut Bigler nie eingeschränkt, dank der entsprechenden Planung und Umsetzung. «Es muss alles während des laufenden Betriebes umgesetzt werden», so der CEO. «Bei uns gibt es keine Betriebsferien.»
Dass es keine Einschränkungen im Betrieb gab, findet EnAW-Berater Meier bemerkenswert. «Oft müsste man zur Umsetzung von Massnahmen Produktionsanlagen abstellen, was die Umsetzung von Massnahmen erschwert oder gar verhindert», so der EnAW-Berater.
Seit ihrem Engagement bei der EnAW konnte die Bigler AG ihre CO2-Fracht trotz einem zusätzlichen Produktionsneubau um einen Fünftel reduzieren und ihre Energieeffizienz um einen Viertel steigern. Für Bigler hat sich die Partnerschaft mit der EnAW deswegen geloht. «Ich bin froh, dass wir früh zur EnAW gestossen sind», so Bigler. «Wir haben viele Projekte eruiert und umgesetzt. Die EnAW-Beratung erlebte ich immer als sehr kompetent und hilfsbereit.»
25.09.2023
Mit der Roadmap zur Dekarbonisierung unterstützen und beraten wir Sie bei der Entwicklung einer schrittweisen und betriebswirtschaftlich sinnvollen Dekarbonisierungsstrategie. Dabei berücksichtigen wir die standortspezifischen Gegebenheiten, Pläne und Ziele Ihres Unternehmens.
National- und Ständerat haben einer Gesetzesvorlage zur Stärkung der Kreislaufwirtschaft zugestimmt. Diese soll Bund und Kantone dazu bringen, natürliche Ressourcen bei Produkten und Bauwerken zu schonen und Materialkreisläufe zu schliessen.
Gemäss dem neuen Gesetz müssen der Bund und die Kantone für die Schonung der natürlichen Ressourcen sorgen. Die im Ausland verursachte Umweltbelastung ist miteinbezogen. Zudem sollen Abfälle wiederverwendet oder stofflich verwertet werden, wenn dies technisch möglich und wirtschaftlich tragbar sei, wie es heisst. Das gilt vor allem für verwertbare Metalle, Abbruchmaterial, Phosphor aus Klärschlamm, Stickstoffe aus Abwasserreinigungsanlagen und für Abfälle, die zur Kompostierung oder Vergärung geeignet sind.
In den Räten war die Vorlage umstritten gewesen. So gab es beispielsweise Unstimmigkeiten bezüglich Kompetenz des Bundesrates. Eine Mehrheit der vorberatenden Kommission im Nationalrat wollte, dass die Landesregierung Detailhändler ausdrücklich anweisen darf, unverkaufte biogene Produkte Biogasanlagen zuzuführen, die Plastikverpackungen aussortieren können. Dieser Vorschlag fand keine Mehrheit.
06.03.2024
Mit unserem Angebot der Ressourceneffizeinz decken wir umfassend die ressourcensenkenden Potenziale in Ihrem Unternehmen auf, formulieren Reduktionsziele und konkrete Massnahmen, wie Sie die betriebliche Ressourceneffizienz etappenweise steigern. Unser Monitoring erleichtert Ihnen zudem die Erstellung der Nachhaltigkeitsreportings.
Rund 350 Personen waren an der 22. EnAW-Fachtagung dabei, die am 7. November in Bern stattfand. Im Mittelpunkt standen Technologien, die zu mehr Effizienz und zur Dekarbonisierung verhelfen, die Versorgungssicherheit – und ein Regenschirm.
