Die EnAW gratuliert den SBB zum Watt d’Or in der Kategorie Energietechnologien. Eine selbst entwickelte Lastmanagement-Software ermöglicht, dass die SBB bis 2023 mindestens 70 Megawatt, das entspricht dem Leistungsbedarf von rund 150 000 Haushalten, flexibel steuern und so das Zusammenspiel mit der Stromproduktion optimieren können. Mit dem Watt d’Or würdigt das Bundesamt für Energie das Engagement der Wirtschaft im Energiebereich.
03.07.2024
Ob Transport oder Treibstoff – die grösste Agrargenossenschaft der Schweiz, fenaco, sucht gemeinsam mit der EnAW nach zukunftsweisenden Lösungen für ein klimafreundliches Geschäftsmodell. Wohin geht die Fahrt?
Herausforderung ist beim Wasserstoff heute noch die Verfügbarkeit – als Teil eines schweizweiten Pilotprojektes forcieren Daniel Bischof (rechts), Vorsitzender der Geschäftsleitung der AGROLA AG, und Otti Häfliger (links), Vorsitzender der Geschäftsleitung der TRAVECO Transporte AG, das Thema Wasserstoff.
H2, der Kraftstoff der Zukunft? Das Pionierprojekt H2-Tankstelle und -Lastwagen ist ein wesentlicher Bestandteil für den Aufbau eines kommerziellen Kreislaufs für grünen Wasserstoff in der Schweiz.
Innovationen sind ein Bündnis mit der Zukunft. Weil die industrielle Revolution die Schweizer Bauernfamilien vor über 150 Jahren zum Umdenken, zur Reorganisation zwang, schlossen sie sich in Agrargenossenschaften zusammen. Ihr Credo: wirtschaftliche Selbsthilfe. Nach diesem bewährten Prinzip agiert die grösste Schweizer Agrargenossenschaft, fenaco, auch heute noch. Ihr Genossenschaftszweck besteht darin, die Schweizer Landwirtinnen und Landwirte bei der wirtschaftlichen Entwicklung ihrer Unternehmen zu unterstützen. Über 80 Tochterfirmen gehören der 1993 gegründeten Agrargenossenschaft mittlerweile an. Darunter verschiedene Futtermittelhersteller, der Mostproduzent Ramseier, der Detailhändler Volg, das Transportunternehmen TRAVECO, die Energiedienstleisterin AGROLA – und natürlich die LANDI-Läden.
Wer über 80 Unternehmen und knapp 11 000 Mitarbeitende an 230 Standorten unter einem Dach vereint, muss nicht nur die Zeichen der Zeit zu deuten wissen, sondern auch selbst Innovationen anstossen. Heute heisst die Herausforderung Klimawandel, die langfristige Lösung Dekarbonisierung. Dafür sind kreative Massnahmen gefragt. Massnahmen, die die fenaco und ihre Tochterunternehmen gemeinsam mit Bund und Kantonen mithilfe der EnAW in vier Zielvereinbarungen mit 225 aktiven Erfassungseinheiten festlegen. Diese umfassen neben einer grossen Zahl an Energieoptimierungsmassnahmen auch Investitionen in erneuerbare Energietechnologien und ökologischen Treibstoff.
Dabei sei wichtig, gerade für ein ambitioniertes Ziel wie Netto-Null bis 2050, dass bei der Planung der Massnahmen der Zeithorizont erweitert wird, so EnAW-Berater und Geschäftsleitungsmitglied Erich Kalbermatter. Das weiss auch Anita Schwegler. Sie leitet den Bereich «Nachhaltigkeit und Umwelt» bei fenaco und erarbeitet und koordiniert gemeinsam mit ihrem Team nicht nur den Nachhaltigkeitsbericht und das gesamte CO2-Management, sondern berät auch die ganze Gruppe in Sachen Energieeffizienz und CO2-Neutralität. Ihr Ziel dabei: Wissen multiplizieren und Impulse geben, zentral in der Gruppe. Dafür hat sie mit ihrem siebenköpfigen Team auch ein innovatives Schulungskonzept für alle Hierarchiestufen und verschiedene Branchen auf den Weg gebracht. Bis heute haben gut 500 Mitarbeitende diese Energieeffizienz-Kurse besucht.
