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«Uns war die Nachhaltigkeit wichtiger als die Ästhetik»

Das Hotel Valbella Resort reduziert seinen Energieverbrauch mit Unterstützung der Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW). Dazu werden laufend Optimierungen vorgenommen und Massnahmen umgesetzt. Hoteldirektor Thomas Vogt erläutert, warum sich sein Betrieb unter anderem für eine Photovoltaikanlage entschieden hat.

Thomas Vogt.

Herr Vogt, das Valbella Resort hat dank der EnAW-Massnahmen seinen Energieverbrauch senken können. Wie hat es das ohne Komfortverlust geschafft?

Thomas Vogt: Man kann den Energieverbrauch ohne Komfortverlust senken, indem man investiert, schult und Spezialisten hat, die auf den Verbrauch achten.

Besonders spektakulär sind die PV-Module in den Balkonen. Wie viel Überzeugungsarbeit mussten Sie bei Ihrem Architekten leisten, damit er seine Zustimmung gibt?

Der Architekt war grundsätzlich mit der PV-Anlage an den Balkonen einverstanden, er wollte die PV der Ästhetik wegen in einem anderen Winkel montieren. Damit sie aber eine grössere Wirkung erzeugt, muss sie im richtigen Winkel montiert werden. Da mussten wir den Architekten überzeugen, dass uns die Nachhaltigkeit wichtiger ist als die Ästhetik.

Energieeffizienzmassnahmen sind auch immer mit Investitionen verbunden und damit mit einem gewissen Risiko. Sind Sie dieses Risiko bewusst eingegangen?

Ja, wir sind das Risiko bewusst eingegangen. Gewisse Sparmassnahmen kann man im Betrieb durch Einstellungen an Maschinen und Geräten lösen, aber um grössere Wirkungen zu erzielen, muss investiert werden.

Sie leben das Thema Energieeffizienz in Ihrem Resort täglich vor. Wie fallen die Reaktionen Ihrer Gäste aus?

Grundsätzlich sehr positiv. Vor allem, wenn man es spürbar und erlebbar gestaltet.

Welche Energieeffizienzmassnahme gefällt Ihnen persönlich am besten?

Die PV-Anlage ist natürlich am augenfälligsten. Das Bewusstsein, mit der Technik umzugehen und überall zu optimieren, macht aber doch am meisten Spass.

WEITERE INFORMATIONEN

Das BEATUS Wellness- und Spa Hotel in Merligen hat mit Unterstützung der EnAW seit Neuestem eine Seewasserwärmepumpe in Betrieb. Dadurch spart das Fünf-Sterne-Haus künftig viel Öl ein.

Das Hotel BEATUS in Merligen liegt direkt am Thunersee. (Bild: BEATUS Wellness- & Spa-Hotel)

Ein kleines Paradies: Das ist der erste Gedanke, der vom Kursschiff aus durch den Kopf schiesst, wenn dieses auf dem Thunersee am BEATUS vorbeifährt. Die Parkanlage des Hotels mit seinen Schatten spendenden Bäumen und den Liegestühlen lässt die Sehnsucht aufkommen, im Hotel einen Kurzaufenthalt zu buchen. Das Solbad im Freien verstärkt diese noch.

Das Solbad im Hotelpark hat allerdings einen Nachteil: Viel Energie ist notwendig, um die Wassertemperatur konstant bei 35 Grad zu halten. Bis zum Frühling dieses Jahres stammte die Energie fürs ganze Haus (Warmwasser und Heizung) dazu aus Erdöl. «Wir haben pro Jahr 270 000 Liter Erdöl verbraucht», so Philippe Baud, Generaldirektor des BEATUS, das zur HLS Hotel & Spa AG gehört. Der CO2-Ausstoss belief sich auf 720 Tonnen pro Jahr.

Damals in den 1960er-Jahren, als das Traditionshaus gebaut wurde, waren Ölheizungen üblich. Doch in den vergangenen Jahren sei der Druck, vom Öl wegzukommen, immer grösser geworden, sagt Baud. Im Jahr 2016 hat die Hotelleitung erstmals eine Analyse durch EnAW-Berater Andreas Santschi durchführen lassen. Zwei Jahre später ist sie auf Seewärme als Alternative fürs Erdöl gestossen. «Da wir massive Betonwände haben, hätte zum Beispiel eine Wärmedämmung wenig Sinn ergeben», erklärt Baud. Und Fernwärme, wie sie im Schwesterhotel ERMITAGE Wellness- und Spa Hotel in Gstaad-Schönried zum Einsatz kommt, ist in Merligen nicht vorgesehen. Auch Erdwärme sei zur Debatte gestanden. «Aber wir hätten bis zu 20 Löcher bohren müssen», argumentiert Baud. «Und das hätte wegen des lockeren Gesteins und der unmittelbaren Seenähe heikel werden können.»