«Die EnAW wird Sie nicht im Regen stehen lassen»: Mit diesen Worten wandte sich EnAW-Präsident Rudolf Minsch ans Publikum im Berner Kursaal und spannte dazu den neuen EnAW-Regenschirm auf. Ein Bild, das passender nicht hätte sein können, sehen sich die Unternehmen, die bei der EnAW mitmachen, doch mit allerlei Herausforderungen konfrontiert. «Eine der grossen Herausforderungen ist natürlich die Energiekrise», präzisierte Moderator Urs Gredig. Hinzu komme die Umwandlung der Wirtschaft in Bezug auf die Energiestrategie. Und auch die EnAW befindet sich herausfordernden Zeiten, wie Minsch ausführte. «Insbesondere das Regulatorische ist noch nicht ganz geklärt», sagte er. «Wir wissen noch nicht genau, wie es weitergeht.» Er machte aber auch klar, dass sich die EnAW trotz der Turbulenzen nicht von ihrem Weg abbringen lässt: «Wir sind überzeugt davon, dass es die EnAW mit ihren hochqualifizierten Beraterinnen und Beratern braucht, damit die Unternehmen möglichst wenig Bürokratie haben und gute Lösungen umsetzen können.»
Gute Lösungen sind also gefragt. Und solche bekam das Publikum im Berner Kursaal denn auch präsentiert: Mirko Bothien, Schwerpunktleiter Erneuerbare Energien bei der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW), ist beispielsweise klar der Meinung, dass Wasserstoff eine wichtige Rolle spielen wird und eine Wasserstoffstrategie für die Schweiz unabdingbar ist. Patrick Fehlmann, Geschäftsleiter bei der DM Energieberatung AG und auch EnAW-Berater, erklärte wiederum, warum es wichtig ist, dass Unternehmen Motoren und Antriebe im täglichen Betrieb genauer unter die Lupe nehmen, was die Energieeffizienz anbelangt. Tobias Helbling, Head of Energy Consulting bei der ANYTHERM AG, legte in seinem Referat dar, wie Abwärme genutzt werden kann. Cordin Arpagaus, Senior Research Engineer an der Fachhochschule Ostschweiz (OST), zeigte, in welchen Bereichen Hochtemperatur-Wärmepumpen zur Anwendung kommen können. Und Jörg Jermann, Leiter Vertrieb & Service bei der Integrierte Wärme und Kraft AG (IWK), erläuterte die Vorteile der Wärmekraftkopplung.
Doch an der Fachtagung ging es nicht nur um rein technische Lösungen, sondern auch um Klimaschutzinitiativen wie etwa die Science Based Targets initiative (SBTi). Mit Holger Hoffmann-Riem, Projektleiter SBTi Go for Impact, und Philippe Goffin, Weisskopf Partner GmbH und Projektleiter SBTi bei der EnAW, erklärten gleich zwei Experten, wie Unternehmen von SBTi profitieren können. Und dann kam das Thema, das bei der letztjährigen Fachtagung im Zentrum gestanden hatte: die Sicherstellung der Energieversorgung im Winter. Dazu referierte Daniela Decurtins, Direktorin des Verbandes der Schweizerischen Gasindustrie (VSG). «Mein Puls war letztes Jahr etwas höher als heute», fasste sie die gegenwärtige Situation zusammen und zählte einige positive Signale auf, die derzeit gegen eine Mangellage sprechen. Aber komplett gebannt ist die Gefahr nach Decurtins’ Einschätzung nicht. Aus der angespannten Situation im vergangenen Jahr zog die VSG-Direktorin zudem eine wichtige Lehre: «Es ist nicht selbstverständlich, dass immer genügend Energie vorhanden ist.»
Bei Frank R. Ruepp aber schon. Der künftige EnAW-Geschäftsführer stellte sich im Anschluss an Decurtins’ Rede dem Publikum vor und hob dabei die Vorteile der EnAW hervor. Nach der obligaten Podiumsdiskussion erzählte dann der erfolgreiche Rennrollstuhlsportler Heinz Frei seine berührende Geschichte und verriet, wie er trotz seiner Querschnittslähmung den Glauben an sich selbst nicht verloren und dadurch unzählige Medaillen an den Paralympics gewonnen hatte.
Zum Abschluss holte Rudolf Minsch dann noch Erich Kalbermatter und Thomas Weisskopf auf die Bühne. Die beiden bisherigen Geschäftsführer der EnAW werden per Ende Jahr in Pension gehen. Ihnen gehörte der Schlussapplaus im Berner Kursaal. Und der EnAW-Regenschirm? Der wurde den Besucherinnen und Besuchern beim Ausgang geschenkt – als Erinnerung an diese spannende 22. Ausgabe der EnAW-Fachtagung.