«Was kann man besser machen? Was kann man anders machen?», das versuchen Schwegler und ihr Team zu beantworten. «Dazu gehört auch ein Zukunftsradar, um Trends und Innovationen zu erfassen», so Schwegler, und «um den Puls der Zeit zu fühlen». Angesagt sind Themen wie Energieeffizienz, nachhaltige Agrarproduktion sowie Innovation und Forschung in der Landwirtschaftsgruppe, was auch der jüngste Nachhaltigkeitsbericht deutlich macht. In der Fachgruppe «Klimaschutz Landwirtschaft» zum Beispiel hat fenaco ein methanhemmendes Futtermittel entwickelt, anderorts ist ein Pflicht-Tool für alle fenaco-Betriebe im Einsatz, das Lebensenergiekosten für Neuanschaffungen oder Ersatzinvestitionen berechnet.
Diese Massnahmen sind direkte Ergebnisse der Nachhaltigkeitsstrategie, in deren Rahmen die fenaco 14 Nachhaltigkeitsziele in den drei Bereichen «Ökonomie», «Soziales» und «Ökologie» definiert hat. An diesen orientieren sich auch die geschäftlichen Entscheidungen. Dazu gehört die Erhöhung des Frauenanteils auf Kaderstufe genauso wie weniger Foodwaste in den einzelnen Tochterunternehmen oder eben die Reduktion von CO2-Emissionen. Auch werden Mitarbeitende mit dem Programm «Fit für die Zukunft» in Sachen Nachhaltigkeit geschult. Messbarkeit und Dialog, betont Schwegler, seien hier besonders wichtig. Das heisst, Ziele müssen terminlich festgelegt und überprüfbar sein. Ein beidseitiger Dialog über alle Hierarchiestufen hinweg ermöglicht zudem, allerorts und ohne Scheuklappen Optimierungspotenzial zu eruieren.
Arbeit gibt es genug: «Landwirtschaft im Allgemeinen und produzierende Betriebe im Besonderen sind energieintensiv», sagt Erich Kalbermatter. Der EnAW-Berater findet im Gespräch viel Lob für die Bemühungen von fenaco, die bestrebt ist, vor allem in den Bereichen Mobilität und Energie mutig voranzugehen.
Es ist unser Anspruch, dass wir frühzeitig auf die aktuellen Mobilitätstrends reagieren können.
Daniel Bischof, Vorsitzender der Geschäftsleitung der AGROLA und Leiter Departement Energie der fenaco
«Früher war es das Pferd, das Hafer fras. Dann kam das mit Diesel betriebene Automobil», sagt Daniel Bischof, Vorsitzender der Geschäftsleitung der fenaco-Tochter AGROLA. Und heute? Längst wurden Pferde durch den Diesel-LKW ersetzt. Doch im Transportwesen darf naturgemäss nichts stillstehen, wie ein Blick hinter die Kulissen von TRAVECO, dem Logistikunternehmen der fenaco, zeigt.
Heute bewegt TRAVECO als eines der grösseren Logistikunternehmen der Schweiz jährlich an die drei Millionen Tonnen verschiedenster Waren durchs Land – ob Lebensmittel, Getränke, Brenn- und Treibstoffe oder Schüttgüter. Als Tochter der fenaco-Genossenschaft ist der Dienstleister auf Transporte entlang der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette spezialisiert. Rund 500 Fahrerinnen und Fahrer sind täglich Tag und Nacht im Schichtbetrieb mit den 350 auffällig grünen Camions unterwegs und legen über 20 Millionen Kilometer zurück, sowohl für Kunden aus der fenaco-LANDI-Gruppe als auch für Drittfirmen. Und auch Logistik als klassische Dienstleistung wird angeboten.