Was also tun? «Wir haben uns gesagt: Wenn wir schon direkt am See gelegen sind, warum ihn nicht nutzen?», so Baud. Im September 2021 hat die Hotelleitung die konkrete Umsetzung an die Hand genommen, im März 2022 wurden die ersten Leitungen verlegt. Und jetzt sind die beiden Seewasserwärmepumpen in Betrieb. Sie leisten 550 Kilowatt. Zusätzliche 20 Prozent Leistung sind Reserve. «Die Seewasserwärmepumpe könnte wohl auch an ganz kalten Tagen ihren Dienst verrichten», sagt Baud. Dennoch hat er zur Sicherheit die alte Ölheizung durch eine neue ersetzt. Diese soll aber nur im Notfall zum Einsatz kommen. Die Seewasserwärmepumpen kühlen zusätzlich kostenlos (als Abfallprodukt) unter anderem den Restaurationsbetrieb und die Küche.

Die Investitionen für die Seewasserwärmepumpe belaufen sich auf 2.4 Millionen Franken, wobei 430 000 Franken davon aus der CO2-Rückerstattung stammen. «Wir haben aber alles selber bezahlt und bekamen keine Subventionen», sagt Baud. Er empfand aber nicht nur die hohe Investition als Herausforderung. «Auch die Bewilligungsverfahren sind nicht ganz einfach gewesen, da es sich um ein einzigartiges Projekt handelt», so Baud. Dafür sei die Zusammenarbeit mit der Gemeinde Sigriswil sehr gut gewesen. «Sie war sehr proaktiv.»

Eine weitere Herausforderung: der Strom. «Wir hatten plötzlich zu wenig Strom», erzählt Baud. «Daher mussten wir eine Trafostation einbauen.» Kostenpunkt: nochmals 350 000 Franken. «Das ist dann halt einfach so, da kann man nichts machen», sagt Baud und zuckt mit den Schultern.

Als zusätzliche Massnahme könnte sich Baud vorstellen, in dem Hotel dereinst eine Photovoltaikanlage einzubauen. «Das Beatus ist mit seiner Südwestlage für PV prädestiniert», sagt er. Die PV-Module will er auf dem Dach anbringen oder an der Fassade. «Bei diesen Strompreisen würde sich das lohnen», argumentiert Baud. Eine Anlage, wie im BEATUS im ERMITAGE ist für Baud schwierig umzusetzen. «Wir haben im ERMITAGE kein Dach in Richtung Süden», sagt er. «Zudem sind die Auflagen im Saanenland sehr streng.»

Trotz Auflagen: Baud ist pragmatisch. «Die Frage ist ja, ob man nur die Probleme oder auch die Möglichkeiten sieht», sagt er. «Was kann man mit einer Massnahme herausholen? Das ist die Herausforderung.»

Seit über zehn Jahren reduziert das Valbella Resort seinen Energieverbrauch mit Unterstützung der Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW). Dazu werden laufend Optimierungen vorgenommen und Massnahmen umgesetzt. Erstmals im Winter 2022/23 nutzte es Photovoltaikmodule an den Balkonen der Süd-Zimmer. Diese Anlage ermöglicht die Erzeugung von Winterstrom und ist ein kleiner Beitrag zur Milderung der Schweizer Stromknappheit im Winter.

Hoteldirektor Thomas Vogt (links) und EnAW-Berater Daniel Schneiter sind mittlerweile ein eingespieltes Team.

Etwas ungewohnt sind sie schon, die Photovoltaikpaneele, die schräg in das Geländer der Zimmerbalkone im Valbella Resort integriert sind. Dafür zeigen sie, dass das Resort es ernst meint mit seiner Vision, seinen ökologischen Fussabdruck stetig zu verkleinern. Die PV-Module gehen auf eine Empfehlung von EnAW-Berater Daniel Schneiter zurück. «Im Falle der Balkonpanels haben wir berechnet, wie diese angebracht werden müssen, um das Optimum herauszuholen», so Schneiter. «Mit der schrägen Anordnung verhindern wir, dass sich Schnee ablagern kann, und gleichzeitig ist die Sonneneinstrahlung im Winter am besten.»

