EnAW-Beraterin Beatrice Schaffner hat sich darauf spezialisiert, Gemeindeverwaltungen in Bezug auf deren Energieverbrauch zu beraten. Ihr Fazit: Die Einbindung aller Beteiligten ist für grössere Vorhaben entscheidend.
Lüftungen in Hallenbädern oder Mehrzweckhallen, Heizungen in Liegenschaften, die öffentliche Beleuchtung – der Energieverbrauch von Gemeinden ist vielfältig. Das weiss Beatrice Schaffner aus ihrer langjährigen Erfahrung. Die EnAW-Beraterin erarbeitet mit ihrer Firma Schaffner Smart Solutions AG seit über 20 Jahren Strategien für Nachhaltigkeit, Ressourcenmanagement und Prozessoptimierung. Ebenso vielfältig wie der Energieverbrauch ist die Problematik für Gemeinden, an den richtigen Schrauben zu drehen. «Die Gemeinden wollen Energie sparen, wissen aber oft nicht, wie sie das anpacken sollen», so Schaffner. Hinzu komme, dass die Gemeinden unter Druck stünden. «Sie müssen einerseits Budgetvorgaben einhalten, andererseits werden Investitionen in erneuerbare Energieversorgungen und in Klimaschutz erwartet», sagt Schaffner. «Drittens wird das Umfeld mit E-Ladestationen, Wärmepumpen und Stromeinspeisungen und den vielen beteiligten Akteuren immer komplexer: Eine Gemeinde kann zum Beispiel in eine PV-Anlage investieren und den Strom an einen Energieversorger verkaufen. Oder sie kann den PV-Strom Strom an E-Ladestationen verkaufen, den Überschussstrom selbst brauchen, in Batterien speichern oder an den Energieversorger verkaufen.» Eine Gemeinde könne auch eine Wärmepumpe mit Strom ab der PV-Anlage und ab Netz betreiben. «Das Dach kann ebenfalls an einen Energieversorger vermietet werden, der in die PV-Anlage investiert und den Strom selbst verkauft», so Schaffner. «Es gibt eine Vielzahl an Varianten und Kombinationen. Es müssen technische, regulatorische und wirtschaftliche Aspekte berücksichtigt werden. Hier gilt es, das Optimum zu finden, damit der Steuerfranken optimal eingesetzt wird.»
Laut Schaffner verbrauchen die Gemeinden die meiste Energie für ihre Gebäudeheizungen. «Viele Gemeindeliegenschaften vor allem in kleineren Gemeinden stammen aus den 1970er-Jahren, sind schlecht isoliert und brauchen viel Heizenergie», erläutert die Energieberaterin. Lüftungen seien ebenfalls grosse Energieverbraucher, die man allerdings einfacher optimieren könne. «Der Verbrauch für die öffentliche Beleuchtung hingegen ist eher untergeordnet, aber gut sichtbar», sagt Schaffner. «Hier ist vor allem wichtig, dass beim Ersatz mit LED-Leuchten insektenfreundliche Leuchtmittel gewählt werden und somit der Biodiversität Rechnung getragen wird.»
Gemeinden machen heute schon viel
Eine Hürde für die Reduktion des Energieverbrauchs sei oft die Finanzierung, so Schaffner. «Kleinere kostengünstige Massnahmen fallen in der Regel in die Kompetenz der Gemeindeverwaltung und werden sofort umgesetzt. Darunter fallen Betriebsoptimierungen oder auch der Ersatz von älteren Leuchtmitteln durch LED.» Grössere Vorhaben wie energetische Sanierungen oder Heizungsersatz müssten dagegen durch die Legislative (Gemeindeversammlung oder -parlament) beschlossen werden. Hier sei eine gute Vorbereitung des Geschäfts entscheidend, sagt Schaffner: «Als ehemalige Gemeinde- und Kantonsrätin durfte ich immer wieder miterleben, wie wichtig neben der Qualität des Projekts die Einbindung der verschiedenen Interessengruppen für einen Erfolg ist.» Viele Gemeinden übernähmen zusammen mit den Ortsbürgergemeinden als Waldbesitzer und dem lokalen Energieversorger eine Vorreiterrolle, indem sie die Gemeindeliegenschaften und Quartiere mit Fernwärme versorgten. «Je nach Konstellation können solche Vorhaben schnell umgesetzt werden», sagt Schaffner. Zahlreiche Gemeinden täten bereits heute viel für die Energieeffizienz und den Klimaschutz, was allerdings häufig nicht gross kommuniziert werde.
Gesamtgesellschaftlich betrachtet sieht Schaffner sowohl positive als auch negative Signale. Zwar sei die Energieeffizienz in den vergangenen zwei Jahrzehnten massiv gesteigert worden. Ebenso sei das Heizen mit Wärmepumpen, Biomasse oder Fernwärmeweit verbreitet. «Andererseits hat parallel dazu der Konsum zugenommen», gibt Schaffner zu bedenken. «Wir wissen also, wo wir als Gesellschaft in den nächsten 20 Jahren ansetzen müssen», so Schaffners Fazit.
Beatrice Schaffner ist EnAW-
Beraterin, Gründerin/CEO von Schaffner Smart Solutions AG und erarbeitet seit über 20 Jahren Strategien für Nachhaltigkeit, Ressourcenmanagement und Prozessoptimierung.
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07.11.2024