Für Otti Häfliger, Vorsitzender der Geschäftsleitung von TRAVECO, war Nachhaltigkeit seit jeher ein wichtiges Thema. «Es ist uns stets sehr wichtig, dass wir für die Güter, die wir transportieren, möglichst wenig Energie benötigen.» Dafür setze das Unternehmen auf die neusten EURO6-Fahrzeuge, die wirtschaftlich und effizient sind. Auch der digitale Fuhrauftrag, welcher dem Fahrpersonal direkt per App aufs Smartphone übermittelt wird, unterstützt die Nachhaltigkeit von TRAVECO. Eine spezielle Software bewertet zudem, wie sparsam die Fahrer unterwegs sind. Häfliger hält fest: «Wir haben festgelegt, dass wir bis im Jahr 2050 CO2-neutral unterwegs sein werden. Mit der ganzen Flotte. Das geht natürlich nur mit alternativen Energien wie zum Beispiel Wasserstoff.»
Besonders stolz ist der Geschäftsführer deshalb auf sein neustes Pferd im Stall. Einen der weltweit ersten serienmässig produzierten Wasserstoff-Lastwagen. Der Zweiachser-Camion von Hyundai ist seit 2020 fest in Betrieb. TRAVECO beliefert damit die Volg-Läden und TopShop-Verkaufsstellen in der Nordwest- und Zentralschweiz mit Frischprodukten.
Wenn das Pferd das Transportmittel ist, dann ist AGROLA die Lieferantin, die den Hafer, den Kraftstoff, zum Pferd bringt. Und dabei bedeutet Kraftstoff im wahrsten Sinne des Wortes Treibstoff, denn AGROLA ist die zweitgrösste Tankstellenanbieterin der Schweiz und verfügt über ein flächendeckendes Netz mit über 400 Standorten. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die meisten Personen, wenn sie «AGROLA» hören, zuerst das Bild einer Tankstelle im Kopf haben.
Tatsächlich macht der Handel mit Brennund Treibstoffen einen grossen Anteil des Unternehmens aus – Benzine, (Bio-)Diesel, Heizöle und Holz-Pellets werden in der ganzen Schweiz vertrieben. Auch bei der Erschliessung alternativer Energiequellen spielt AGROLA eine massgebende Rolle. So liefert die fenaco-Tochter mit Hauptsitz in Winterthur auch Strom, baut Fotovoltaikanlagen und bietet mit Ladestationen für Elektrofahrzeuge und Wasserstofftankstellen Lösungen für eine nachhaltige Mobilität an. Seit 2017 beliefert AGROLA die gesamte fenaco LANDI-Gruppe mit Strom, seit 2019 auch Drittkunden. Allein im letzten Jahr wurden mit den eigenen Fotovoltaikanlagen 10.5 Millionen Kilowattstunden erneuerbare Energie produziert. Mittlerweile deckt der Anteil Fotovoltaik acht Prozent vom Gesamtstromverbrauch der fenaco. «Wir sind ein innovatives und ambitioniertes Unternehmen», sagt Bischof. Das zieht sich durch alle Bereiche – eben auch durch den Bereich Mobilität.
In Zofingen im Aargau kann der Hafer 2.0 schon getankt werden. Hier befindet sich seit Herbst 2020 die schweizweit erste Tankstelle, die sowohl fossile Treibstoffe als auch Lade- bzw. Tankmöglichkeiten für die Elektro- und Wasserstoffmobilität anbietet – alles ganz nachhaltig: Solarmodule auf der Dachfläche der Tankstelle produzieren den Strom für die Schnellladestation für E-Fahrzeuge und die Zapfsäule neben den fossilen Brennern spuckt «grünen», das heisst mittels Wasserkraft produzierten Wasserstoff aus. Ein entscheidender Aspekt, wie Bischof betont, denn nur «grüner» Wasserstoff werde zu 100 Prozent aus erneuerbarer Energie gewonnen und sei dadurch CO2-neutral. Ein Meilenstein auf dem Weg hin zu einer emissionsfreien Mobilität.
Die ganze Welt redet von E-Mobilität und TRAVECO und AGROLA setzen auf Wasserstoff – das wirft Fragen auf. Für Bischof gibt es kein Entweder-oder, denn AGROLA und die LANDI, mit denen eine verbindliche Partnerschaft besteht, spielen die beiden Technologien nicht gegeneinander aus: «Für uns stand immer ausser Frage, dass wir – gemeinsam mit der LANDI – neben Ladestationen für die E-Mobilität auch Wasserstoff als alternativen Treibstoff anbieten. Wasserstoff bietet alle Voraussetzungen, um die CO2-Emissionen im Strassenverkehr nachhaltig zu reduzieren und so die Energiewende zu fördern.» Denn mit Wasserstoff betriebene Fahrzeuge setzen als «Abgas» lediglich etwas Wasserdampf frei. Das macht sie zur umweltfreundlichen Alternative im Strassenverkehr, sofern der bezogene Wasserstoff ausschliesslich mit erneuerbaren Energien produziert wird – wie bei AGROLA. Auch Häfliger bestätigt: «Ich persönlich bin davon überzeugt, dass Wasserstoff ein wichtiger Energieträger der Zukunft sein wird.»