Ebenso hat Schneiter die Idee einer Photovoltaikanlage auf den Dächern des Resorts unterstützt. «Wir haben die Dächer energetisch saniert und dabei PV integriert», sagt Hoteldirektor Thomas Vogt. Damit schlägt er gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Die PV-Anlagen produzieren an sonnigen Tagen wie jetzt im Frühling viel erneuerbaren Strom, und der Betrieb profitiert von der Einspeisevergütung.

Heizölverbrauch deutlich gesunken

Doch das Valbella Resort und EnAW-Berater Schneiter haben sich bei der Energieoptimierung nicht nur auf Solarstrom verlassen. Die Hotelleitung hat auch eine Sommerwärmepumpe einbauen lassen, also eine Wärmepumpe, die vom Solarstrom der Sonne gespeist wird und vom Frühling bis in den Herbst die Aussenluft als Wärmequelle nutzt. Zudem wird eines der Nebengebäude mit einer Erdsonden-Wärmepumpe beheizt.

Heizöl verbraucht das Hotel lediglich noch im rund 40 Jahre alten, sanierten Hauptgebäude. Die zwei kondensierenden Heizkessel wurden vor erst fünf Jahren installiert und sollen während ihrer Lebensdauer genutzt werden. «Da hätten wir gerne auch Erdsonden installiert», so Vogt. «Aber das geht wegen des Gewässerschutzes nicht.» Dennoch konnte das Valbella Resort seinen Heizölverbrauch seit 2012, als es die Zusammenarbeit mit der EnAW aufnahm, kontinuierlich senken. Waren es vor elf Jahren noch 186 000 Liter Heizöl, die verbrannt wurden, betrug der Verbrauch im vergangenen Jahr noch 114 000 Liter – und dies trotz mehr Betriebstagen und Logiernächten. «Das Ziel ist es, dank der Sommerwärmepumpe und weiteren Massnahmen auf 50 000 bis 60 000 Liter pro Jahr zu gelangen», sagt Vogt. Das ist eine Reduktion von 130 000 Litern pro Jahr oder 70 Prozent gegenüber 2012.

Hoteldirektor will noch mehr erneuerbare Energie

Zu den weiteren Massnahmen, die das Hotel realisiert hat, gehören die Installation von Ladestationen für Elektroautos. 15 Stationen sind vorhanden. Eine Systemänderung bei der Warmwassererzeugung sorgt zudem für eine Energieersparnis von bis zu 20 Prozent. Und nicht zu vergessen die Umstellung auf LED-Leuchten, die sich ebenfalls positiv auf den Energieverbrauch ausgewirkt hat.

Klar, dass all diese Massnahmen nicht günstig sind. Die grösste Herausforderung sei denn auch nicht das Finanzielle gewesen, sondern vielmehr das Technische. «Energie braucht viel Platz und ist komplex», so Vogt. «Und das Zusammenspiel zwischen neuer und alter Technologie ist auch nicht einfach.»

Wenn es nach dem Hoteldirektor geht, soll sein Resort künftig aber noch mehr auf erneuerbare Energie setzen. «Ich würde beispielsweise gerne ein Windrad aufstellen», sagt er. Dass Windräder unter Umständen einer langen Bewilligungsphase unterliegen, ist er sich bewusst. «Daher bauen wir erst einmal die Photovoltaik aus.»

Die momentan installierte PV-Modulfläche beträgt 886 Quadratmeter und ermöglicht eine maximale Peak-Leistung von 160 kWp. Der jährliche Stromertrag wird ca. 200 000 Kilowattstunden pro Jahr betragen. Diese Strommenge entspricht dem jährlichen Verbrauch von 50 durchschnittlichen Einfamilienhäusern.

Das Mineralbad Bogn Engiadina in Scuol ist eine der bekanntesten Adressen für Entspannung und Wasserspass. Badewasser für rund 180 000 Gäste pro Jahr aufzubereiten ist aber energieaufwendig. In Zusammenarbeit mit der EnAW konnte das Bogn Engiadina seine Energiebilanz stark verbessern.