Speziellen Dank gebührt Thomas Weisskopf und Erich A. Kalbermatter für das langjährige Engagement.
03.07.2024
Die Science Based Targets initiative (SBTi) ist eine internationale Klimaschutzinitiative und fordert Unternehmen zur Umsetzung von freiwilligen Klimazielen auf. Die sogenannten Science Based Targets spezifizieren, in welchem Ausmass und bis wann die Unternehmen ihre Treibhausgasemissionen senken müssten, um im Einklang mit dem Pariser Abkommen die globale Erwärmung auf 1.5 °C zu begrenzen.
Am 28. November in Bern bringt das INCITE Forum von EnergieSchweiz alle relevanten Akteure zusammen, die sich mit der Energieeffizienz von elektrischen Motoren und Antrieben beschäftigen.
Die Themenschwerpunkte des INCITE Forums 2023 sind:
Das Forum widmet sich allen von Elektromotoren angetriebenen Systemen in einem industriellen Betrieb oder in Dienstleistungsunternehmen. Dazu gehören insbesondere Pumpen, Ventilatoren und Kompressoren, aber auch Produktionsanlagen wie Werkzeugmaschinen und ihre Peripheriegeräte.
Wann & Wo
28. November 2023
Eventforum Bern
Fabrikstrasse 12
3012 Bern
Bis zu 80 Prozent des Stromverbrauchs in Industrieanlagen fällt bei elektrischen Motoren und Antrieben an. In Pumpen, Ventilatoren, Kompressoren, Werkzeugmaschinen usw. schlummert oft ein beträchtliches Einsparpotenzial von bis zu 50 Prozent.
INCITE zeigt Unternehmen auf, wie sie Antriebssysteme effizienter ausrichten und so dauerhaft ihre Stromkosten reduzieren können. Gleichzeitig bietet es auch die Möglichkeit, einen Beitrag zur Energiewende zu leisten.
Das BEATUS Wellness- und Spa Hotel in Merligen hat mit Unterstützung der EnAW seit Neuestem eine Seewasserwärmepumpe in Betrieb. Dadurch spart das Fünf-Sterne-Haus künftig viel Öl ein.
Das Hotel BEATUS in Merligen liegt direkt am Thunersee. (Bild: BEATUS Wellness- & Spa-Hotel)
Ein kleines Paradies: Das ist der erste Gedanke, der vom Kursschiff aus durch den Kopf schiesst, wenn dieses auf dem Thunersee am BEATUS vorbeifährt. Die Parkanlage des Hotels mit seinen Schatten spendenden Bäumen und den Liegestühlen lässt die Sehnsucht aufkommen, im Hotel einen Kurzaufenthalt zu buchen. Das Solbad im Freien verstärkt diese noch.
Das Solbad im Hotelpark hat allerdings einen Nachteil: Viel Energie ist notwendig, um die Wassertemperatur konstant bei 35 Grad zu halten. Bis zum Frühling dieses Jahres stammte die Energie fürs ganze Haus (Warmwasser und Heizung) dazu aus Erdöl. «Wir haben pro Jahr 270 000 Liter Erdöl verbraucht», so Philippe Baud, Generaldirektor des BEATUS, das zur HLS Hotel & Spa AG gehört. Der CO2-Ausstoss belief sich auf 720 Tonnen pro Jahr.
Damals in den 1960er-Jahren, als das Traditionshaus gebaut wurde, waren Ölheizungen üblich. Doch in den vergangenen Jahren sei der Druck, vom Öl wegzukommen, immer grösser geworden, sagt Baud. Im Jahr 2016 hat die Hotelleitung erstmals eine Analyse durch EnAW-Berater Andreas Santschi durchführen lassen. Zwei Jahre später ist sie auf Seewärme als Alternative fürs Erdöl gestossen. «Da wir massive Betonwände haben, hätte zum Beispiel eine Wärmedämmung wenig Sinn ergeben», erklärt Baud. Und Fernwärme, wie sie im Schwesterhotel ERMITAGE Wellness- und Spa Hotel in Gstaad-Schönried zum Einsatz kommt, ist in Merligen nicht vorgesehen. Auch Erdwärme sei zur Debatte gestanden. «Aber wir hätten bis zu 20 Löcher bohren müssen», argumentiert Baud. «Und das hätte wegen des lockeren Gesteins und der unmittelbaren Seenähe heikel werden können.»