Der limitierende Faktor beim Wasserstoff sei die Wirtschaftlichkeit. Allein die Treibstoff- und Energiekosten seien mit fast 90 Franken auf 100 Kilometer ungefähr doppelt so hoch wie bei den fossilen Alternativen. Zudem gebe es noch zu wenige H2-Fahrzeuge und H2-Tankstellen – das Angebot bestimme die Nachfrage, darin sind sich Kalbermatter und Bischof einig. Auf der einen Seite brauche es Transporteure wie TRAVECO, die den Mut hätten, die neuen Technologien einzusetzen. Und auf der anderen Seite natürlich auch Investoren für solche Tankstellen. Als Gründungsmitglieder des Fördervereins «H2 Mobilität Schweiz» beteiligen sich fenaco und AGROLA aktiv am Aufbau einer flächendeckenden H2-Infrastruktur. Und zwar bisher ohne öffentliche Gelder.
Natürlich geben auch Schlagworte wie Klimakrise oder Energiewende dem Thema neuen Aufschwung, aber für Kalbermatter zeugt der Schritt von Innovationsgeist: «Es zeigt, dass die fenaco-Genossenschaft bereit ist, etwas Neues zu wagen, etwas auszuprobieren, von dem man den Ausgang noch nicht kennt.» Mut, der belohnt wird: Das Bundesamt für Energie hat das Projekt «Ein Kreislauf für erneuerbaren Wasserstoff im Schwerverkehr» mit dem Watt d’Or 2021 ausgezeichnet. «Das ist eine Auszeichnung für die ganze Gruppe», sagt Bischof: «Darauf sind wir stolz. Auch als AGROLA und natürlich auch als TRAVECO, die mit diesen Lastwagen Volg-Läden CO2-neutral beliefert. So ist der Kreislauf geschlossen.»
Die Blicke hinter die Kulissen der beiden fenaco-Tochterunternehmen TRAVECO und AGROLA zeigen: Nachhaltigkeit liegt im ureigenen Interesse der Agrargenossenschaft. «Ohne Nachhaltigkeit haben wir irgendwann keine Grundlage mehr für gesunde und natürliche Ressourcen, wie zum Beispiel Luft, Boden, Wasser», erklärt die Leiterin für Nachhaltigkeit und Umwelt, Anita Schwegler. «Und ohne gesunde Lebensgrundlage ist auch kein nachhaltiges Wirtschaften möglich.» Fest steht: Die fenaco hat sich zum Ziel gesetzt, beides – Ökologie und Wirtschaft – zu verknüpfen. Ein Bündnis mit der Zukunft. Mindestens für die nächsten 150 Jahre.
03.07.2024
Ist auch in Sachen Energieoptimierung pünktlich: Die SBB stellt mit Innovationswillen, grossen Ambitionen und Pioniergeist die Weichen für eine energieeffiziente Zukunft.
Effiziente Reparaturstätte: In Zürich-Altstetten werden sowohl Züge als auch das Energie-Management auf Vordermann gebracht.
Ganze 3228 Kilometer betriebene Strecken, 793 Bahnhöfe und Haltestellen und 10 708 Züge pro Tag. Seit 1902 verbindet die SBB die ganze Schweiz und chauffiert täglich rund 1.25 Millionen Reisende zuverlässig von A nach B – ein energieintensives Geschäft. Doch die öffentlich-rechtliche Eisenbahngesellschaft steigt gerade deshalb nicht nur auf den Nachhaltigkeitszug auf, sondern zieht ihn als Energie-Vorbild massgeblich mit.