Wirtschaftliche Energiesparmassnahmen ermöglichen einen energieeffizienten Badegenuss im Bogn Engiadina.

Die Tradition der Bäderkur ist in Scuol jahrhundertealt und hat dem Ort zu internationaler Bekanntheit verholfen. Das Bogn Engiadina bietet seinen Gästen auch heute noch ein besonderes Wassererlebnis: Wer sich traut, startet mit einer Abkühlung und steigt in der Kaltwassergrotte in frische 16 Grad Celsius, um sich dann in der benachbarten Warmwassergrotte bei 37 Grad Celsius wieder aufzuwärmen. In der Saunalandschaft herrschen mitunter sogar schweisstreibende 90 Grad Celsius. Im Aussenbereich des Bades können sich die Badegäste vom Sprudelbecken massieren lassen und dabei die Aussicht auf den Piz Lischana zur linken und den Piz Pisoc zur rechten Seite geniessen.

Ein halbes Grad macht viel aus

Damit dieser Badegenuss möglich wird, laufen ein paar Stockwerke weiter unten die Maschinen auf Hochtouren. Adrian Taisch, Leiter Technik des Bades, deutet auf einen Wasserzähler, der eine schnell steigende Zahl anzeigt. «Jetzt hat sich soeben der Wasserfall in der Warmwassergrotte eingeschaltet», erklärt er. Hier unten im Maschinenraum wird fassbar, was es braucht, damit die Gäste sorglos baden und sich entspannen können, und wie viel Energie dabei im Spiel ist. Fraglos die grössten Energiefresser sind die Becken, deren Temperatur konstant gehalten werden muss. Im Unterschied zu vielen anderen Bädern in der Schweiz ist das Bogn Engiadina nämlich nicht ein Thermal-, sondern ein Mineralbad. Für die Wasseraufbereitung bedeutet das nicht nur, dass mehr als eine Tonne Eisen- und Manganablagerungen pro Jahr aus dem System entfernt werden muss. Auch muss das Wasser gerade im Winter aufwendig geheizt werden, wenn es mit nur vier Grad aus dem Berg sprudelt. Der Grossteil der Energie, die das Bogn Engiadina verbraucht, fliesst also in den Heizprozess – und jedes Grad kostet dabei Geld. Es komme vor, dass Badegäste die Wassertemperatur beanstanden. «Für die Kundenzufriedenheit wollen wir dem Gast entgegenkommen und die Wassertemperatur erhöhen», sagt Direktor Claudio Duschletta. «Ein halbes Grad kann aber schon mal bis zu 25 000 Franken pro Jahr zusätzlich kosten.»

Energiesparen hat Tradition

Den Energiehaushalt wirtschaftlich zu optimieren hat in Scuol unter anderem deshalb seit jeher Tradition. Bereits 1995 wurde das Bogn Engiadina mit dem Prix d’Etat für die energietechnische Planung ausgezeichnet, die unter anderem eine Wärmepumpe und ein Wärmerückgewinnungsbecken vorsah – damals ein sehr innovatives Projekt. «Den Preis hätten wir auch heute wieder verdient», sind sich Duschletta und Taisch einig. «So ein Bad, das jeden Tag im Jahr offen hat und auch im Winter eine angenehme Badetemperatur ermöglicht, ist nicht unbedingt ökologisch», räumt Duschletta ein. «Aber in Zusammenarbeit mit der EnAW und unserem Berater Daniel Schneiter konnten wir einige Veränderungen vornehmen, die sich merklich auf unseren Energieverbrauch auswirken.»