Was also tun? «Wir haben uns gesagt: Wenn wir schon direkt am See gelegen sind, warum ihn nicht nutzen?», so Baud. Im September 2021 hat die Hotelleitung die konkrete Umsetzung an die Hand genommen, im März 2022 wurden die ersten Leitungen verlegt. Und jetzt sind die beiden Seewasserwärmepumpen in Betrieb. Sie leisten 550 Kilowatt. Zusätzliche 20 Prozent Leistung sind Reserve. «Die Seewasserwärmepumpe könnte wohl auch an ganz kalten Tagen ihren Dienst verrichten», sagt Baud. Dennoch hat er zur Sicherheit die alte Ölheizung durch eine neue ersetzt. Diese soll aber nur im Notfall zum Einsatz kommen. Die Seewasserwärmepumpen kühlen zusätzlich kostenlos (als Abfallprodukt) unter anderem den Restaurationsbetrieb und die Küche.
Die Investitionen für die Seewasserwärmepumpe belaufen sich auf 2.4 Millionen Franken, wobei 430 000 Franken davon aus der CO2-Rückerstattung stammen. «Wir haben aber alles selber bezahlt und bekamen keine Subventionen», sagt Baud. Er empfand aber nicht nur die hohe Investition als Herausforderung. «Auch die Bewilligungsverfahren sind nicht ganz einfach gewesen, da es sich um ein einzigartiges Projekt handelt», so Baud. Dafür sei die Zusammenarbeit mit der Gemeinde Sigriswil sehr gut gewesen. «Sie war sehr proaktiv.»
Eine weitere Herausforderung: der Strom. «Wir hatten plötzlich zu wenig Strom», erzählt Baud. «Daher mussten wir eine Trafostation einbauen.» Kostenpunkt: nochmals 350 000 Franken. «Das ist dann halt einfach so, da kann man nichts machen», sagt Baud und zuckt mit den Schultern.
Als zusätzliche Massnahme könnte sich Baud vorstellen, in dem Hotel dereinst eine Photovoltaikanlage einzubauen. «Das Beatus ist mit seiner Südwestlage für PV prädestiniert», sagt er. Die PV-Module will er auf dem Dach anbringen oder an der Fassade. «Bei diesen Strompreisen würde sich das lohnen», argumentiert Baud. Eine Anlage, wie im BEATUS im ERMITAGE ist für Baud schwierig umzusetzen. «Wir haben im ERMITAGE kein Dach in Richtung Süden», sagt er. «Zudem sind die Auflagen im Saanenland sehr streng.»
Trotz Auflagen: Baud ist pragmatisch. «Die Frage ist ja, ob man nur die Probleme oder auch die Möglichkeiten sieht», sagt er. «Was kann man mit einer Massnahme herausholen? Das ist die Herausforderung.»
03.07.2024
Die Druckerei Vögeli AG aus Langnau im Kanton Bern hat seit Juni 2015 rund 800 000 Kilowattstunden Energie eingespart – mit Unterstützung der EnAW. Doch das reicht den ehrgeizigen Geschäftsführern nicht. Sie stehen vor der Umsetzung weiterer Sparmassnahmen.
Die Vögeli AG hat schon 2009 damit begonnen, auf Ökostrom umzustellen.
Wieder einmal steht bei der Druckerei Vögeli in Langnau eine Energiesparmassnahme an. Diesmal betrifft sie die Druckluft-Kompressoren, die Anfang des Jahres ersetzt wurden, weil sie an ihr Lebensende gelangt waren. Auf den neuen Kompressoren lässt das Unternehmen eine Wärmerückgewinnung installieren, was eine zusätzliche Energieeinsparung bringt. «Wir mussten mit dem Umsetzen dieser Massnahme warten, da die alten Kompressoren noch funktionierten», sagt Markus Vögeli, der die Vögeli AG zusammen mit seinem Bruder in vierter Generation führt. «Aber jetzt können wir sie angehen.»