Ob als Pendler oder Freizeit-Bähnler – die berühmte Uhr am Zürcher Hauptbahnhof verbindet wohl jeder mit Schweizer Pünktlichkeit und der SBB. Was die Wenigsten wissen? Die SBB ist auch in Sachen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz pünktlich. So trägt sie gemeinsam mit anderen bundesnahen Unternehmen im Rahmen der Initiative Energie-Vorbild (VBE) die Energiestrategie 2050 mit: Durch Innovation und ambitionierte Beiträge sollen die Energieeffizienz gesteigert und erneuerbare Energien ausgebaut werden. Hinzu kommen unternehmensspezifische Massnahmen, die jeder Akteur individuell festlegt. Die SBB hat dafür 2012 ein eigenes Energiesparprogramm gestartet, mit dem bis 2025 jährlich 600 Gigawattstunden Energie eingespart werden sollen. Ein ambitioniertes Ziel, entsprechen die geplanten Einsparungen rund 20 Prozent des Energieverbrauches der SBB oder dem Stromverbrauch von rund 150 000 Haushalten. Doch die SBB hält auch diesen Fahrplan ein: 2018 hat sie bereits die Hälfte ihres Ziels erreicht. Dies dank grossem Engagement und erfolgreicher Zusammenarbeit der Mitarbeitenden. Ohne Zugpferde, die die energetischen Anstrengungen über alle Divisionen hinweg zusammenhalten, geht es allerdings nicht. Als Fachspezialist für Energieeffizienz und Teilprogrammleiter «neue erneuerbare Energien» ist Marcel Reinhard eines von ihnen. Innerhalb des gesamten Konzerns tätig, koordiniert das Team Energieeffizienz alle übergreifenden Tätigkeiten im Rahmen des Energiesparprogramms. «Dieses reicht von Rollmaterial, Infrastrukturanlagen und Gebäuden über nachhaltige Beschaffung bis hin zur Verankerung des Nachhaltigkeitsgedankens bei den Mitarbeitenden», so Reinhard.
Obwohl 74 Prozent des gesamten Energieverbrauchs der SBB auf den Bahnstrom zurückzuführen seien, dürfe man den Strom- und Wärmebedarf für Gebäude und Anlagen nicht unterschätzen, weiss Reinhard. Aber auch den kantonalen Energiegesetzen, wie dem Grossverbraucherartikel, gilt es Rechnung zu tragen. Hier kommt die EnAW ins Spiel, welche die SBB seit 2007 zuverlässig begleitet. Mit Erfolg: Aus der Zusammenarbeit mit der EnAW resultieren jährliche Einsparungen von rund 60 Gigawattstunden Energie. Das entspricht ungefähr dem Energieverbrauch aller Haushalte der Stadt Biel. Im Rahmen von 75 Zielvereinbarungen werden an Bahnhöfen, Bürostandorten und Werkstätten in der ganzen Schweiz kontinuierlich energetische Optimierungen vorgenommen. Für die Koordination der rund 4150 Energieeffizienzmassnahmen ist Reinhard divisionsübergreifend zuständig. 4150? Ja. Und es werden immer mehr. So zum Beispiel auf dem Areal rund um den Zürcher Hauptbahnhof. Hier kommt nämlich nicht nur das breite Streckennetz der SBB zusammen, sondern auch die verschiedenen Divisionen. Aufgrund der vielen Verbraucher hängt das ganze Areal an einem eigenen Stromversorgungsnetz, einem sogenannten Mittelspannungsring, welcher die Standorte der verschiedenen Divisionen energietechnisch verbindet. Und das ist nicht das Einzige, was der Zürcher Hauptbahnhof verbindet.