Man kann immer etwas verbessern

Adrian Taisch, der 2021 sein 10-Jahr-Jubiläum im Bogn Engiadina feierte, kann bestätigen, dass sich in Bezug auf Energie und Nachhaltigkeit einiges getan hat. Ein entscheidender Impuls für die jüngsten Sanierungen und Massnahmen sei von der EnAW ausgegangen, die das Bogn Engiadina als Grossverbraucher im Jahr 2014 kontaktiert und eine Zusammenarbeit vorgeschlagen habe. Dabei konnten die Techniker auf gute Voraussetzungen aufbauen. Bereits vorhanden war ein Erdsondenfeld mit total sechs Kilometer Leitungen, die im Winter als Wärmequelle dienen. Diese Erdsondenanlage konnte in das neue Energiekonzept eingebunden werden. Vom Frühling bis im Herbst kommen neu Aussenluftkühler zum Einsatz, die auf dem Dach installiert sind und der Umgebungsluft Wärme entziehen. Bleibt dabei Wärme übrig, die nicht für das Heizen der Bäder verwendet wird, kann diese Energie in die Erdsonde eingespeist und bis im Winter gelagert werden. Doch auch kleinere Anpassungen tragen dazu bei, dass weniger Energie verbraucht wird, etwa die wassersparenden Duschköpfe, die im gesamten Bad eingebaut wurden. Alle Massnahmen zusammengenommen, spart das Bogn Engiadina pro Jahr mit bis zu 135 000 Liter nicht nur genug Heizöl, um 45 Haushalte ein Jahr lang zu beheizen, sondern auch 20 000 Kubikmeter Wasser – eine Menge, mit der man ganze 38 Bogn Engiadinas füllen könnte. Eine Rechnung, die mehr als aufgeht: «Das investierte Geld für diese Massnahmen haben wir nach spätestens sechs Jahren wieder drin, die Investition hat sich also absolut gelohnt», sagt Duschletta zufrieden. «Und wir haben jetzt etwas, was auch in Zukunft hält.»

Alles fliesst

Alle Massnahmen, die sich wirtschaftlich auszahlen, konnten im Bogn Engiadina umgesetzt werden. Damit ist es nicht nur in technischer Hinsicht Vorbild in der Schweizer Bäderwelt, sondern trägt auch zu einem nachhaltigen Umgang mit der Umwelt in der Region bei, geht doch ein Teil der Einnahmen an regionale Nachhaltigkeitsprojekte. Gerade durch die Verwurzelung in der Geschichte und Kultur Scuols sei eine nachhaltige Gestaltung des Bades wichtig für die Region: «Das Unterengadin als Tourismusregion nimmt sich die Nachhaltigkeit sehr zu Herzen», sagt Duschletta. «Darum wollen wir uns als eines der grössten Angebote nicht aus der Verantwortung nehmen.» Man dürfe sich aber nicht auf den Lorbeeren ausruhen, so der Direktor: «Mein Wunsch ist es, dass die Anlage so à jour bleibt, dass wir den Gästen auch in Zukunft ein tolles und energieeffizientes Badeerlebnis bieten können.» Dafür müsse man die Augen für Veränderungen offen behalten. Für die Zukunft sind mit Partnern aus der Region verschiedene Projekte geplant, unter anderem auch, um in Nachhaltigkeitsfragen weiter am Ball zu bleiben. Damit soll das Bogn Engiadina in der umkämpften Bäderwelt auch zukünftig eine der ersten Adressen bleiben. Denn, wie Duschletta sagt: «Das Unterengadin ohne das Bogn Engiadina – was wäre das denn?»

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Seit 1999 baut er die Hotelgruppe Belvédère Hotels Scuol mit den Häusern Belvédère, Belvair und GuardaVal auf. 2018 wurde er zum Hotelier des Jahres gekürt. Kurt Baumgartner ist Gastgeber mit Herzblut. Neben ausgezeichnetem Service für den Gast glänzt der gelernte Koch vor allem mit Innovationskraft, Nachhaltigkeitsgedanken und einer grossen Portion Leidenschaft. Diese teilt er sich in Sachen Energie mit seinem Berater der EnAW, Daniel Schneiter – mit Erfolg.

Die Belvédère Hotels Scuol verbinden Tradition und Innovation. Drei Hotels, vier Restaurants und zwei Wellnessoasen laden zum Verweilen ein

