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Fachtagung

Fachtagung 2024 an der Energy Week der ETH

07.11.2024

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Die 23. EnAW-Fachtagung fand an der ETH Zürich statt. In einem vollen Hörsaal mit rund 400 Teilnehmenden kamen die neuesten Ergebnisse aus der Forschung zur Sprache, der Spass an der Sache, aber auch die Sorge um die wachsenden Regulierungen.

Viel Innovation, noch mehr Regulation

«Das für 2050 gesetzte Netto-Null-Ziel ist nur mit gescheiten, pragmatischen Lösungen zu erreichen – genau solche erwarten die Mitglieder von uns», sagte EnAW-Präsident Rudolf Minsch zur Einleitung, und er fügte hinzu: «Wir brauchen Flexibilität, damit wir den Job gut machen können.» Diese Aussage sollte nicht der letzte Hinweis auf die wuchernden Regulierungen bleiben.

Dabei gab es auch sehr gute Nachrichten: So berichtete Jean-Philippe Kohl, Vizedirektor der Swissmem, dass die Schweizer Tech-Branche den CO2-Ausstoss seit 1990 bereits um 55 Prozent reduziert hat. Allein im Jahr 2023 reduzierten die mittlerweile 4764 EnAW-Teilnehmenden 818 537 Tonnen CO2 und über 5 Millionen Megawattstunden Energie, wie EnAW-Geschäftsführer Frank R. Ruepp feststellte.

Trotzdem liessen die Redner keine Zweifel daran, dass die Energiewende einer Herkulesaufgabe gleichkommt. Die Industrieunternehmen, die weiterhin 37 Prozent ihrer Energie aus fossilen Quellen beziehen, haben riesige Investitionen zu schultern. Gleichzeitig muss sich nicht nur die exportabhängigen Branchen mit einem «regulatorischen Tsunami» aus der EU und einem «Förderdschungel» im Inland arrangieren, ohne dabei die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren. Weitere Belastungen entstehen unter anderem durch die steigenden Anforderungen an die Cybersicherheit, an die Nachhaltigkeitsberichterstattung oder durch steigende Energiepreise.

Roger Steiger, Head of Technological Services der SFS Group, liess sich die Zuversicht nicht nehmen. «Der Fokus auf Technologie macht Spass. Aber er wäre noch grösser, wenn wir weniger Regulierungen hätten.» Urs Furrer, der neue Vize-Präsident der EnAW meinte lakonisch: «Wenn es die EnAW nicht gäbe, wäre der Einfluss des Staates noch viel grösser.»

Es braucht Mut, aber auch Spass

Das Nachtmittagsprogramm stand – getreu dem Veranstaltungsort – im Zeichen der Wissenschaft. Christian Schaffner, Direktor des ETH Energy Science Centers zeichnete anhand von Modellrechnungen ein sehr greifbares Bild vom Umbau der Energieversorgung, in der er auch für die Schweizer Wirtschaft eine grosse Chance sieht. Stefan Bertsch, Leiter Institut für Energiesysteme OST, erklärte, wie Industrieunternehmen dank einer konsequenten Datenerhebung für sich optimale Lösungen finden können.

Tobias Schmidt, Leiter Institute of Science Technology and Policy ETH, führte aus, warum längerfristig auch in der Industrie die meisten Emissionen vermeidbar sind und DACCS (Direct Air Carbon Capture and Storage) sehr bedeutsam werden könnte. Sehr einfach umsetzbare Tipps für klimaschonendes Bauen bot Guillaume Habert, ETH-Professor für Bau, Umwelt und Geomatik. Häufig sind Renovationen CO2-effizienter als Neubauten.

Wie umfassend das Thema Netto-Null 2050 im Alltag bewegt, war auch an der Breite und Intensität der Podiumsdiskussionen zu erkennen, die Sonja Hasler gekonnt moderierte. Zur Sprache kamen neben höheren Energiepreisen und bürokratischen Hürden für klimaschonende Investitionen das ungeklärte Verhältnis mit der EU, mit der die Schweiz «technisch verheiratet» ist. Weiter bereitet Sorge, dass die guten Leistungen der Wirtschaft im Klima- und Umweltschutz in der Bevölkerung nicht genügend wahrgenommen werden.

Eine nachdenklich stimmende aber unterhaltsame Tageszusammenfassung lieferte der Philosoph und Publizist Ludwig Hasler. Der Aufstieg der Schweiz habe einst mit der für unmöglich gehaltenen Überwindung der Berge begonnen, mit dem Bau von Tunneln und Brücken. Für den Fortschritt braucht es Mut, aber auch Spass an der Sache: «Wir sind wie Sisyphos unterwegs, aber im eigenen Auftrag» (frei nach Albert Camus).

Zum Abschied bekamen die Besucherinnen und Besucher eine Reiseapotheke geschenkt. Sie steht laut Geschäftsführer Frank Ruepp symbolisch für die Vision der EnAW, ihren Mitgliedern ein verlässlicher Partner in der Bewältigung der Energiewende zu sein: «Schliesslich geht es darum, für alle Fälle bereit zu sein.»

Aussagen, die es auf den Punkt brachten

«Wir brauchen Flexibilität, damit wir den Job gut machen können.» Prof. Dr. Rudolf Minsch

«Die Suffizienz ist eine Verarmungsstrategie und politisch nicht umsetzbar. Wir setzen voll auf Technologie.» Dr. Jean-Philippe Kohl

«Der Fokus auf Technologie macht Spass – sogar noch mehr, wenn wir weniger Regulierungen hätten.» Roger Steiger

«Mit jeder Investition werden wir energieeffizienter und nachhaltiger» Frank R. Ruepp

«Wenn es die EnAW nicht gäbe, wäre der Einfluss des Staates noch viel grösser.» Urs Furrer

«Eine in Europa integrierte Schweiz ist für die Versorgungssicherheit am besten.» Dr. Christian Schaffner

«Es gibt nicht nur eine einzige richtige Lösung.» Prof. Stefan Bertsch

«Es gibt gar nicht so viele wirklich schwer zu vermeidende Emissionen.» Prof. Dr. Tobias Schmidt

«Wir müssen Gebäude durch eine CO2-Linse und nicht mehr durch eine Energielinse betrachten». Prof. Dr. Guillaume Habert

«Wer keine Veränderung will, will eigentlich keine Zukunft, sondern eine Fristerstreckung für die Gegenwart.» Ludwig Hasler

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