Ein neuer Bahnhof, ein neuer Tunnel und zwei neue Brücken: Die Zürcher Durchmesserlinie ist ein Generationenprojekt und eines der grössten Bauwerke im Bahnsystem Schweiz. Die Durchmesserlinie verbindet Altstetten, den Zürcher Hauptbahnhof und Oerlikon. «Mit ihr brach auch in Sachen Energieeffizienz eine neue Ära an», erinnert sich Thomas Sommer. Der EnAW-Berater der SBB kennt sämtliche Energiefresser und Einsparpotenziale am Zürcher Hauptbahnhof. Gerade die klassischen Haustechnikanlagen wie die Beleuchtung, Lüftung und Kälte seien aufgrund der Vielzahl an Ladenlokalen besonders energieintensiv. «Die Durchmesserlinie löste am Hauptbahnhof Zürich eine Reihe von Massnahmen rund um die Beleuchtung und Kälteversorgung aus», so Sommer. Zuvor musste sich jeder Gewerberaum individuell um seine Kühlung kümmern. «Jede Kältemaschine produzierte auch Abwärme, die wiederum im Laden landete und nicht genutzt werden konnte», erzählt Sommer. Heute wird die Kälte zentral und effizient generiert und verteilt – anstatt Strom sorgt das Limmatwasser als erneuerbare Energiequelle für optimale Konditionen. Das rechnet sich: Sowohl bei der Beleuchtung als auch der Kälteversorgung spare die SBB bereits je über 500 Megawattstunden Energie. Und was merken die Kunden? «Das Ziel ist es, dass durch das Energiesparen keine Komforteinbussen entstehen», so Reinhard.
Was die Passagiere aber sehr wohl zur Kenntnis nehmen, sind verschmutzte Wagons oder defekte Toiletten. Im Reparaturcenter Zürich-Altstetten beheben rund 200 Mitarbeitende Schäden an Einzelwagen und Lokomotiven. Von der Entfernung von Graffitis über die Entkalkung an WC-Systemen bis hin zu modularen Revisionen – und das in teilweise über 100 Jahre alten Gebäuden. Michel Ryser kümmert sich als Fachspezialist für Energie und Umwelt bei der Division Personenverkehr um das Energie- und Anlagenmanagement und weiss: In Altstetten werden nicht nur die Züge auf Vordermann gebracht. So wurde die grosse Werkhalle vor drei Jahren saniert und die Gebäudehülle auf den gesetzlichen Standard gebracht. «Die Herausforderung ist dabei, den denkmalgeschützten Gebäuden und Anforderungen Rechnung zu tragen», so Ryser. Aber auch eine energieeffiziente Arbeitsweise wird grossgeschrieben. Der Schlüssel zum Erfolg? Pilotieren. Denn gerade bei einem Unternehmen mit so vielen Standorten, Fachgebieten und Ansichtsweisen wirken Erfolgszahlen und Erfahrungsberichte überzeugend. «So zum Beispiel beim Projekt Grubenbeleuchtung», erzählt Ryser. «Die Züge in den Serviceanlagen stehen auf Unterhaltsgleisen, damit von unten an den Fahrzeugen gearbeitet werden kann. Bis vor Kurzem waren diese Gleise häufig permanent beleuchtet. Da aber nicht ständig unter den Zügen gearbeitet wird, suchten wir nach einer einfachen Lösung, den Stromverbrauch zu reduzieren.» In Genf und Luzern setzte man deshalb Zeitschaltuhren ein, um den Stromverbrauch zu optimieren. Ein Pilotprojekt, das aufzeigt, wie mit kleinem Aufwand spürbare Ergebnisse erzielt werden können. «Die Ergebnisse dienten als Legitimation zur aktuellen schweizweiten Umsetzung solcher Massnahmen», so Ryser.
Apropos Legitimation: Egal zu welcher Jahreszeit – die Temperatur in Zügen ist ein heikles Thema. Ähnlich wie beim Pilotieren setzt die SBB deshalb auch in diesem Thema auf positive Resonanz. So testete die SBB im Januar 2018, wie eine Temperaturabsenkung um zwei Grad in den Zügen der Zürcher S-Bahn bei den Reisenden ankommt. Aufgrund der positiven Rückmeldungen werden bald über 100 Fahrzeuge der Zürcher S-Bahn umprogrammiert. Das lohnt sich, rechnet die SBB doch mit jährlichen Einsparungen von 1.6 Gigawattstunden Strom. Doch nicht nur die Temperaturregelung birgt grosses Sparpotenzial. Auch die Fahrweise spielt eine wichtige Rolle, denn gerade ungeplante Stopps kosten enorm viel Energie. Nach dem Credo «wer bremst, verliert», klügelte die SBB deshalb das System der adaptiven Lenkung aus. Die sogenannte grüne Welle im Bahnverkehr optimiert per Dispositionstool den Fluss des ganzen Bahnverkehrs. «Besetzt ein Zug einen Streckenabschnitt, wird das dem nachkommenden Lokführer frühzeitig mitgeteilt, sodass er rechtzeitig die Geschwindigkeit reduzieren und dem Konflikt aus dem Weg gehen kann», erklärt Reinhard. Das Ziel der adaptiven Lenkung sei also, unnötige Stopps zu vermeiden, damit die Pünktlichkeit zu erhöhen und Energie zu sparen. Eigentlich sei es wie beim Autofahren: «Über eine grüne Welle freut man sich immer», so Reinhard.