«Allegra» hört man die Menschen am Bahnsteig von Scuol rufen. Verblüffend schön – begegnet man als Unterländer der ältesten Landessprache der Schweiz, Rätoromanisch, doch ungemein selten. Hinkt Scuol im malerischen Unterengadin deswegen hinterher? Mitnichten! Julia und Kurt Baumgartner beweisen mit ihrer Hotelgruppe das Gegenteil. Hier trifft Tradition auf Moderne: Vor genau 20 Jahren erwarben die Baumgartners das damals in die Jahre gekommene und sanierungsbedürftige Schmuckstück Belvédère. «Herausforderung angenommen», dachte sich das visionäre Gastgeber-Paar und verhalf dem prachtvollen Jugendstilhotel Schritt für Schritt zum Erfolg. Eine entscheidende Idee dahinter: das Hotel durch eine beheizte Passarelle ober- und unterirdisch mit dem «Bogn Engiadina», der Bäderlandschaft aus reinem Mineralwasser, zu verbinden. Auch die beiden weiteren Hotels, die 2004 mit dem Badehotel Belvair und 2009 mit dem Romantik- und Boutiquehotel GuardaVal zum Ensemble der Belvédère-Gruppe dazukamen, sind über Passarellen miteinander und mit dem Engadin Bad Scuol verbunden. Ein bequemer Vorteil: Gäste können im Bademantel zu Fuss von allen drei Hotels aus zum öffentlichen Gesundheitsbad und Wellnesszentrum spazieren. Im Gespräch mit Kurt Baumgartner wird klar, seine Hotelgruppe scheut keine Investitionen, um à jour zu bleiben. Auch in Sachen Energie.

ZU DEN BESTEN GEHÖREN

2012 holte sich Baumgartner Unterstützung bei der EnAW. Energiekosten sind in der Hotellerie ein grosses Thema. «Nur schon die Tatsache, dass um 17 Uhr 200 Gäste duschen gehen wollen, ist ein Kostenfaktor, den man spürt», erklärt der langjährige Hotelier. Aber auch die Wellnessanlage, das Beheizen der Räumlichkeiten oder die Beleuchtung sind energieintensiv. Baumgartner, für den Nachhaltigkeit nicht nur bei Investitionen, sondern auch im täglichen Umgang mit Ressourcen und Mitarbeitenden eine Herzensangelegenheit ist, schloss daher in Zusammenarbeit mit der EnAW eine Zielvereinbarung mit dem Bund ab, um die Energieeffizienz seiner Hotels zu steigern und die CO2-Intensität zu senken. Und es funktioniert: EnAW-Berater Daniel Schneiter, der schweizweit rund 120 Hotels energetisch fit macht, schwärmt von den Leistungen der drei Hotels: «Seit sie bei der EnAW dabei ist, konnte die Hotelgruppe mit der Umsetzung von Energieeffizienzmassnahmen jährlich rund 114 000 Franken einsparen». Gesamthaft konnten die Baumgartners die Energieeffizienz ihrer Hotels in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich erhöhen. Betrachtet man den Energiebedarf und den CO2-Ausstoss pro Übernachtung, gehören die Hotels von Baumgartner mit 5.8 kg CO2 pro Logiernacht zu den besten der Schweiz.

DER STROMVERSCHWENDUNG ENTGEGENWIRKEN

Bloss, an welchen Schrauben wurde hier eigentlich gedreht? «Strom- und Brennstoffverbrauch haben sich in allen drei Hotels seit Beginn der Zusammenarbeit stetig verbessert», erklärt der EnAW-Berater. In den vergangenen sechs Jahren sank der Stromverbrauch des traditionsreichen Belvédère im Herzen von Scuol von rund 950 000 auf knapp 680 000 Kilowattstunden pro Jahr. Dies ist vor allem auf die energetische Sanierung in der Beleuchtungstechnik zurückzuführen, die vollständig auf LED umgestellt wurde. Ausserdem sind die Hotelzimmer mit einem Anwesenheitssensor ausgerüstet. Nachdem ein Gast das Zimmer verlassen hat, wird das Zimmer nach ein paar Minuten stromlos geschaltet. Bei Gästen, die das Licht brennen lassen, kann so einer Stromverschwendung entgegengewirkt werden.

DANK ISOLATION ENERGIE EINSPAREN

Auch beim Heizölverbrauch zeigen sich Erfolge. Das charmante Drei-Sterne-Hotel Belvair der Baumgartners verbraucht gegenüber dem Jahr 2012 heute fast 15 000 Liter weniger Heizöl im Jahr. «Diese Einsparung konnte hauptsächlich durch die Sanierung der Fenster und die Erneuerung des Heizkessels mit Abgaskondensation erreicht werden», so Schneiter. Einen nicht unerheblichen Effekt in puncto Energieeffizienz leisten ausserdem Isolationsarbeiten beim Dach, an Fenstern und Türen. Auch die Lüftungen der drei Gebäudekomplexe spielen hier eine wichtige Rolle. Ungefähr 60 Prozent der Wärmeenergie werden für die Beheizung der Gebäude benötigt. Durch eine Verbesserung der Gebäudeisolation lässt sich dieser Anteil deutlich reduzieren.