Der Ersatz der Kompressoren ist eine von insgesamt neun EnAW-Massnahmen, welche die Vögeli AG mit ihren 50 Mitarbeitenden entweder geplant oder schon realisiert hat. Läuft alles nach Plan, dürfte der neue Kompressor dem Unternehmen rund 19 000 Kilowattstunden einsparen. Die bisher wichtigste Massnahme bleibt jedoch der Umstieg auf Ökostrom, den die Druckerei bereits 2009 in Angriff genommen hat. «Die Massnahme war einfach umzusetzen», so Markus Vögeli und fügt hinzu, dass die seit dem Ukraine-Konflikt gestiegenen Strompreise keinen Einfluss auf eine allfällige künftige Weiterführung der Massnahme hätten. «Wir haben langfristige Verträge mit unserer Energieversorgerin, der BKW», sagt Vögeli. Der Bezug von Ökostrom sei angesichts der geopolitischen Lage sogar ein Vorteil: «Wir brauchen zum Glück keine Energie aus Russland, bei der die Preisschwankungen noch viel stärker sind.»
Einige Massnahmen liegen noch weiter zurück, etwa der Verschluss eines alten Lüftungsrohrs, durch den sich der Wärmeverlust reduziert, oder der Einbau einer Thermostatventilsperrung bei der Kühlung. Schon vor Längerem hat die Vögeli AG zudem eine Klimaanlage für ihr ganzes Gebäude einbauen lassen. Dieses wird nun mit Grundwasser gekühlt und spart im Vergleich zu einer herkömmlichen Anlage 96 Prozent Strom ein. Darüber hinaus sorgt sie dafür, dass bei einem grossen Teil der Maschinen die Wärme zurückgeholt wird. Beim Rest wird die Wärme abgeführt und gespeichert. «Damit sind wir von einem Tag auf den anderen fossilfrei geworden», so Vögeli. Auch eine Photovoltaikanlage haben die Verantwortlichen auf dem Dach des Gebäudes installiert.
Doch nicht nur beim Energieverbrauch zeigt sich die Vögeli AG nachhaltig. Auch bei den Produktionsprozessen achtet das Unternehmen darauf, Im Einklang mit der Natur zu produzieren. Dazu hat es 2016 das Cradle-to-Cradle-Verfahren eingeführt. Dieses verwendet beim Drucken nur Substanzen, die wieder in den biologischen Kreislauf gelangen können. Der grosse Unterschied zu herkömmlichen Druckverfahren: Auch die Reststoffe, die nicht für Recyclingpapier genutzt werden, können als Ressource zurück in die Natur fliessen. Zudem ist Recyclingpapier aus Cradle to Cradle Druckprodukten nicht kontaminiert mit schädlichen Stoffen, wie das bei herkömmlichen hergestellten Produkten der Fall ist.Insgesamt ist das Engagement der Vögeli AG im vergangenen Jahr auf kantonaler Ebene gewürdigt worden. Die aeebern hat das Unternehmen mit dem Berner Unternehmenspreis Klima + Energie ausgezeichnet. Dieser wird Firmen verliehen, die sich durch besondere Bemühungen betreffend Nachhaltigkeit und Energieeffizienz hervorheben.
Künftig will die Vögeli AG, die im vergangenen Jahr sein 111-jähriges Jubiläum gefeiert hat, weiterhin in die Nachhaltigkeit investieren. Ein weiteres Ziel: das Unternehmen fit zu halten. «Mein Bruder und ich führen unsere Firma nicht primär, um Geld zu verdienen. Wir investieren das Geld vor allem wieder in die Firma», sagt Vögeli. «Für uns beide stimmt es so. Und es soll auch für die nächste Generation stimmen.» Nachhaltigkeit also auch auf menschlicher Ebene.
03.07.2024