Damit die SBB auch in Sachen Energieeffizienz und Produktion von neuen erneuerbaren Energien pünktlich ans Ziel kommt, sollen mit dem neu lancierten Teilprogramm «neue erneuerbare Energien» bis 2030 jährlich 30 Gigawattstunden Solarstrom produziert werden. Die Fahrt vom Zürcher Hauptbahnhof nach Altstetten zeigt gleich zweifach: Auch hier ist die SBB gut auf Kurs. Denn auf den Serviceanlagen Herdern und Altstetten sind bereits Photovoltaikanlagen installiert. «Nachhaltiger Umgang mit wachsender Mobilität» lautet das firmeninterne Credo. Die wachsenden Passagierzahlen, der stetige Preisdruck sowie die Aufrechterhaltung der Servicequalität münden in einer zunehmenden Komplexität. Auch im Zusammenhang mit der Elektromobilität stehe das bundesnahe Unternehmen vor neuen Herausforderungen: «Durch das Elektroauto schrumpft unser Umweltvorteil gegenüber der Strasse etwas», so Ryser. Um diesen Herausforderungen gerecht zu werden, bleibt die SBB deshalb mit viel Engagement daran und stellt so die Weichen für eine nachhaltigere Zukunft.
03.07.2024
Das Wichtigste in Kürze
Energieeffizienz steigern und erneuerbare Energien fördern: Gemeinsam mit anderen bundesnahen Unternehmen trägt die SBB im Rahmen der Initiative Energie-Vorbild (VBE) die Energiestrategie 2050 mit.
2012 hat die SBB dafür ein eigenes, umfassendes Energiesparprogramm auf die Beine gestellt.
Auch die Zusammenarbeit mit der EnAW trägt Früchte: 60 Gigawattstunden Energie spart die SBB dadurch jährlich ein.
Mit einer Teilnahme bei der EnAW senken die Unternehmen im Kanton Wallis Ihre Energiekosten und sparen durch wirtschaftliche Massnahmen Geld. Die Unternehmen erfüllen mit ihrer Zielvereinbarung die Anforderungen von Bund und Kantonen unkompliziert und effizient und werden mit einem Rund-um-Service und modernen Tools verlässlich beraten.
Gezielte Datensammlung und ein Leitsystem für Pistenfahrzeugfahrer sorgen dafür, dass die Aletsch Bahnen AG weniger Strom, Diesel und Wasser benötigen.
Sparen Dank dem energetischen Fine-Tuning Energie und Kosten: Die Thermalquellen Brigerbad AG garantiert einen energieeffizienten Badespass.
36 Bergbahnanlagen führen in der Aletsch Arena zu Gipfeln, Aussichtspunkten und den Ferienorten Riederalp, Bettmeralp und Fiescheralp. Die Aletsch Bahnen AG unterhält Bergbahninfrastrukturen mit den zugehörigen Aktivitäten und Pisten. Ein ausgefeiltes Schneemanagementsystem hilft dabei, den Energieverbrauch im Winter zu reduzieren und Ressourcen zu sparen. Das zeigt Wirkung: Jährlich sparen die Bergbahnen so rund 136 000 Kilowattstunden für Strom und Diesel.
Die Thermalquellen Brigerbad AG ist eine Wohlfühloase sondergleichen. Die glücklichen Gesichter der Badegäste bestätigen: In Brigerbad hat man die Rezeptur für das einmalige Badeerlebnis perfektioniert – gemeinsam mit der EnAW auch in Sachen Energieeffizienz, denn: Das Thermalbad spart durch die Energieoptimierung nicht nur Kilowattstunden, sondern auch Schweizer Franken ein.
03.07.2024