BLICK IN DIE ZUKUNFT

In Koordination mit der EnAW plant Hotelier Kurt Baumgartner in Zukunft, eine Gesamtlösung zur Beheizung der drei Hotels zu finden. «Ein nicht ganz so einfaches Unterfangen», wie er sagt. «Die alten Häuser wurden eigentlich für den Sommer gebaut, deshalb müssen wir zuerst die Gebäudehüllen sanieren, bevor wir die Ölheizungen ersetzen können.» Solche und andere Projekte laufen in jeweils enger Absprache mit dem EnAW-Berater. Zwischen zwei- bis viermal im Jahr sprechen sich Baumgartner und Schneiter untereinander ab, um weitere Massnahmen anzustossen, die Wirtschaftlichkeit und Energieeffizienz unter einen Hut bringen. «Auf unsere Wünsche geht Herr Schneiter auf eine sympathische und fachlich hervorragende Weise ein», sagt der Hotelunternehmer. Letztlich seien Investitionen immer auch eine Geldfrage. «Und wenn man sieht, dass man mit Energieeffizienz auch Kosten sparen kann, hat das natürlich seinen Reiz.»

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In Arosa steht das wahrscheinlich grünste Hotel der Schweiz. Dank eines einzigartigen Energiekonzepts kommt das Valsana Hotel & Appartements praktisch ohne fossile Energien aus. Ökologie und Nachhaltigkeit bilden die Grundpfeiler des neu eröffneten Hauses. Die Tschuggen Hotel Group setzt damit neue Standards für eine nachhaltige Hotellerie – unterstützt wird sie dabei von der EnAW.

Heizöl war gestern: Das Hotel Valsana bezieht fast sämtliche Energie aus Abwärme und einem hauseigenen Eisspeicher.

Am Ortseingang von Arosa – direkt am Obersee gelegen – stehen drei elegant und modern anmutende Gebäude. Die Fassaden aus Glas und perforierten Balkongeländern stechen ins Auge und lassen künstlerisches Flair vermuten. Dennoch verrät die Form des Gebäudes sofort dessen eigentliche Funktion: ein schickes Hotel in einem Wintersportort. Das Valsana hat Geschichte: Seit über 115 Jahren steht an diesem Ort ein Hotel. Mit einem kleinen Unterbruch, als das alte Gebäude 2015 abgerissen und in seiner heutigen Form neu aufgebaut wurde. Corinne Denzler ist Direktorin der Tschuggen Hotel Group, zu welcher das Vier-Sterne-Haus in Arosa gehört. Der Entscheid zum Abbruch sei kein einfacher gewesen: «Aber wenn ein Skelett so alt ist, kann man noch so viel verschönern, irgendwann ist der Knochen trotzdem spröde.» Das altehrwürdige Haus ist also verschwunden. An derselben Stelle steht nun aber ein Bauwerk, das mindestens ebenso gute Chancen hat, einst in die Geschichte des Ortes einzugehen.

WÄRME AUS EIS

Die eigentliche Sensation des «Valsana»-Neubaus findet sich allerdings erst hinter dessen hübscher Fassade. Im unterirdischen Bauch der Anlage verstecken sich ein Eisspeicher, 18 Erdsonden und Verbindungen zu den Kühlanlagen des benachbarten Coop-Supermarkts. Diese Anlagen ermöglichen es, dass das Hotel Valsana schon im ersten Betriebswinter 96 Prozent seines Wärmebedarfs selbst decken konnte. Energiequellen sind in erster Linie die eigene Abwärme und diejenige des benachbarten Supermarkts sowie der Eisspeicher. Vor allem im Sommer fliesst überschüssige Wärmeenergie in den Eisspeicher. Dieser Speicher ist eigentlich ein riesiger Wassertank, in dem über 400 Meter dünne Rohre angeordnet sind, durch welche eine chemische Flüssigkeit fliesst. Muss im Haus geheizt werden, wird dieser Flüssigkeit durch Wärmepumpen Energie entzogen und ins Haus geleitet. Bei grosser Energieentnahme kann das Wasser um die Rohre dabei gefrieren. Um den Speicher wieder zu füllen und das Eis zu schmelzen, muss dem Wassertank lediglich neue Abwärme zugeführt werden.

«AUGEN ZU UND DURCH»

Die Bilanz nach je einer Winter- und Sommersaison kann sich sehen lassen: «Wir brauchen praktisch kein Heizöl mehr, für ein Hotel ist das fantastisch!» Denzler ist mehr als zufrieden. Das alte Hotel verbrauchte im Schnitt 135 000 Liter Heizöl pro Jahr. Der Neubau benötigte im ersten Winter bloss noch vier Prozent davon, und selbst das nur, weil die Notheizung einmal einspringen musste. Ein Energiekonzept dieser Art gab es bei einem Hotel zumindest in der Schweiz noch nie. Eine entsprechende Unsicherheit sei natürlich da gewesen, gibt Denzler zu. «Irgendwann haben wir einfach gesagt: Augen zu und durch.» Der Wagemut, einen solchen Entscheid durchzuziehen, hat sich ausbezahlt. Der CO2-Ausstoss hat sich damit um 20 Kilogramm pro Logiernacht verringert. Geht die Entwicklung weiter in diese Richtung, möchte die Hotelgruppe bald sogar CO2-neutrale Übernachtungen anbieten.

SPAREND GEWINNEN

EnAW-Berater Daniel Schneiter zeigt sich ebenfalls begeistert vom neuen «Valsana»-Konzept. Er kennt sich aus mit Energieversorgung und Effizienzkonzepten bei Hotels: Für die EnAW betreut er über 100 Betriebe in der ganzen Schweiz. Auch beim Neubau in Arosa war seine Expertise gefragt, für Schneiter «ein Sechser im Lotto». Es sei toll gewesen, mit einer so aufgeschlossenen Bauherrschaft zusammenzuarbeiten. Schneiter meint damit vor allem die Besitzerfamilie der Tschuggen Hotel Group, welche ihre Hotels erfolgreich, aber auch nachhaltig führen möchte. Neben dem Valsana gehören noch vier weitere Hotels in Ascona, St. Moritz und Arosa zur Gruppe. Im Rahmen des Projekts «Leuchtturm» (siehe Infobox) haben die Hotels zusammen mit der EnAW eine gemeinsame Universalzielvereinbarung mit dem Bund abgeschlossen. Dank dieser Vereinbarung erhält das Unternehmen jährliche Rückerstattungen der CO2-Abgabe im sechsstelligen Bereich.

BODENSTÄNDIG UND VISIONÄR

Nachhaltigkeit ist im «Valsana» nicht bloss Theorie, sondern zeigt sich in allen Facetten und Details. Dazu gehören die Auswahl an lokalen Nahrungsmitteln, die Ladestationen für Elektrofahrzeuge oder ein bewusster Verzicht auf PET und Papier. Doch so sehr ihr all das am Herzen liege, meint Denzler, «am Ende des Tages müssen auch wir unser Geld verdienen». Geringere Energiekosten und Rückerstattungen tragen massgebend zur Wirtschaftlichkeit der Hotels bei. Trotzdem bleibt es ein Balanceakt zwischen Gästezufriedenheit, Nachhaltigkeit und Rentabilität, den Denzler und ihre Mitarbeitenden jeden Tag aufs Neue vor sich haben. Das Hotel Valsana hat sich dieser Herausforderung in aller Grösse angenommen. Die Tschuggen Hotel Group möchte damit neue Standards für eine nachhaltige Hotellerie setzen: «Dieses Haus soll uns die Zukunft aufzeigen», sagt Denzler und hofft, dass sie damit viele Nachahmer finden wird.

Projekt «Leuchtturm»

Das Projekt «Leuchtturm – Energieeffiziente Hotels Graubünden» wurde 2014 mit dem Tourismuspreis Milestone 2014 ausgezeichnet. Es zeigt den Hotels konkrete Wege auf, ihren Energieverbrauch und CO2-Ausstoss zu verringern und gleichzeitig Kosten zu sparen. Die am Projekt beteiligten Hotels nehmen am Energie-Management-System der EnAW teil und arbeiten eng mit einem EnAW-Berater zusammen. Bis Ende 2017 haben 103 Hotels und Tourismusbetriebe aus dem Kanton Graubünden mit Unterstützung der EnAW eine Zielvereinbarung mit dem Bund abgeschlossen. Bis 2020 wollen sie über 18 000 Tonnen CO2 einsparen.

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